Steckbrief

Sendestart: 13. Oktober 2013
Geschäftsführer und Programmverantwortlicher: Hendrik Hey
Eigentümer: 70 % Hendrik Hey, 30 % diverse nicht operative Gesellschafter
Kernzielgruppe: 14- bis 59-Jährige

Profil & Werdegang

Welt der Wunder© WdW
Die Marke "Welt der Wunder" erblickte bereits im Jahr 1996 das Licht der Welt, zunächst als Magazin bei ProSieben. 2005 wechselte das Format zu RTL II (Foto rechts), wo es mehrere Jahre lang wöchentlich zu sehen war. 2013 war aber auch damit Schluss. Zu diesem Zeitpunkt startete Hendrik Hey, der seit dem Beginn hinter der Marke steht, den Free-TV-Sender Welt der Wunder TV. Über eine Fortsetzung des Magazins konnte man sich nicht einigen, Hey war fortan also auf sich alleine gestellt - und ist es auch heute noch. Will man es positiv sehen, könnte man sagen, dass Hey nun zumindest niemanden mehr hat, der ihm reinreden könnte. 

Doch ohne großen Konzern im Rücken waren es für Welt der Wunder TV, wie für alle Nischensender, harte erste Jahre. Hey spricht gegenüber DWDL.de von einem "Verlustgeschäft", das man ständig querfinanzieren musste. Teilweise produziert die Welt der Wunder Sendebetrieb GmbH auch Imagefilme für Unternehmen oder begleitet Werbekampagnen. Dafür konnte sich Hey mit seinem Team beim Sender auf die Inhalte konzentrieren, die man für richtig erachtet. Das war zuletzt bei RTL II nicht mehr so, sagte Hey 2013.

Heute zeigt Welt der Wunder TV Reportagen und Dokus aus allen Bereichen. Darin geht es beispielsweise um Motorsport, Gesundheit, Essen und Trinken, Lifestyle, Musik, Technik und einiges mehr. Die Bandbreite ist also groß. Hinzu kommen Magazin-Sendungen ("Life goes on") oder auch ein Talk-Format mit Raphaela Ackermann. Das Besondere dabei: Welt der Wunder TV produziert fast alles selbst. Bislang war das aber das erwähnte "Verlustgeschäft". Das soll sich nun ändern, wie Hey im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de ankündigt. Vor rund vier Wochen hat man die Vermarktungsstrategie nämlich grundlegend verändert. Statt auf Mediaagenturen zu setzen, die pauschal Werbeplätze einkaufen und dabei hohe Rabatte und Provisionen verlangen, spricht Hey potenzielle Kunden seit kurzer Zeit selbst an. 

Werbeeinnahmen verdreifacht

"Wir ändern uns radikal", sagt der Geschäftsführer. "Weil wir von den großen Agenturen ohnehin kaum gebucht werden, konzentrieren wir uns ab sofort vollständig auf mittelständische Unternehmen." Goldbach bleibt als Vermarkter weiterhin an Bord, die Mediaagenturen umgeht man künftig aber. Das soll dazu führen, dass mehr Geld in der Kasse bleibt. Das habe auch schon sehr gut funktioniert, erklärt Hey. "Wir waren überrascht, wie groß die Bereitschaft der Unternehmen ist. Innerhalb kürzester Zeit haben wir unsere klassischen Werbeeinnahmen verdreifacht." Damit komme man langsam in einen Bereich, in dem auch die Betriebskosten gedeckt werden könnten, so der Fernsehmacher. 

Hendrik Hey sieht in dem neuen Modell viele Vorteile - auch für die mittelständischen Unternehmen oder junge Start-Ups, die ihre Produkte bewerben wollen, bei den großen Sendergruppen aufgrund ihrer Budgets aber keine Berücksichtigung finden. "Im Spiel der Großen muss man mit 5.000 Euro nicht um die Ecke kommen, für uns ist das aber viel Geld. Dementsprechend ernst nehmen wir das Geschäft", sagt der Welt der Wunder TV-Geschäftsführer, der die Unternehmen auch bei der Erstellung von TV-Spots unterstützt. Natürlich steige nun auch der eigene Personalaufwand, aber das sei nur ein "Luxusproblem". Derzeit suche man unter anderem Mitarbeiter in den Bereichen Redaktion, Grafik und Mediaplanung. 

