Der NDR-Rundfunkrat hat auf seiner Sitzung am Freitag Joachim Knuth zum neuen Intendanten des NDR gewählt. Er erhielt 40 der 47 abgegebenen Stimmen und erreichte damit die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Es gab sechs Enthaltungen und eine Nein-Stimme. Knuth löst damit Lutz Marmor ab, dessen zweite Amtszeit am 12. Januar 2020 endet, Knuth übernimmt dementsprechend am 13. Januar. Marmor hatte angesichts seines Alters von mittlerweile 65 Jahren nicht mehr für eine volle weitere Amtszeit zur Verfügung gestanden, eine verkürzte Amtszeit wollte dann wiederum der Verwaltungsrat nicht, dem bei der Intendantenwahl das Vorschlagsrecht zusteht.

Die Gremien haben sich mit der Wahl von Joachim Knuth für Kontinuität statt Generationswechsel entschieden - der NDR-Rundfunkrat hatte aber auch kaum eine andere Wahl, weil der Verwaltungsrat nur diesen einen Kandidaten zur Auswahl stellte. Knuth ist 60 Jahre alt und dürfte dementsprechend wohl nur für eine Amtszeit zur Verfügung stehen. Er ist seit 1985 für den NDR tätig, seit 2008 ist er Hörfunk-Direktor und trat erst Anfang dieses Monats zusätzlich den Posten als stellvertretender Intendant an.

Joachim Knuth sagt zu seiner Wahl: "Der NDR ist mit seinen Radio-, Fernseh- und Onlineangeboten und seiner tiefen Verwurzelung in den Regionen das führende Medienhaus Norddeutschlands – und ein Leistungsträger in der ARD. Wir müssen da, wo wir stark sind, stark bleiben und dort, wo wir noch nicht so stark sind, stärker werden. Denn die Medien und die Art, wie wir Medien konsumieren, verändern sich rasant. Darauf müssen wir reagieren, mit mehr crossmedial produzierten Inhalten, die die Norddeutschen immer und überall nutzen können. Ich freue mich über das Vertrauen des Rundfunkrates und bin mir sicher, dass wir dank der Kreativität, der Fantasie und der Innovationsenergie unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Herausforderungen des neuen Jahrzehnts meistern werden."

Cornelia Nenz, Vorsitzende des NDR Rundfunkrates: "Mit Joachim Knuth gewinnt der NDR einen profilierten Journalisten mit exzellenter Führungsqualifikation für die verantwortungsvolle Aufgabe des Intendanten. Er hat seine herausragenden Managementfähigkeiten in den verschiedensten Funktionen unter Beweis gestellt und genießt über den NDR hinaus große Wertschätzung. Joachim Knuth übernimmt von Lutz Marmor ein bestens aufgestelltes Haus. Ich bin überzeugt, dass er den Norddeutschen Rundfunk auch im medialen Wandel hervorragend führen wird, und wünsche ihm auch im Namen des Rundfunkrates alles erdenklich Gute."

Fachliche Eignung spricht Joachim Knuth angesichts seiner langjährigen Führungserfahrung bei den Öffentlich-Rechtlichen kaum jemand ab - doch das Verfahren der Intendantenwahl sorgte trotzdem für Kritik, hausintern wie extern. Der NDR-Verwaltungsrat hatte keine Ausschreibung des Postens durchgeführt und auch sonst keine anderen Kandidaten geprüft. Das ist durch den NDR-Staatsvertrag - anders als etwa jüngst beim SWR - auch nicht vorgeschrieben, der NDR-Verwaltungsrat ist im Verfahren frei und hat sich dementsprechend auch an alle Vorgaben gehalten.

Das bedeutet aber auch, dass man sich aus eigenem Antrieb auch für ein transparenteres Verfahren und einen Wettstreit unterschiedlicher Ideen zur Zukunft des NDR hätte entscheiden können, dies aber bewusst nicht getan hat. Den Bestrebungen der ARD, mehr Transparenz gegenüber den Beitragszahlern herzustellen, wie man es so gerne und oft betont, haben die NDR-Gremien damit einen Bärendienst erwiesen.