TV-Abschiede 2008

Comedy Central
Am 15. Januar 2007 bekam Deutschland seinen ersten Comedy-Sender im FreeTV. Comedy Central ersetzt damals den in den Augen der MTV Networks-Chefs überflüssig gewordenen Musiksender Viva Plus. Und was waren das am Beginn für hohe Erwartungen, die geweckt wurden. Ein Sprungbrett für neue Comedians wollte man werden, irgendwann ein Drittel des Programms mit Eigenproduktionen bestreiten. Doch Geld ausgeben wollte man nie so richtig dafür. So strich man erst die Eigenproduktionen - und schließlich gleich die ganze Eigenstündigkeit des Senders. Zum Jahresende wird Comedy Central nichts anderes mehr sein als das bereits vor 2006 bestehende Comedy-Abendprogramm von Nick, das für Comedy Central abgeschafft worden war.

"Deal or no Deal" (Sat.1)
2004 brachte Sat.1 das in etlichen Ländern laufende Format "Deal or no Deal" erstmals nach Deutschland. Damals noch unter dem Titel "Der Millionen-Deal" und mit Linda de Mol als Moderatorin. Nach einer Staffel war allerdings vorerst wieder Schluss. Ein Jahr später entschied man sich doch wieder für eine Neuauflage, reduzierte die Gewinnsumme aber auf ein Viertel, übernahm den Original-Namen "Deal or no Deal" und verpflichtete Guido Cantz als Moderator. Die Gameshow brachte dann zunächst lange solide Quoten. Mehrere Ausflüge in die Primetime gingen aber schief. Im Herbst scheiterten Promi-Specials am Freitagabend mit miserablen Quoetn. Zuletzt reichte es auch am Samstagvorabend meist nur noch für einstellige Marktanteile. Weil man die auch mit billigeren Sendungen bekommen kann, ist zum Jahresende Schluss für die Koffershow.

"Dellings Woche" (WDR)
Nachdem Frank Plasberg mit seinem Polittalk "Hart aber fair" im vergangenen Jahr doch noch den Sprung ins Erste schaffte, hob der WDR als Nachfolger auf dessen Sendeplatz am Mittwochabend das neue Format "Dellings Woche" mit dem vor allem als Sportmoderator bekannten Gerhard Delling aus der Taufe. So richtig glücklich wurde man aber nie damit. Die Quoten lagen meilenweit unter denen, die einst Plasberg erzielt hatte. Daran änderte auch eine Ausweitung der Sendezeit nach wenigen Monaten nichts. Offizielle Begründung für die Einstellung der Sendung zum Jahresende war, dass für "Dellings Woche" ein "überdurchschnittlicher Aufwand" nötig gewesen sei - sprich: Die Sendung war zu teuer für den bescheidenen Erfolg. Immerhin bleiben dem WDR dann künftig vielleicht peinliche Bilder wie das eines während der Sendung lieber lesenden Zuschauers erspart, das das FAZ-Fernsehblog kürzlich entdeckte.

Die 5-Millionen-SKL-Show (RTL)
Als Günther Jauch 2001 zum Ersten Mal das damals noch DM-bedingt unter dem Titel "Die 10 Millionen SKL-Show" firmierende Format moderierte, machte RTL noch ein siebenteiliges Event daraus. Es war und ist bis heute die höchste Summe, die in einer TV-Show ausgespielt wurde - und das garantiert, denn es handelt sich im Grunde um eine Gewinnerziehung der SKL. In den folgenden Jahren schrumpfte die ganze Veranstaltung und war zuletzt nur noch eine Sendung lang. In diesem Jahr kam nun noch der neue Glücksspielstaatsvertrag hinzu. Die Landesmedienanstalten sahen in Jauchs Show unzulässige Werbung für Glücksspiel und verboten kurzerhand die Ausstrahlung. Weil die SKL die 5 Millionen aber trotzdem ausspielen musste, produzierten sie die ganze Sendung - ohne sie jedoch im Fernsehen zu zeigen. Lediglich im Web war sie zu sehen. Noch hofft man auf eine Klärung mit den Landesmedienanstalten fürs kommende Jahr.

