Disney+ war in den vergangenen Monaten sicherlich der mit größter Spannung verfolgte Start eines Streamingdienstes. Der Disney-Konzern kann auf ein gewaltiges Arsenal an Marken und Serien zurückgreifen, das durch die Fox-Übernahme nochmal gewachsen ist. Schon dadurch gilt Disney quasi von Natur aus als potentiell stärkster Konkurrent für Netflix im Streaming-Bereich. Überlegt man aber nun, was die inhaltlichen Aushängeschilder in den ersten Monaten waren, dann fällt einem eigentlich zunächst mal vor allem eine einzige Produktion ein: "The Mandalorian". Die Star-Wars-Serie war das unumstrittene Zugpferd von Disney+ - und es enttäuschte weder was die Zugkraft in Sachen Abos angeht, noch in Sachen Emmy-Nominierungen.

Mit gleich 15 Nominierungen auf einen Schlag bescherte "The Mandalorian" Disney+ einen hervorragenden Emmy-Einstand und auf Anhieb sogar eine Nominierung in der "Königskategorie" als "Beste Drama-Serie". Dass es dort für einen Sieg reichen wird, ist zwar eher unwahrscheinlich, deutlich besser stehen da wohl schon die Chancen in Bereichen wie Kostüme, Make-Up, Special Effects, Stunts oder Picture Editing. Giancarlo Esposito kann sich auch über eine Nominierung für seine Gastrolle freuen, Taika Waititi für seine Voice-Over-Performance für IG-11. Ansonsten gab's für die Darsteller keine Nominierungen. Dass "The Mandalorian" als Disney+-Zugpferd etwas allein auf weiter Flur stand, zeigt sich auch darin, dass Disney+ neben "The Mandalorian" nur noch vier Einzel-Nominierungen für "The World According to Jeff Goldblum", "The Imagineering Story", "A Celebration of the Music from Coco" und "Forky Asks a Question: What is love?" einsammeln konnte.

Apple brachte es mit Apple TV+ und Apple TV zusammengenommen ebenfalls auf 19 Nominierungen. Hier verteilen sie sich etwas besser, doch auch dort ist es mit "The Morning Show" vor allem eine Serie, die herausragt. Hier ist die Lage genau umgekehrt wie bei "The Mandalorian": Zwar hat es "The Morning Show" nicht auf eine Nominierung als beste Drama-Serie gebracht, dafür sind gleich fünf Schauspieler aus der Serie nominiert - das ist in dieser Masse einem Emmy-Neuling überhaupt noch nie gelungen. Im Einzelnen sind das Jennifer Aniston, Steve Carell, Billy Crudup, Mark Duplass und Martin Short.

Das zweite Apple-Pferd im Rennen mit einer höheren Nominierungs-Anzahl ist die "Beastie Boys Story", die es im non-fiktionalen Bereich auf gleich fünf Nominierungen bringt. Für "Defending Jacob" gab's noch zwei Emmy-Nominierungen, die anderen seriellen Eigenproduktionen von Apple TV+ bleiben ausgeschlossen oder rangieren mit Einzel-Nominierungen nur unter "ferner liefen". Nennenswert ist aber noch dass die Carpool Karaoke-Auskopplung als "Outstanding Short Form Variety Series" nominiert wurde.

Auch der unter schwierigen Umständen inmitten der Pandemie gestartete Streamingdienst Quibi, der ausschließlich auf mobiltaugliche kurze Episoden setzt, konnte in seinem ersten Jahr bereits Emmy-Nominierungen abstauben - immerhin zehn an der Zahl. Die Produktionen "Dummy", "Flipped", "#FreeRaysahwn", "Most Dangerous Game", "Reno 911" und "Survive" sind logischerweise aber nicht in einer der Hauptkategorien, auf die die größte Aufmerksamkeit entfällt, nominiert, sondern in den separaten Shortform-Kategorien. Dafür sind Quibi erste Auszeichnungen schon fast sicher: In den Darsteller-Kategorien gibt's sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen jeweils nur eine Nominierung für eine Produktion, die nicht von Quibi kommt. Da noch niemand vorher derart viel Geld in Shortform-Produktionen gesteckt hat und sie dementsprechend prominent besetzen konnte, ist das aber wenig überraschend.