Schon im Frühjahr wurde über mögliche Veränderungen bei der MIPTV in Cannes spekuliert (DWDL.de berichtete). Jetzt hat der Messeveranstalter Reed Midem die Pläne für das kommende Jahr konkretisiert und erstmals bestätigt, dass die Fernsehmesse im Frühjahr ausschließlich des Palais des Festivals stattfinden wird. Jene Distributoren, deren Stände sich bislang außerhalb des Palais befanden, müssen damit ebenfalls ins Innere ziehen.

Von der Maßnahme sind unter anderem Fremantle, ITV Studios und Banijay betroffen. Reed Midem sprach von einer "völlig neuen Erfahrung". Chefin Laurine Garaude erklärte, man habe sich bei der Neugestaltung der MIPTV von neuen Arbeitsbereichskonzepten wie WeWorks inspirieren lassen "und wir werden die Art und Weise verändern, wie das Palais genutzt werden kann". Details zu den Preisen für die Aussteller sind noch nicht bekannt.

Traditionell mussten die Aussteller sowohl auf der MIPTV im Frühjahr als auch auf der MIPCOM im Herbst die gleiche Fläche belegen, künftig werden die beiden Veranstaltungen jedoch mit unterschiedlichen Grundrissen aufwarten. Die im April stattfindende MIPTV ist ohnehin kleiner und weniger gut besucht als die MIPCOM - vor allem, weil viele amerikanische Studios, die zu dieser Jahreszeit mit den Vorbereitungen auf die LA Screenings beschäftigt sind, der Messe fernbleiben.

Gespaltene Meinungen zu MIP-Plänen

Angesichts rückläufiger Besucherzahlen hatte die MIPTV schon in den vergangenen Jahren versucht, den Trend mit einem veränderten Fokus hin zu Entwicklung, Produktion und Koproduktion zu stoppen. 2020 soll der Zeitplan der Messe weiter gestrafft werden. Zuletzt hatten die Veranstalter im Umfeld der MIPTV das Serien-Festival Canneseries eingeführt, das auch im nächsten Jahr wieder stattfinden soll.

Freuen dürfen sich vor allem kleinere Händler, die sich durch die Konzentration der Messe auf das Palais-Innere mehr Aufmerksamkeit erhoffen. "Wir werden mehr Menschen sehen und wir werden auch gesehen werden - es ist eine positive Sache für uns", zitiert der Branchendienst "TBI Vision" die Gründerin eines kleinen Dokumentarfilm-Spezialisten. Die Planungen der Reed Midem scheinen jedoch nicht bei allen gut anzukommen - vor allem nicht bei den größeren Unternehmen.

Gegenüber "TBI Vision" sagte der Verantwortliche eines namentlich genannten Unternehmens, das bislang außerhalb des Palais seinen Stand hatte, es gebe "im Moment viele Zweifel". "Mein Problem ist, dass wir einen schönen, maßgeschneiderten Stand haben, für dessen Bau und Entwurf wir viel Geld ausgegeben haben." Plötzlich werde einem gesagt, man müsse einen neuen Stand bauen, der weniger individuell sei. Für einen größeren Händler sei das "schwierig zu vermitteln". Er tendiere dazu, der MIPTV fernzubleiben.