In seinen Anfangsjahren wurden beim Deutschen Fernsehpreis vorwiegend Preise an Personen vergeben - das hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Inzwischen werden beim Deutschen Fernsehpreis in erster Linie Formate und Werke und damit deren ganzes Team ausgezeichnet, ohne Einzelne herauszuheben. Neben den als Ausgleich eingeführten Ehrungen für besondere Leistungen gibt es nur noch eine Ausnahme: Nach wie vor extra ausgezeichnet werden der beste Schauspieler und die beste Schauspielerin - wenn auch nicht mehr wie früher unterteilt nach Serien und Filmen oder Haupt- und Nebenrollen.

Die Jury des Deutschen Fernsehpreises zeigte dabei in den letzten Jahren, dass sie durchaus offen für unterschiedliche Genres und Schauspielleistungen ist. Im vergangenen Jahr etwa gewann mit Jörg Hartmann aus "Weissensee" ein Serien-Hauptdarsteller, 2010 war es mit Christoph Bach der Darsteller der historischen Figur Dutschke, mit Mattias Koeberlin wurde 2007 aber auch schon der Hauptdarsteller des Katastrophen-Films "Tornado - Der Zorn des Himmels" geehrt. Über die Nominierten in diesem Jahr sagt die Jury ganz allgemein: "Mit großer Könnerschaft erschaffen sie ihre Figuren". Im Einzelnen sind es folgende Figuren und Schauspieler, die die Jury besonders beeindruckt haben:

Matthias Brandt (Polizeiruf 110)© BR/Martina Bogdahn
Die Folge "Denn sie wissen nicht, was sie tun" war erst der zweite Fall für Matthias Brandt alias Hauptkommissar Hans von Meuffels beim Münchner Polizeiruf - doch sie bot gleich beste Voraussetzungen, sich auszuzeichnen. Meuffels ist bei einem Selbstmordattentat zufällig vor Ort - und während sich der Kommissar auf die Suche nach dem zweiten Täter konzentrieren muss, will der Mensch Meuffels auch verstehen, warum Jugendliche zu mördern werden. Die Jury sagt dazu: Der Polizeiruf als dichtes Kammerspiel. Und Matthias Brandt erzielt ein- mal mehr mit kleinen Gesten große Wirkungen.

Der Tatortreiniger© NDR/Thorsten Jander
Ebenfalls Kammerspiel-Atmosphäre herrscht in der Serie "Der Tatortreiniger" mit Bjarne Mädel. Mädel spielt darin "Schotty", einen ebensolchen Tatortreiniger, der nach getaner Arbeit der Spurensicherung die blutigen Überreste von Mordopfern beseitigen muss und dabei unerwartete Begegnungen mit Hinterbliebenen oder einfach zufällig vorbei kommenden macht. Die Jury sagt dazu: Dank Bjarne Mädel wird der Tatortreiniger zum unverwechselbaren Sympathieträger. Schotty muss man einfach lieben.

MIŠEL MATIČEVIĆ© WDR/Oliver Feist
Er ist nicht nur der Mann mit dem so schwierig zu schreibenden Namen, sondern gehört seit Jahren zur Top-Riege der deutschen Schauspieler: Mišel Matičević ist für seine Rolle als Kommissar Lysewski im ARD-Film "Lösegeld" nominiert. Lysewski ist grimmig, resigniert und melancholisch - bis er sich im Rahmen einer Ermittlung Hals über Kopf in ein Ex-Callgirl verliebt. Als sich herausstellt, dass Nina Lösegeld unterschlagen hat, verhilft Lysewski ihr zur Flucht. Die Jury sagt dazu: Harter Kommissar und innig Liebender. Gebannt folgen wir Matičević auf den Spuren des Film Noir.

Wotan Wilke Möhring© NDR/Jens Oellermann
Wotan Wilke Möhring machte zuletzt vor allem damit Schlagzeilen, dass er neuer "Tatort"-Kommissar wird. Doch nominiert ist er in diesem Jahr erst einmal für "Der letzte schöne Tag". Er spielt darin einen Familienvater, der seine Frau nach deren Selbstmord tot auffindet. Wie im Schock gibt er sich zunächst gefasst und funktioniert weiter - bis das nicht mehr geht. Die Jury sagt dazu: Autenthisch lässt uns Wotan Wilke Möhring den brennenden Schmerz und die unendliche Trauer spüren.

Ulrich Noethen© ZDF/Julia von Vietinghoff
Meist sind die Kommissare in deutschen Filmen die Guten. Da ist die Figur, für die Ulrich Noethen nominiert wurde, eine willkommene Abwechslung. Er spielt in "Das unsichtbare Mädchen" einen kaltblütigen Kommissar, der einem geistig Behinderten ein Mordgeständnis abringt und ihn so trotz Widerruf, fehlender DNA-Spuren und Leiche hinter Gittern bringt. Erst als sein neuer Kollege elf Jahre später den Fall neu aufrollt, droht alles aufzufliegen. Also versucht er mit allen Mitteln, seinen neuen Kollegen auszuschalten. Die Jury sagt dazu: So durchtrieben hat man ihn selten gesehen: Ulrich Noethen als diabolischer Kommissar mit Gänsehautfaktor.

In den vergangenen Jahren gab es folgende Gewinner:

2011: Jörg Hartmann (Weissensee/ARD)
2010: Christoph Bach (Dutschke/ZDF)
2009: Josef Hader (Ein halbes Leben/ZDF)
2008: Mišel Matičević (Die dunkle Seite/RTL, Das Gelübde/WDR)
2007: Matthias Koeberlin (Tornado - Der Zorn des Himmels/ProSieben)
2006: Jan Fedder (Der Mann im Strom/ARD)
2005: FILM: Sebastian Koch (Speer und Er/ARD)
     SERIE: Ulrich Mühe (Der letzte Zeuge/ZDF)
2004: FILM: Ulrich Tukur (Tatort: Das Böse/ARD)
    SERIE: Henning Baum (Mit Herz und Handschellen/Sat.1)
2003: FILM: Edgar Selge (Polizeiruf 110/ARD)
    SERIE: Fritz Wepper (Um Himmels Willen/ARD)
2002: FILM: André Hennicke (Toter Mann/ZDF)
    SERIE: Christoph M. Ohrt (Edel & Starck/Sat.1)
2001: Matthias Habich (Jahrestage/ARD)
2000: FILM: Jörg Schüttauf (Warten ist der Tod/ZDF)
    SERIE: Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt (Tatort/WDR)
1999: FILM: Benno Fürmann (Die Bubi Scholz Story/ARD)
    SERIE: Ludger Pistor (Balko/RTL)