Es waren harte Verhandlungen und mit die längsten Streiks, die Hollywood je gesehen hat: Die überlappenden Arbeitsniederlegungen von Autorinnen und Autoren sowie Schauspielerinnen und Schauspielern brachten die US-Fernseh- und Filmbranche im vergangenen Jahr ein halbes Jahr zum Stillstand, noch immer ist man damit beschäftigt, die Produktionsarbeiten wieder hochzufahren. Während dieser Zeit wurden nicht nur nichts Neues produziert, auch die Würdigung bereits geleisteter Arbeit bei den einschlägigen Preisverleihungen fiel aus.

Betroffen hat das vor allem die Primetime Emmy Awards als wichtigsten US-Fernsehpreis. Statt wie üblich im September musste die Verleihung ausgerechnet in ihrem 75. Jubiläumsjahr um fast vier Monate nach hinten rücken. Erst am kommenden Wochenende ist es nun soweit. Das hat zur Folge, dass manch mögliche Auszeichnung nun fast schon ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt. Denn am Zeitraum, in dem die Sendungen gelaufen sein müssen, hat sich durch die Verschiebung nichts geändert, dieser endete somit am 31. Mai 2023. Und auch die Gewinnerinnen und Gewinner stehen schon lange fest, weil die Abstimmungen dazu trotz des Streiks im Sommer vergangenen Jahres stattgefunden haben.

Das fällt beispielsweise auf, wenn man sieht, dass "Better Call Saul" nochmal im Rennen um einen Emmy für die Beste Drama-Serie ist. Die letzten Folgen der Serie liefen hier im August 2022, also vor nunmehr 17 Monaten. Da die Serie aber abgeschlossen ist, kommt es hier immerhin nicht zu größerer Verwirrung, welche Staffel eigentlich im Rennen ist - anders als beispielsweise bei "The Crown". Hier dürfte die letzte Staffel unter anderem über den Tod von Prinzessin Diana vielen bestens im Gedächtnis sein, nominiert ist aber Staffel 5 aus dem November 2022.

Ähnliche Fälle gibt es in der Comedy-Kategorie: Bei "The Bear" reden wir bei den Emmys nicht etwa über die zweite Staffel aus dem Juni 2023, sondern über jene acht Folgen, die im Juni 2022 als erste Staffel veröffentlicht wurden. Und auch bei "Only Murders in the Building" ist unlängst eine weitere Staffel zu sehen gewesen, um einen Emmy konkurriert hier aber die zweite Staffel aus dem Sommer 2022.

Verschärfend kommt hinzu, dass sich in den kommenden Tagen zwei Preisverleihungen überlappen: Am Samstag- und Sonntagabend wird bei den Creative Arts Emmys bereits ein großer Teil der Emmy-Kategorien vergeben - am Sonntagabend stehen aber auch die überarbeiteten Golden Globes, die erstmals nicht mehr von der Hollywood Foreign Press Association, sondern einem neuen Ausrichter vergeben werden, an. Die Hauptkategorien der Emmys folgen dann erst eine Woche später, nach deutscher Zeit in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar.

Die Golden Globes finden zu ihrem gewohnten Zeitpunkt statt und haben dementsprechend auch einen anderen Nominierungszeitraum: Hier sind alle Produktionen aus dem Kalenderjahr 2023 nominierungsfähig - dementsprechend sind hier also andere Staffeln von "The Crown", "The Bear" und "Only Murders in the Building" auf der Nominiertenliste als bei den Emmys. Zahlreiche bei den Emmys nominierte Formate können bei den Globes gar nicht mehr dabei sein oder wurden gar schon letztes Jahr bedacht, andere bei den Golden Globes nominierte Serien fallen zeitlich erst in die nächste Emmy-Verleihung.

Man muss also etwas genauer hinsehen bei den Preisverleihungen der kommenden beiden Wochen. Wir werden das natürlich tun, versorgen sie allen News zu den Siegerinnen und Siegern und fassen in der kommenden Woche auch noch einmal zusammen, welche Produktionen eigentlich als beste Drama-Serie, beste Comedy-Serie und beste Mini-Serie auf einen Emmy hoffen können.

Verleihungs-Zeitplan

Nacht vom 6. auf 7. Januar
1. Abend der Creative Arts Emmys (vorwiegend fiktionale Kategorien)

Nacht vom 7. auf 8. Januar
2. Abend der Creative Arts Emmys (vorwiegend non-fiktionale Kategorien)
Golden Globe Awards

Nacht vom 15. auf den 16. Januar
Primetime Emmy Awards