Alec Baldwin kokettierte schon recht lange mit seinem Ausstieg bei „30 Rock“, bis bei den letztjährigen Upfronts schließlich verkündet wurde, dass die vielfach ausgezeichnete Serie nach der siebten Staffel mit lediglich 13 Episoden ihr Ende finden wird. Awarderfolg schützt eben auch vor Serientod nicht, so dass aufgrund quotentechnischer Talfahrten NBC damals letztendlich eine Verlängerung ausgeschlossen hatte. Nimmt man die viel gelobte Mockumentary „The Office“ noch hinzu, liefen zwei ehemalige NBC-Flaggschiffe, die, allen voran mit Steve Carell und Tina Fey, eine tragende Rolle bei der Revolutionierung des gesamten Comedy-Segments geführt haben, im Frühjahr für immer in den Hafen ein. Eine Ära endet also, begonnen hat eine neue aber vielleicht bereits ohnehin drei Jahre zuvor mit dem Überraschungserfolg von „Modern Family“ bei ABC, welches 2010 mit sechs gewonnenen Kategorien bei den Emmys gestartet war und letztes Jahr wiederum den Preis für die beste Comedyserie mit nach Hause nehmen konnte. Die Frage wird daher sein, ob „30 Rock“ im Abschiedsjahr noch einmal zu einem finalen großen Paukenschlag fähig ist, oder ob das letzte Geleit eher heimlich, still und leise im Schatten neuer Zugpferde verlaufen wird.

Dabei gehörte Tina Fey zu „30 Rock“ wie die Pointe zum Witz, Abendroben zu Preisverleihungen oder besagter Steve Carell zu „The Office“. Nicht nur, dass ihr Name als Schöpferin auf der Serie klebte, sie war auch ein Teil des ausführenden Produzententeams, Drehbuchautorin und nicht zuletzt Protagonistin der 2006 gestarteten Sitcom. Die NBC-Serie über die fiktive NBC-Serie „TGS with Tracy Jordan“ spielte eben mit dieser Fiktion, machte aber vor der Integration realer Namen und Orte nicht Halt. Die zahlreichen Gaststars traten meist als sie selbst auf, der Sender NBC war wie in der Realität im GE Building am Rockefeller Plaza New York beheimatet und immer wieder Ziel von Spötteleien angesichts der real mauen Quoten und auch sonst waren Parallelen zu Eigenheiten des Showgeschäfts nicht von der Hand zu weisen.

Verwunderlich ist es daher auch nicht, dass die Figur Liz Lemon Gemeinsamkeiten zum ehemaligen „Saturday Night Live“-Ensemblemitglied Tina Fey hatte und die Geschichten stark autobiographische Züge aufwiesen. Nachdem der Chefautorin Liz Lemon der aus der Elektronikbranche kommende, neue Chef, Jack Donaghy (Alec Baldwin), vor die Nase gesetzt wurde, entschied dieser wiederum den eigenwilligen und extrovertierten Tracy Jordan ins Team zu holen, der der Darstellerin der ursprünglichen „The Girlie Show“, Jenna Maroney, die Hauptrolle wegnimmt und fortan Star seiner eigenen NBC-Show „TGS with Tracy Jordan“ ist. Geltungssucht im Rampenlicht, Kompetenzgerangel in der TV-Landschaft, das Singledasein einer Mittdreißigerin, die die Balance zwischen Karriere und Privatem sucht, waren somit Rahmenthemen der Show. Garniert wurde das Ganze mit viel Selbstironie und Seitenhieben auf die TV-Branche.

Die Statistik liest sich bis 2009 ganz gut: Sage und schreibe 103 Nominierungen kann „30 Rock“ in der eigenen Emmy-Historie verbuchen, gewinnen konnte die Mediensatire 14 Mal, wobei sich darunter sogar ein Triple in den Jahren 2007 bis 2009 wieder findet, will heißen: drei Mal die Auszeichnung zur Besten Sitcom in Folge. Auffällig ist jedoch, dass die wahren Erfolge bei der Verleihung des wichtigsten Fernsehpreises der USA etwas zurückliegen. So ging der alte Hase 2012 und 2011 noch mit 13 und 2010 mit 15 Nominierungen ins Rennen, herausgesprungen ist jedoch nicht eine Trophäe, wohingegen es im Jahr zuvor, also 2009, noch ein Verhältnis von rekordverdächtigen 22 Nominierungen und 5 gewonnenen Kategorien gab. Im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfes 2008 konnte Tina Fey nämlich mit ihrer Sarah Palin-Persiflage bei „Saturday Night Live“ ihre Bekanntheit national, wie international deutlich steigern, was wiederum „30 Rock“ einen entscheidenden Schub bei den Einschaltquoten einbrachte. Auch die Mitglieder der Academy zeigte sich beeindruckt vom Gesamtkonzept und belohnte die Sitcom daher mit den entsprechenden 22 Nominierungen. Und wie sieht es nun im letzten Jahr der Emmy-Teilnahme aus? Ins Rennen geht die Serie um Tina Fey und Alec Baldwin, wie bereits die zwei Jahre zuvor mit 13 Nominierungen - kein Comedy-Serie kann mehr Nominierungen aufweisen. Ein letztes Aufbäumen im humorvollen Bereich könnte darin zu sehen sein, dass "Modern Family" dieses Jahr eine Nominierung weniger hat.