Comedy- oder Dramaserie?

Dass "Modern Family" eine Comedyserie ist, "House of Cards" hingegen dem Drama-Fach zuzuordnen, dürfte von niemandem in Frage gestellt werden. Bei anderen Serien ist das nicht ganz so klar. Im vergangenen Jahr trat etwa "Orange ist the New Black" als Beste Comedy-Serie an - eine Einordnung, der sich viele schon nicht mehr anschließen konnten. Entschieden hatten das die Produzenten: Weil es keine zentrale Jury gibt, die die Nominierungen ausspricht, lag es bislang rein im Ermessen der Produzenten und Sender, die die Serien einreichen, in welcher Kategorie sie antreten wollen. Das hat sich in diesem Jahr geändert.

Ab sofort gelten Serien mit einer Brutto-Länge von rund 30 Minuten generell als Comedy-Serien, haben die Episoden eine Brutto-Länge von rund 60 Minuten, dann gelten sie als Dramaserie. Will man seine Produktion trotzdem in der anderen Kategorie antreten lassen, dann geht das nur auf Antrag, über den ein neun-köpfiges Gremium aus Vertretern der TV-Industrie zu befinden hat. Dort muss eine Zweidrittel-Mehrheit für den Kategorien-Wechsel erzielt werden. "Orange is the New Black" bekam diese nicht - und musste daher mit Staffel 2 ins Drama-Fach wechseln. Ein großes Drama war das übrigens nicht: Auch dort reichte es unter anderem für eine Nominierung als beste Serie.

Serie? Miniserie? Oder seit diesem Jahr "Limited Series"?

Die Gründe für eine zunächst nicht einleuchtende Einordnung können vielfältig sein - häufig ist es schlicht die Überlegung, in welcher Kategorie die Aussichten auf einen Emmy-Sieg größer oder wo ein möglicher Emmy-Sieg prestigeträchtiger wäre. Noch entscheidender als in der Frage Comedy/Drama, die sich für die meisten Serien dann ja doch recht klar beantworten lässt, war das zuletzt bei der Frage, ob eine Produktion als normale Dramaserie oder als Miniserie eingereicht wird. Die bisherigen Definitionen waren so schwammig, dass für viele Produktionen beide Kategorien möglich waren. Ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr. Sowohl von "Fargo" als auch von "True Detective" war konzeptbedingt nie eine zweite Staffel geplant, die mit gleichen Darstellern nahtlos an die Story der ersten Staffel anknüpfen kann. Das achtteilige "True Detective" trat als Dramaserie an, das zehnteilige "Fargo" hingegen als Miniserie.

Die Überlegungen sind in beiden Fällen recht einfach zu durchschauen. Im Bereich der Miniserien ist die Konkurrenz wesentlich geringer - weil FX hungrig auf den ersten Emmy in einer Format-Kategorie war, trat "Fargo" also hier an und gewann auch. "True Detective" hingegen war das neue Aushängeschild vom mit Emmys schon immer reich beschenkten HBO und noch dazu hochkarätig besetzt. Damit wollte man schon in der Königskategorie ran - was im letzten "Breaking-Bad"-Jahr allerdings dazu führte, dass es kaum Auszeichnungen gab. Trotzdem war im Vorfeld das Gegrummel der Konkurrenz über "True Detective" groß, belegte die Serie doch mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson gleich zwei der Nominiertenplätze für den Besten Hauptdarsteller. Die Argumentation: Diese Schwergewichte waren nur damit für eine solche Serie zu gewinnen, indem man ihnen zusicherte, nur eine einzige Staffel zu spielen und nicht, sich dauerhaft zu binden. Damit seien traditionelle Serien mit vielen Staffeln benachteiligt.

Mit einer Klarstellung der Kategorien-Einteilung will man auch diese Diskussionen künftig unterbinden. Zunächst mal: Statt von Miniserien spricht man nun von "Limited Series". Generell gilt: Bis 5 Folgen ist es eine Limited Series, ab 6 Folgen eine Comedy- oder Dramaserie. Aber nun wurde zudem festgelegt, dass Serien mit einer pro Staffel abgeschlossenen Handlung, die nicht in einer weiteren Staffel fortgesetzt wird, als als Limited Series einzureichen sind. "True Detective" - das mit Staffel 2 aufgrund des späten Startzeitpunktes erst im kommenden Jahr antreten darf - ist nun also eindeutig eine Limited Series, ebenso wie alle anderen der inzwischen so zahlreichen Anthologie-Serien. "American Horror Story", das den Boom vor einigen Jahren neu begründet hat, tritt ohnehin schon immer hier an.

Nebenrolle oder Gastrolle?

Und noch eine dritte Regelung sorgte in der Vergangenheit für große Diskussionen: Die Einordnung in Gast- und Nebenrollen. Entscheiden dürfen darüber grundsätzlich zunächst mal die Schauspieler selbst. Das führte zu der obskuren Situation, dass 2010 John Lithgow als bester Schauspieler in einer Gastrolle für "Dexter" ausgezeichnet wurde - obwohl er in jeder einzelnen Episode zu sehen war. Im vergangenen Jahr gab's dann ähnliche Fälle: Uzo Aduba gewann als beste Gastdarstellerin in einer Comedyserie für ihre Rolle als "Crazy Eyes" in "Orange is the New Black", war aber in allen statt einer Folge zu sehen, Joe Morton gewann für eine Gastrolle in "Scandal", trat aber sogar in jeder Folge auf. Nicht wenige fanden, dass sie sich ihren Emmy quasi durchs Antreten in den Gastdarsteller-Kategorien ein wenig "erschlichen" haben.

Als Reaktion darauf gibt's nun auch hier neue Regeln. Wie ein Schauspieler im Vor- oder Abspann angekündigt wird und wie die Formulierung in seinem Vertrag lautet, spielt gar keine Rolle mehr. Wer in mehr als der Hälfte der Folgen einer Staffel zu sehen war, der darf künftig nicht mehr als Darsteller in einer Gastrolle antreten, sondern muss sein Glück im - härter umkämpften - Nebendarsteller-Bereich versuchen. Ansonsten gilt weiterhin die Kategorien-Wahlfreiheit.

Mehr Nominierungen für mehr frischen Wind

Noch eine Neuerung in diesem Jahr: Statt wie bislang sechs gibt es nun generell sieben Nominierungen in den Kategorien beste Comedyserie und beste Dramaserie - so will man der generell steigenden Zahl an Produktionen gerecht werden. Zudem sollen so Neulinge eine bessere Chance haben, sich neben den Dauer-Nominierten einen Namen zu machen. Möglich sind sogar bis zu neun Nominierungen: Haben eine oder zwei Produktionen mindestens 98 Prozent der Stimmen des Siebtplatzierten, dann heimsen auch sie eine Emmy-Nominierung ein. Ähnlich läuft es in den Haupt- und Nebendarsteller-Kategorien: Hier sind generell sechs Personen nominiert, bei einem knappen Rennen aber auch bis zu acht möglich. Bei den Hauptdarstellern in einer Comedy-Serie umfasst die Liste daher diesmal tatsächlich sieben Namen.