Nach Bekanntgabe der Nominierungen für die Primetime Emmys blicken alle natürlich zunächst auf die strahlenden Gewinner - doch die Veröffentlichung der Listen lässt noch viel mehr Formate und Schauspieler mit der ernüchternden Erkenntnis zurück, leer ausgegangen zu sein. Zu den Verschmähten gehört in diesem Jahr beispielsweise "House" - nicht mal der "letzte Staffel"-Bonus konnte der jahrelangen Fox-Erfolgsserie zu einer Nominierung in irgendeiner Kategorie verhelfen.

Besonders bitter ist das für Hauptdarsteller Hugh Laurie, der in den letzten Jahren zwar sechs Mal für seine Rolle als Gregory House nominiert war, aber stets leer ausging - und zum Abschluss nun nicht mal mehr einen Platz auf der Nominiertenliste ergattern konnte. Ohnehin hatten die Academy-Mitglieder diesmal keinen Sinn für große Abschiedsrunden. Kyra Sedgwick beispielsweise konnte ebenfalls keine Nominierung mehr für ihre Rolle in "The Closer" mehr ergattern. Die Serie ging ebenfalls komplett leer aus. Die "Desperate Housewives" brachte es für ihre letzte Staffel auf gerade mal zwei Nominierungen. Neben der Nominierung für das beste Voice-Over gab es noch eine Nominierung für die kürzlich verstorbene Kathryn Joosten als beste Nebendarstellerin, die nun noch posthum eine Ehrung erhalten könnte. Ohnehin war die Serie aber schon seit 2009 kein Emmy-Liebling mehr und brachte es seitdem auf keine einzige Trophäe. "Grey's Anatomy" brachte es übrigens sogar nur auf eine Nominierung - für Loretta Devine als beste Gastdarstellerin.

Nicht ganz leer ging in diesem Jahr auch die Fox-Musicalserie "Glee" aus. Drei Nominierungen gab es, darunter die prominenteste noch für Dot-Marie Jones als beste Gast-Darstellerin. Doch was ist das für ein gnadenloser Absturz: Noch vor zwei Jahren - also nach der ersten Staffel - war Glee die meistnominierte Serie überhaupt. Im vergangenen Jahr reichte es dann immerhin noch zu zwölf Nominierungen, diesmal also nur drei. Und nachdem die Preise in den drei Kategorien bereits bei den Creative Arts Emmys vergeben wurden, lässt sich schon heute sagen: "Glee" steht in diesem Jahr komplett mit leeren Händen da. Nachdem auch die Zuschauerzahlen deutlich eingebrochen sind, bleibt schlicht zu konstatieren: Der Hype ist ganz offensichtlich vorbei.

Ebenfalls ein bitteres Ergebnis gab es für "The Office": 2006 noch als beste Comedyserie ausgezeichnet und seitdem Jahr für Jahr mit diversen Nominierungen vertreten, taucht im ersten Jahr nach Steve Carell kein einziges Mal mehr auf den Emmy-Listen auf. Schon gewohnt ist man die Missachtung durch die Academy-Mitglieder hingegen bei "Fringe": Die von ihren Fans so heißgeliebte Mysteryserie ging auch in diesem Jahr leer aus. Auch John Noble, der in der Rolle des Walter Bishop brilliert, oder auch Anna Torv alias Olivia Dunham finden sich somit einmal mehr nicht auf den Nominierungslisten wider. Aber über die Frage, welche Schauspieler unter den Nominierten sein sollten, kann man natürlich angesichts der Vielzahl der Kandidaten und der begrenzten Zahl der Nominierten lange Diskussionen führen. Laura Linney für "The Big C", Nick Offerman für "Parks & Recreation", der bei den "Golden Globes" noch als bester Hauptdarsteller ausgezeichnete Kelsey Grammer für "Boss" sind hier nur einige der Namen.

Doch mal von den Details weg, bleibt ganz allgemein festzuhalten: Die Serien der großen Networks haben allgemein keinen guten Stand mehr. In den letzten Jahren hielt immerhin noch "The Good Wife" in der "Beste Serie"-Kategorie als letzte Verbliebene das Fähnchen der Networks hoch, in diesem Jahr finden sich hier nun nur noch Produktionen von HBO, AMC, Showtime oder wie im Falle von "Downton Abbey" aus Großbritannien von ITV. Die Pay-TV- bzw. Kabelsender spielen hier ihren Vorteil, nicht aufs ganz große Publikum schauen zu müssen, sondern etwas speziellere Stoffe umsetzen zu können, voll aus. Und für die großen Sender wird das zunehmend zum Problem.