Null Reichweite heißt nicht null Zuschauer

Wie kam Hey auf die Idee, Kunden einfach selbst anzusprechen? Ausgangspunkt war ein Fall in Schweden. Dort hatte Vässla, ein Unternehmen, das E-Roller und E-Scooter herstellt, vier Wochen lang Werbung auf insgesamt 16 Sendern geschaltet, die alle offiziell mit einer Reichweite von null ausgewiesen worden sind. Das Ergebnis: Nach zwei Wochen waren die Lagerbestände verkauft und in einer im Anschluss an die Kampagne durchgeführten Befragung stellte man fest, das plötzlich viele Schweden das Unternehmen kannten und sich auch an den Spot erinnern konnten. Will heißen: Ein mit null ausgewiesener Sender hat nicht zwangsläufig keine Zuschauer. Im Verhältnis mit den großen Sendern wird dann aber oft so gerundet, dass im Ergebnis die Null steht. Das sei auch in Deutschland so, sagt Hey. 

Für Welt der Wunder TV könnte das neue Vermarktungsmodell die Chance sein, nachhaltig schwarze Zahlen zu schreiben, davon zeigt sich Hendrik Hey überzeugt. Wenn die großen Mediaagenturen nun drohen würden, den Sender nicht mehr zu buchen, lässt Hey das laut eigener Aussage kalt. Die hätten zuvor auch nicht gebucht und wenn, dann zu so schlechten Konditionen, dass man den Sender langfristig hätte einstellen müssen. "Die großen Marken sind in der Werbung für uns nicht mehr von Bedeutung", sagt er. In der Zukunft könne man auch mit anderen kleinen Sendern zusammenarbeiten. Ein gemeinsamer Vertrieb wäre eine Alternative zu den großen Mediaagenturen. 

Verfügbar ist Welt der Wunder TV über Satellit und diverse Kabelnetze sowie über Zattoo. Zudem gibt es Apps für diverse Smart-TVs und einen Livestream auf der eigenen Webseite. Der Sender wird von der AGF gemessen und erreicht demnach bis zu 16 Millionen Zuschauer im Monat. Das ist allerdings eine reine Brutto-Zahl - also Zuschauer, die mit dem Sender in einem Monat in Kontakt gekommen sind. Sie können einzelne Sendungen gesehen oder aber auch nach wenigen Sekunden weitergeschaltet haben. Die Zuschauerschaft des Senders ist tendenziell etwas männlicher geprägt und im Schnitt 39 Jahre alt. Hinzu kommen laut dem Sender 12 bis 15 Millionen Online-Videoviews pro Monat. 

"Die großen Marken sind in der Werbung für uns nicht mehr von Bedeutung."
Welt der Wunder TV-Geschäftsführer Hendrik Hey

Trotz der vielen Möglichkeiten, die es heute für einen kleinen Nischensender in der Verbreitung gibt, ist der lineare Weg für Welt der Wunder TV weiterhin der mit Abstand wichtigste. "Ich muss als wirklich technisch innovativer Medienvertreter, der alles was neu ist sofort implementiert, mal eine Lanze fürs lineare TV brechen. Welt der Wunder TV spielt wirklich auf allen Plattformen. Ich würde innerhalb einer Woche alles umstellen, wenn es sich lohnen würde. Unsere Erkenntnis: alles mehr oder weniger unbedeutend. Lineares TV ist unverhältnismäßig stärker und der einzige Weg um Programm zu refinanzieren." 

Die Wahrnehmung vieler Zuschauer, dass lineares Fernsehen ein alter Hut sei, liegt laut Hey vor allem am Programm. Welt der Wunder TV sei nur ein kleiner Sender. "Wir wollen gutes Programm machen, können aber mangels Budget häufig nicht." Die großen Sender, sagt Hey, würden oft einfach nicht wollen, obwohl sie könnten. "Vermeintlich ‘verlorene’ Zuschauer, holen sich Qualitätsprogrammmacher sehr schnell wieder. Geht aber nicht mal eben schnell und möglichst ganz billig."

In den kommenden Tagen stellen wir im Rahmen unserer Reihe "Deutschland, deine Sendervielfalt" weitere kleine Sender vor, die in unserer täglichen Berichterstattung nicht regelmäßig vorkommen.