"Die Niels Ruf Show" (Sat.1)
Im Oktober 2006 wagte sich Sat.1 Comedy an seine bislang aufwändigste Eigenproduktion und versuchte sich als erster nach dem schmerzlichen "Anke Late Night"-Flop wieder an eine klassische Late Night, allerdings nur wöchentlich. Obwohl das Format immer ziemlich holprig wirkte, gelang Niels Ruf 2008 dann sogar der Sprung ins Free-TV zu Sat.1. Doch das war gleichzeitig auch der Anfang vom Ende. Zwar bewies Sat.1 mehr Durchhaltevermögen als viele für möglich gehalten hatte. Doch nach zwei Verschiebungen lief die Sendung nur noch samstags um 0 Uhr - dass sie dort nicht allzu lange überleben würde, war eigentlich klar. Nach 30 Folgen zog der Sender dann auch folgerichtig den Stecker. Und Deutschland muss leider weiter auf die erste erfolgreiche und gute Late Night nach der "Harald Schmidt Show" warten.

Dr. Psycho (ProSieben)
"Dr. Psycho" erlitt in etwa das gleiche Schicksal wie "Stromberg". Von Kritikern wurde die Serie mit Christian Ulmen als Polizeipsychologe Max Munzl hoch gelobt, doch das breite Publikum wollte sich nie so recht mit der Serie anfreunden. Trotz der schwachen Quoten in Staffel 1 schickte ProSieben die Serie zwar in eine zweite Staffel, danach war die Geduld aber am Ende. Zwei Prestige-Objekte, die zwar fürs Image gut, für die Quoten aber schlecht sind, wollte sich ProSieben in diesen gerade für den hochverschuldeten Konzern wirtschaftlich schweren Zeiten wohl leider einfach nicht leisten.

Gesundheitsexperte Hademar Bankhofer (Das Erste)
Hademar Bankhofer, unter anderem als Gesundheitsexperte regelmäßig im vom WDR produzierten Morgenmagazin der ARD zu Gast, stürzte im vergangenen Jahr über einen von den Blogs "Stationäre Aufnahme" und "boocompany.de" aufgedeckten Skandal. Bankhofer pries in seinen Auftritten unter anderem die "Klostermelisse" an, die aber eine eingetragene Marke der Firma MCM Klosterfrau ist. Nachdem er zunächst noch Verträge mit dem Unternehmen bestritt, räumte er später ein, er sei seit langem für MCM Klosterfrau beratend tätig. WDR und HR beendeten daraufhin vorerst die Zusammenarbeit mit Banhkofer.

"GSG 9" (Sat.1)
Früher war Sat.1 als Kuschelsender bekannt. In Verkennung dieser Kernkompetenz wagte sich der Berliner Sender 2007 dann seltsamerweise an eine eigenproduzierte Actionserie. "GSG 9" war dann sogar durchaus spannend produziert - und allemal abwechslungsreicher als der RTL-Dauerbrenner "Alarm für Cobra 11" - doch beim Publikum traf die Serie auf breite Ablehnung. Die erste Staffel lief mittwochs fast durchgehend schlecht. Erst zum Finale gab es einen überraschenden Quotensprung, der für Sat.1 eine zweite Staffel rechtfertigte. Nachdem Sat.1 die dann aber seltsamerweise auch noch direkt gegen "Alarm für Cobra 11" programmierte, war der Megaflop kaum noch abzuwenden. Nach zwei Staffeln schickte Sat.1 seine "GSG 9" auf den TV-Friedhof.

Günter Struve (ARD)
Seit 1999 bestimmte Günter Struve die Geschicke der ARD als Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens maßgeblich. Und auf Günter Struve war selbst bei langweiligsten Pressekonferenzen meist Verlass: Ein lockerer Spruch lag ihm fast immer auf den Lippen und lockerte so manch tristen Vormittag auf. Natürlich gab es auch Kritik an ihm. Seinen Spitznamen "Mister Süßstoff" hatte er weg, weil er viel Platz für seichteste Spielfilme im Ersten schuf, worunter manch anspruchsvolleres Programm leiden musste. Doch letztlich schaffte Struve es eben auch, die Quoten der ARD auf respektablem Niveau zu halten. Im November übergab er seinen Posten nun Volker Herres und weilt selbst im sonnigen Kalifornien, wo er weiter für die ARD als Berater tätig ist. Schon allein wegen seines Unterhaltungsfaktors werden zumindest wir ihn aber trotzdem vermissen.

