Die Chancen auf einen Sieg sind gering, doch allein die Nominierung war schon eine Sensation. Entsprechend entspannt kann das Team von "Schitt's Creek" den 71. Primetime Emmys entgegen sehen. Die kanadische Serie ist schon seit 2015 on air, aber es brauchte fünf Staffeln bis die weitgehend unbekannte Serie den Mitgliedern der Television Academy überhaupt auffiel. Das könnte auch daran liegen, dass die Serie in den USA bei einem Minisender namens Pop läuft, der seit der zweiten Staffel als Koproduzent an Bord ist, was die Serie überhaupt fürs Rennen um die Primetime Emmys qualifizierte.



"Schitt's Creek" erzählt die schräge Geschichte vom reichen Videotheken-Magnat Johnny Rose (gespielt von Eugene Levy), seiner Frau Moira Rose (Catherine O’Hara) und ihren Kindern David (Daniel Levy) und Alexis (Annie Murphy), die aufgrund von Steuerbetrug ihres Managers fast ihr gesamtes Vermögen verlieren. Ihnen bleibt einzig allein eine amerikanische Kleinstadt namens Schitt's Creek, die sie - noch im Geld schwimmend - ihrem Sohn einmal als Gag zum Geburtstag schenkten. Mittellos beziehen die ehemaligen Multimillionäre dort zwei heruntergekommene Motel-Zimmer und beginnen, sich mit dem Leben in "Armut" zu arrangieren.

Schauspieler Eugene Levy - den meisten wohl immer noch bekannt durch seine Rolle als jener Vater aus "American Pie" - und sein Sohn Daniel Levy spielen aber nicht nur zwei der Hauptrollen, sie haben die Serie auch entwickelt und sind Showrunner. Mit Sarah Levy ist auch Daniels Schwester in dieser weitgehend unbemerkten Serie zu sehen, deren erste drei Staffeln in Deutschland nur über den RTL-Streamingdienst TVNOW und leider nur in der sychronisierten Fassung zu sehen ist. "Schitt's Creek" gelingt die Balance zwischen massentauglichem Humor und einer bemerkenswerten Betonung von scharfen Dialogen und Mimik, die fast an ein Kammerspiel erinnert. Trotz dieser Qualität scheint jedoch die unerwartete Nominierung angesichts der hochkarätigen Konkurrenz für "Schitt's Creek" das Ende der Fahnenstange zu sein.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich den Inhalt anzeigen lassen. Dabei können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Dabei hat die Serie eins mit einigen anderen nominierten Produktinen gemeinsam: Die Hauptdarsteller sind gleichzeitig Produzenten. Bill Hader ist Hauptdarsteller und Executive Producer der HBO-Serie "Barry", Phoebe Waller-Bridge ist Hauptdarstellerin und Executive Producer von "Fleabag" (Amazon Prime Video), Natasha Lyonne ist Hauptdarstellerin und Executive Producer von "Russian Doll" (Netflix) und Julia Louis-Dreyfus ist Hauptdarstellerin und Executive Producer von "Veep" (HBO). Einzig bei "The Good Place" (NBC) und "The Marvelous Mrs. Maisel" (Amazon Prime Video) sind die Rollen noch klassisch getrennt und die Protagonisten vor der Kamera nicht als Produzenten aktiv.

Wer also wird das Rennen machen und den Emmy für die beste Comedyserie 2019 gewinnen? Hoch im Kurs stand eigentlich die finale Staffel der HBO-Politsatire "Veep", die allerdings bei den Creative Arts Emmys am vergangenen Wochenende leer ausging. Das muss nichts heißen, hat aber aufhorchen lassen, auch weil der große Favorit im Drama-Segment - "Game of Thrones" durchaus schon abräumen konnte. Mit einem persönlichen Emmy-Gewinn würde Julia Louis-Dreyfus TV-Geschichte schreiben und mit neun Emmys die meistausgezeichnetste Frau im US-Fernsehen werden.

Doch auch die Kategorie der besten weiblichen Hauptrollen ist enorm stark besetzt. Dort tritt sie gegen Christina Applegate ("Dead to Me"), Rachel Brosnahan ("The Marvelous Mrs. Maisel"), Natasha Lyonne ("Russian Doll"), Catherine O'Hara ("Schitt's Creek") and Phoebe Waller-Bridge ("Fleabag") an. Geben die Mitglieder der Television Academy "Veep" bzw. Julia Louis-Dreyfus noch ein letztes Mal Emmys mit auf den Weg? Wer sich in den vergangenen Tagen in Los Angeles über das Emmy-Rennen unterhält, hört immer wieder vom "Amazon-Duell", fast schon ein geflügeltes Wort.

Machen also Favorit "Fleabag", die wunderbare Koproduktion mit der BBC, und Vorjahresgewinner "The Marvelous Mrs. Maisel" den Preis unter sich aus? Nun, ein Aspekt muss man bei "Fleabag" wie auch anderen britischen Koproduktionen im Hinterkopf behalten: Bei den Nominierungen sind die abstimmenden Mitglieder der Television Academy stets offener als bei der finalen Preisentscheidung. Es sind amerikanische Fernsehschaffende, die abstimmen - und die tendieren in den vergangenen Jahren eher dazu, Ihresgleichen auszuzeichnen. Eine Hürde, die das weitgehend britisch produzierte "Fleabag" nehmen müsste.

Aber wer könnte es sonst werden? The Good Place", der einzigen Network-Serie im Wettbewerb, werden - so toll die Serie auch ist - wenig Chancen bei den Mitgliedern der Television Academy ausgerechnet, der HBO-Serie "Barry" ebenso. Sie ging schon bei den Creative Arts Emmys weitgehend leer aus. Einzig die Netflix-Serie "Russian Doll" könnte noch mitmischen und wäre zweifelsohne auch preiswürdig. Nach dem sich abzeichnenden Siegeszug von "Game of Thrones" wäre in den Comedy-Kategorien ein bisschen mehr Überraschung wünschenswert, ohne Dauerbrenner "Veep" damit zum Abschied abwerten zu wollen.

In der Nacht zu Montag ab 2 Uhr deutscher Zeit werden wir die Antworten erfahren. Die 71. Primetime Emmy Awards sind erneut live bei TNT Serie zu sehen. DWDL.de wird die Verleihung aktuell auf Twitter begleiten und danach umfassend berichten.