Noch nie hat eine Serie in einem Jahr derart viele Nominierungen erhalten wie "Game of Thrones" diesmal bei den 71. Primetime Emmys. Spektakuläre 32x ist das Fantasy-Epos von HBO mit seiner finalen Staffel im Rennen um die begehrte Trophäe und somit gleich sechs mehr als der bisherige Nominierungsrekordhalter "NYPD Blue" aus dem Jahr 1994. 2016 und 2017 holte "Game of Thrones" am Ende jeweils zwölf Auszeichnungen und ist damit Rekordhalter. Selbst viele Fans der Serie jedoch sagen nach dem Abschluss der Saga: Diese finale Staffel von "Game of Thrones" hätte einen neuen  Rekord gar nicht verdient. Selten waren Serienfans so zwiegespalten wie vor den diesjährigen Emmys.

Sogar die Showrunner D.B.Weiss und David Benioff zeigten sich nach der Bekanntgabe der Nominierungen überrascht: "Wir haben gedacht, dass wir mit Staffel 7 den Höhepunkt erreicht hätten." Sie meinen natürlich die Nominierungen, nicht die Qualität. Macht gar keinen Unterschied, würden manche Fans sagen. Und weil die Qualität der letzten Staffel zu wünschen übrig ließ sowie die Rekordzahl der Nominierungen auch in den USA mit Stirnrunzeln wahrgenommen wurde, bleibt im Rennen um die beste Serie noch Hoffnung für die anderen Serien im Emmy-Rennen. Die Mitnominierten "Killing Eve", "Bodyguard", "Ozark", "Pose", "Succession", "Better Call Saul" und "This Is Us" hatten sich mit ihrer jeweiligen Staffel jedenfalls keinen Shitstorm eingehandelt, im Gegenteil.

"Bodyguard", "Succession" und "Pose" sind sogar zum ersten Mal mit dabei, "Killing Eve", das im vergangenen Jahr noch mit eher übersichtlichen zwei Nominierungen abgefrühstückt wurde, konnte nun, dank einer von den Kritikern gefeierten zweiten Staffel, ganze neun Nominierungen einheimsen. "Better Call Saul" hat 2018 für eine Emmy-Runde ausgesetzt, da die vierte Staffel erst im August herausgekommen ist. Auch wenn man also schon lang nichts mehr von der Serie gesehen hat, fiel sie nun hier in den Nominierungszeitraum. "Ozark" und "This Is Us" haben sich ebenfalls als wahre Perlen für Netflix respektive NBC herausgestellt. Während "This Is Us" in der Vergangenheit bereits drei Emmys gewinnen konnte, wäre es für alle anderen Nominierten der erste Emmy-Engel, den sie mit nach Hause nehmen könnten.

Emmys 2019 Drama

Konkurrenten in der Kategorie "Outstanding Drama Series": "This Is Us", "Succession", "Better Call Saul", "Bodyguard", "Pose", "Killing Eve", "Ozark"

Und doch herrschen die Gesetze einer gerechten Welt nicht immer, wenn sie auf eine Preisverleihung angewendet werden sollen. HBOs "Game of Thrones" wird von der Academy in hoher Wahrscheinlichkeit die große Abschiedsbühne geboten bekommen. Nicht zwingend, weil sie die letzte Staffel entgegen der allgemeinen Meinung für gut befunden hat. Sondern, weil in solchen Fällen das Gesamtwerk betrachtet wird und nicht allein die letzte Staffel. Von daher ist es für die wichtigste Auszeichnung "Outstanding Drama Series" nicht einmal sonderlich wichtig, wie ansprechend das Finale inhaltlich geraten ist.

In den Handwerkskategorien sieht das schon wieder anders aus. Hier kann "Game of Thrones" vollkommen zu Recht abräumen. Von "Outstanding Special Effects" bis hin zu "Outstanding Hairstyling" kann der Ausnahmeserie alles gegönnt werden. Die Liebe zum visuellen Detail hat dem Team von der ersten bis zur letzten Staffel nämlich nie gefehlt – vielmehr hat es sich prozentual mit dem stetig größer werdenden Budget entwickelt. Staffel acht liefert Bilder, die vor ein paar Jahren noch ausschließlich im Kino zu sehen waren und Effekte, die durch die erfahrensten Experten der Branche realisiert wurden. Sollte "Game of Thrones" im absoluten Überraschungsfall also nicht als "Bestes Drama" ausgezeichnet werden, werden aller Wahrscheinlichkeit nach immerhin die gesamten Werkssparten dominiert. Lediglich ein Gewinn für das "Beste Drehbuch" wäre alles andere als nachvollziehbar. Nicht einmal als "Farewell"-Preis wäre solch eine Entscheidung im Angesicht der stärkeren Konkurrenten wirklich verständlich.

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Zwiespältig können die Schauspielerkategorien betrachtet werden. Diese können bekanntermaßen nichts für verhunzte Drehbücher. Ähnlich wie bei "Bestes Drama" spielt außerdem auch hier die Betrachtung der Gesamtleistung eine Rolle. Da für "Game of Thrones" in all den Jahren bislang nur Peter Dinklage für seine Rolle als Tyrion Lannister ausgezeichnet wurde, dürfen sich also alle anderen große Hoffnungen machen, von der Academy berücksichtigt zu werden. Als da wären: Hauptdarsteller Kit Harrington und Emilia Clarke, sowie Nebendarsteller Nikolaj Coster-Waldau, Lena Headey, Sophie Turner, Maisie Williams sowie Carice van Houten, Alfie Allen und Gwendoline Christie, die sich sogar selbst eingereicht haben.

Die Vermutung liegt also nahe, dass "Game of Thrones" seine Abschiedtournee groß feiern kann. Und das ginge, wenn man von wenigen Kategorien absieht, auch vollkommen in Ordnung. Dafür hat die Fantasy-Serie bis zuletzt das Fernsehen zu sehr dominiert und geradezu revolutioniert. Selbst eine umstrittene Abschlussstaffel sägt somit nicht an den Stützbalken des Eisernen Thrones, der über Jahre alle anderen überragte.