Guillaume de Posch (ProSiebenSat.1)
Verlässt da jemand schnell noch das in Schulden versinkende Schiff? Im Sommer hat Guillaume de Posch seinen Abschied als Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media AG zum Jahresende angekündigt - und folgte damit mehreren weiteren Vorstandskollegen, die den durch die Übernahme von SBS mit über drei Milliarden Euro hochverschuldeten TV-Konzern verließen. Und das, wo der Konzern gerade in mehr als rauher See segelt, nachdem man zuletzt auch noch einen massiven Gewinneinbruch hinnehmen musste und immer noch nach einem brauchbaren Werbeverkaufsmodell fahndet. Wir dürfen gespannt sein, wie sich sein Nachfolger, der mit Medienkonzernen bislang nichts am Hut hatte, sich schlagen wird.

Handy-TV von Mobile 3.0
Kann sich noch jemand daran erinnern, dass Handy-TV schon zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land hätte starten sollen? Nun haben wir bald 2009 - und der ganze Prozess steht wieder am Anfang. Nachdem man sich inzwischen darauf festgelegt hatte, dass DVB-H der Übertragungsstandard der Wahl sein soll, stach das Konsortium Mobile 3.0 die Mobilfunknetzbetreiber bei der Lizenzvergabe aus. Doch Mobile 3.0 schaffte es nie, ein tragfähiges Geschäftsmodell vorzulegen, mehr als ein paar Testnutzer kamen nie in den Genuss von TV via DVB-H. Vor kurzem hat Mobile 3.0 die Lizenzen nun zurückgegeben. Nun sollen sie erneut ausgeschrieben werden - doch wer will sie noch haben, nachdem es inzwischen schon Handys gibt, die das - für Nutzer kostenfreie - Fernsehen via DVB-T empfangen können und als Alternative auch UMTS bereitsteht?

"Ivy"
Einer der Hypes des vergangenen Jahres war die Zielgruppe der sogenannten "Lohas" (Lifestyle of health and sustainability), die zwar hedonistische Züge haben, dabei aber auf einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil Wert legen. An diese vom Marketing erdachte Zielgruppe wendete sich auch Burdas Projekt "Ivyworld", das im Herbst 2007 zunächst online startete und kurz danach auch als Zeitschrift an den Kiosk kam. "Das wirtschaftliche Umfeld bietet trotz guter Medienresonanz zur Zeit weder in Print noch Online eine notwendige Perspektive", hieß es bei Burda ein knappes halbes Jahr später allerdings. Fabelhafte 21 Millionen potentielle Nutzer soll die Zielgruppe übrigens angeblich umfassen. Spätestens da hätte vielleicht jemandem außerhalb der Marketing-Abteilung auffallen können, dass hier irgendwo etwas faul sein muss.

Joachim Bublath (ZDF)
Seit 1981 leitete Joachim Bublath die Naturwissenschaftsredaktion des ZDF und war einfach das Gesicht des Senders für alle Wissenschaftsthemen. So sehr, dass das ZDF irgendwann einfach aufhörte, seinen Sendungen hochfliegende Namen zu geben und sie irgendwann einfach "Joachim Bublath" nannte. Um so unverständlicher, wie er in diesem Jahr aus dem Fernsehen verabschiedet wurde. In einer an Nüchternheit nicht zu überbietenden Pressemitteilung hieß es, Bublath habe die Altersgrenze erreicht - was angesichts vieler betagter Herren im Fernsehen und dahinter doch sehr verwunderte. Am 5. März war er zum letzten Mal zu sehen. Mit Harald Lesch hat das ZDF zwar einen sehenswerten Nachfolger gefunden - doch einen komischen Eindruck hinterlässt der strümpfige Abgang, den das ZDF Joachim Bublath im Frühjahr bereitet hatte, dann doch.

