Schon zehn Mal war Don Cheadle in den vergangenen Jahren für einen Primetime-Emmy nominiert, unter anderem mehrfach für seine Hauptrollen in den Serien "Black Monday" und "House of Lies", doch gewonnen hat er nie. Auch in diesem Jahr hat er die Chance auf eine der goldenen Statuen - doch wenn er sie ausgerechnet dieses Mal mit nach Hause nehmen dürfte, müsste er wohl selbst lachen. Denn nominiert wurde er für seinen Cameo-Auftritt als Colonel James Rhodes in der Disney+-Serie "The Falcon and the Winter Soldier". Die gesamte Szene dauert aber gerade mal 98 Sekunden, zeigt ihn bei einem kurzen Gang an der Seite von Hauptdarsteller Anthony Mackie alias Sam Wilson, während sie darüber sprechen, dass Wilson der neue Captain America wird - und wird insgesamt wohl nicht gerade als herausragende schauspielerische Leistung Cheadles in die Geschichtsbücher eingehen.

Warum er auf der Nominierten-Liste auftauchte - ob es etwa die Erinnerung daran war, wie er die Rolle schon in diversen Marvel-Filmen übernommen hatte oder schlicht der Name Don Cheadle war, der ja auch in den letzten Jahren immer wieder zurecht nominiert wurde - lässt sich nur spekulieren. Und klar: In der Guest-Actor-Kategorie sind es nie die eine Serie prägenden Figuren, die nominiert werden - aber ein Charles Dance hat als Lord Mountbatten in "The Crown" beispielsweise schon etwas mehr Eindruck hinterlassen. Auch Courtney B. Vance ("Lovecraft Country"), Timothy Olyphant und Carl Weathers (beide "The Mandalorian") bieten sich für eine Auszeichnung in diesem Jahr zweifellos eher an. Cheadle selbst nahm die überraschende Nominierung auf Twitter jedenfalls mit Humor - und dürfte es verschmerzen können, wenn er auch im elften Emmy-Anlauf leer ausgeht.

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Während man sich bei Don Cheadle also fragt, wie er auf die Nominierungsliste gelangen konnte, ist es bei Bo Burnham eher die erstaunliche Anzahl, wie häufig er dort auftaucht, die aufhorchen lässt. Es ist eine Corona-Geschichte, die dahinter steckt: Der Comedian hat das gut 90-minütige Special "Inside", das im Frühjahr auf Netflix veröffentlicht wurde, während des Lockdowns selbst geschrieben, inszeniert, gefilmt, geschnitten und war natürlich auch vor der Kamera zu sehen. Die Folge: Burnham könnte im besten Fall nun gleich sechs Emmys gewinnen, nominiert ist die Produktion nämlich nicht nur als "Outstanding Variety Special (Pre-Recorded), sondern er persönlich auch noch in den Variety-Special-Kategorien "Outstanding Directing", "Outstanding Picture Editing", "Outstanding Music Direction", "Outstanding Original Music & Lyrics" und "Outstanding Writing". Ein echtes Multitalent also.

Ob er einen der sechs Emmys gewinnen wird, ist freilich noch offen - ganz sicher hat Netflix aber schon einen Preis in der Tasche. Der Streaming-Dienst hat sich nämlich offenbar als Experte in Sachen historischer Kostüme herauskristallisiert. In der Kategorie "Period Costumes" sind mit "Bridgerton", "Halston", "Ratched", "The Crown" und "The Queen's Gambit" jedenfalls fünf Produktionen nominiert, die allesamt von Netflix stammen. Im Vorjahr ging dieser Emmy übrigens an "The Crown" und somit auch schon an Netflix, damals war das Feld der Konkurrenten aber noch besser durchmischt. Generell werden die Emmys in diesem Jahr ja mehr denn je von Streaming-Diensten dominiert, während die klassischen Networks eine immer kleiner werdende Rolle spielen. Doch eine Kategorie gibt's noch, die ausschließlich von Network-Produktionen bevölkert wird: "Lighting Design / Lighting Direction for a variety series". Immerhin: Mit Beleuchtung kennen sie sich also weiterhin gut aus.

Gut stehen die Chancen für einen Network-Gewinn auch in der Kategorie "Variety Sketch Series". Ursprünglich hätte es diese Kategorie gar nicht mehr eigenständig geben sollen, die Television Academy plante die Zusammenlegung mit "Variety Talk Series" - entschied sich später dann aber doch wieder dagegen, weil man die beiden Genres als zu unterschiedlich bewertete. Das Problem: Die Zahl der Einreichungen in der Kategorie "Variety Talk Series" war so gering, dass es für mickrige zwei Nominierungen reichte - noch eine weniger als letztes Jahr. Und so stehen die Chancen 50:50, dass der Preis zum fünften Mal in Folge an "Saturday Night Live" gehen wird. Einzig "A Black Lady Sketch Show" von HBO könnte daran etwas ändern. Bei den "Variety Talk Series", wo sich die Late-Night-Shows wiederfinden, gibt's unterdessen erstmals seit langem wieder ein rein männliches Rennen. Samantha Bee, die in den letzten Jahren noch nominiert war, fiel nämlich aus dem Tableau raus und machte platz für "Conan" - ein Abschiedsgruß für Conan O'Brien, der seine Late-Night in diesem Jahr an den Nagel hängte. Ob es gegen John Oliver, Jimmy Kimmel, Stephen Colbert und Trevor Noah für mehr als eine Nominierung reicht, bleibt abzuwarten. Es war aber immerhin die erste Nominierung für "Conan" als Format seit zehn Jahren.