"Da gehöre ich einfach zu den Leuten, die nicht ewig weitermachen, wenn sie merken, dass etwas nicht läuft." Das hat TV-Koch Steffen Henssler vor einigen Tagen im DWDL.de-Interview gesagt. Gemeint hat er damit seinen kleinen Ausflug zu ProSieben, wo er als Nachfolger von Stefan Raab angetreten war, nach acht Ausgaben "Schlag den Henssler" aber schon wieder aufhörte. Henssler räumte sehr freimütig ein, dass ihm die Sendung nicht wirklich gelegen habe. Daher ist die Rückkehr zu Vox und seinem einstigen Erfolgsformat "Grill den Henssler" nur allzu verständlich. Diese Sendung hat ihm nämlich schon immer gelegen - und sie tut es auch nach der zweijährigen Pause noch immer.

Henssler ist spontan, witzig und hat manchmal ein etwas zu loses Mundwerk. Das alles waren Gründe, weshalb ihn ProSieben damals nach Unterföhring lotste. Alle diese Eigenschaften konnte er bei "Schlag den Henssler" aber nie wirklich ausspielen - bei Vox kann er das. Vox versucht auch gar nicht, die knapp zweijährige Abwesenheit Hensslers zu verschweigen. Er habe sich ein Sabbatical genommen, heißt es zu Beginn der Show ironisch aus dem Off. Und später legt Henssler selbst nach: "Ich habe mir eine Auszeit genommen und etwas unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht."

Nach der etwas zu pompösen Eröffnung, die an Gladiatoren erinnerte, die eine Arena betreten, ging es mit dem neuen Improgang los. Statt fünf gibt es künftig nur noch drei Zutaten, aus denen die Promis und Henssler ein Gericht zaubern müssen. In der ersten Ausgabe waren es Tafelspitz, Erdnussbutter und Kartoffelschale. Henssler ist von Anfang an bei der Sache, voll motiviert und stets in seinem Element. Der Herd liegt ihm eben doch mehr als das Quiz-Pult. "Vati hat’s noch drauf", platzt es irgendwann aus dem Koch heraus, als er eine selbstgemachte Soße probiert.

Dass auch die Sendung es noch drauf hat, liegt aber nicht nur an Henssler. Auch die Gäste-Auswahl ist zum Auftakt sehr gelungen, mit "DSDS"-Jurorin Oana Nechiti, Guido Maria Kretschmer und Mario Barth hat man einen hohen Unterhaltungsfaktor. Gut wohl auch für Vox, dass die Dienstwege zu den Promis kurz gewesen sein dürften, alle drei stehen ja schon in den Diensten der Mediengruppe. Alle Gäste dürfen ein bisschen Werbung für ihre Sendungen machen, das wird doch dankenswerterweise nie zu aufdringlich. Besonders Barth sorgt für viele Lacher, darf er in der Sendung doch schließlich das sein, was er eigentlich ist: ein Comedian. Hier muss Mario Barth nicht so tun, als sei er journalistisch investigativ unterwegs. Hier zählen nur seine Witzchen - und die bringen das Publikum des Öfteren zum Lachen.

Grill den Henssler© TVNow/Frank W. Hempel
Die neue Jury harmoniert gut miteinander.

Kurz vor dem Ende der Show muss Barth in bester "Wetten, dass..?"-Manier zum Flughafen, was Mirja Boes, die neuerdings in der Jury sitzt, trocken kommentiert: "Der eröffnet heute noch ein Autohaus." Rumms, auch das hat gesessen. Doch wer meint, ITV Studios Germany und Vox hätten Boes als Witze-Erzählerin engagiert, liegt falsch. Das ist vielleicht ein Pluspunkt, der hinzu kommt. Boes besitzt aber auch ein eigenes Restaurant und ist kulinarisch daher gebildet. Reiner Calmund bleibt also der einzige Laie in der Jury - Witze über dessen Hunger und seinen Bauchumfang werden von allen Beteiligten zu jeder Zeit gerne mitgenommen. Und dann ist da noch Christian Rach, der auch in der Jury sitzt und den Platz des etwas strengeren Kritikers einnimmt. Aber auch er macht seinen neuen Job sehr gut.

Die Jury von "Grill den Henssler" ist mit Boes, Calmund und Rach wohl so prominent besetzt wie nie. Die drei Experten harmonieren wunderbar und es herrscht eine gute Mischung aus Witz und Expertise. Eine weitere Neuerung bei "Grill den Henssler" fand auf der Moderatorenposition statt. Wo früher Ruth Moschner locker und leicht durch die Show führte, steht nun Annie Hoffmann. Die ist zum Einstieg noch spürbar nervös, was sie auch gar nicht versucht zu leugnen. Einige Gespräche wirken daher noch etwas hölzern und die spontanen Einlassungen von Henssler kann sie noch nicht so stark kontern wie einst Moschner. Hoffmann lieferte aber dennoch einen soliden Einstand ab, wirkte stets sympathisch und schuf ein gutes Gleichgewicht zwischen Henssler und den Promis. Mit ein bisschen mehr Mut zu pointierten Sprüchen, wozu Hoffmann definitiv in der Lage ist, das hat sie in der Vergangenheit bereits bewiesen, und ein bisschen mehr Spontaneität wäre das Bild rund.  Die Angst vieler Fans, durch den Wegfall von Moschner würde ein wichtiger Part der Show verloren gehen, ist jedenfalls nicht gerechtfertigt. Auch Hoffmann kann diesen Job in Zukunft sehr gut ausfüllen.

Insgesamt haben Vox und ITV Studios Germany "Grill den Henssler" inhaltlich erfolgreich neu aufgelegt. Die Veränderungen wie zum Beispiel in der Jury machen die Show sogar noch unterhaltsamer als in der Vergangenheit. Das neue Studio hätte es da gar nicht gebraucht, die optische Auffrischung ist aber auch kein Minuspunkt. Der Rest ist einfach ein starkes Konzept: Wenn Christian Rach einem roten Teller "kein Handwerk" attestiert und dieser dann von Steffen Henssler ist, braucht es sonst nichts mehr, um gut unterhalten zu sein. Keine Frage: Bei "Grill den Henssler" ist Henssler in seinem Element - und das kann man ihm auch in jeder Minute ansehen. Bei "Schlag den Henssler" war das schon nach wenigen Ausgaben nicht mehr so. Vati hat’s eben noch drauf.

Vox zeigt noch drei weitere Ausgaben von "Grill den Henssler" sonntags um 20:15 Uhr.