Kanal Telemedial
Kanal Telemedial war der neueste Streich von Thomas G. Hornauer und der vielleicht absurdeste Sender, den es je gegeben hat. Hornauer trommelte gerne mal minutenlang, sprach an seinem Orange Table über die telemediale Idee und wollte für das alles noch einen "Energie-Ausgleich" von den Zuschauern haben - sprich einen Anruf bei einer Hotline, der bis zu 30 Euro kostete. Irgendwann wurde es dann auch den österreichischen Medienwächtern zu bunt, die dem Sender schließlich die Lizenz entzogen. Inzwischen sind Hornauer und Konsorten nur noch ab und an im Internet zu sehen, meist laufen da jedoch auch nur Wiederholungen. Aber wir sind uns fast sicher: Irgendwann wird Thomas G. Hornauer ein grandioses Comeback mit irgendeiner Idee feiern, die heute noch außerhalb unserer Vorstellungskraft liegt.

"Kerner kocht" (ZDF)
2008 war auch das Jahr, in dem Johannes B. Kerner den Löffel abgab. Im Juni übergab er die Kochsendung "Kerner Kocht", die Anfang 2005 aus der Freitags-Ausgabe seiner Late Night-Talkshow hervorgegangen war, an Markus Lanz. Kerner begründete seinen Rückzug mit seiner hohen Arbeitsbelastung - schließlich war er dieses Jahr auch noch bei EM und Olympia im Einsatz. Die Starköche der Kochsendung am Freitag bekommt er ohnehin auch so oft genug zu Gesicht: Insbesondere Horst Lichter und Johann Lafer sind gefühlt in jeder vierten "Johannes B. Kerner"-Sendung zu Gast...

Klopp und Meier als Fußball-Experten (ZDF)
Urs Meier, Jürgen Klopp und Johannes B. Kerner bildeten seit dem Confederations-Cup 2005 die Dreierkette des ZDF, die Länderspiele sachkundig analysierten und dafür unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Doch bei der EM 2008 gab das Trio seine Abschiedsvorstellung - bzw. zumindest zwei Drittel des Trios. Klopp widmet sich inzwischen wieder verstärkt seiner Trainertätigkeit, Meier seiner Tätigkeit bei der FIFA. Johannes B. Kerner analysiert hingegen munter weiter und hat nun Oliver Kahn an seiner Seite.

Lesen! mit Elke Heidenreich (ZDF)
Den vielleicht spektakulärsten Abtritt von der Fernsehbühne legte Elke Heidenreich hin. Im Fahrwasser von Marcel Reich-Ranickis Pauschal-Kritik beim Fernsehen vergriff sie sich wenige Tage später in einem Artikel für die "FAZ" im Ton, sprach davon, wie schlimm alles bei ihrem Sender - dem ZDF - sei und sie sich schäme, dort zu arbeiten. Und als Belohnung für ihre Beschimpfungen forderte sie noch einen besseren Sendeplatz. Kurze Zeit später wurde es dem ZDF dann zu bunt. Der Mainzer Sender beendete ihre Sendung "Lesen!" mit sofortiger Wirkung und sucht seitdem nach einem Nachfolge-Literatur-Format. Heidenreich hat aber schon eine neue Heimat gefunden und präsentiert die ansonsten kaum veränderte Sendung nun online auf dem Literatur-Portal litcolony.de. Dort muss sie sich nun wenigstens nicht mehr über den Sendeplatz aufregen.

Lettra
Endlich ein TV-Sender, der auch Marcel Reich-Ranicki vielleicht ansatzweise gefallen hätte: Im November 2007 startete der Sender Lettra im Pay-TV, der sich komplett dem Thema Literatur widmete. Doch das Geschäftsmodell erwies sich allzu schnell als nicht tragfähig. Nur viereinhalb Monate später musste der Sender Insolvenz anmelden. Investitionszusagen u.a. des Landes Berlin seien nicht eingehalten worden, hieß es. Dennoch betonte man kämpferisch, der Sendebetrieb gehe weiter, mit neuen Investoren sei man bereits im Gespräch. Anfang April blieb der Bildschirm dann unangekündigt dennoch dunkel. Mit den Worten "Die Lettra GmbH ist weder aus eigener Kraft mangels finanzieller Ressourcen noch im Rahmen des eröffneten Insolvenzverfahrens sanierbar", besiegelte der Insolvenzverwalter einen Tag später dann das endgültige Aus. Schade um ein amibitioniertes TV-Projekt.

Manuel Andrack (Das Erste)
13 Jahre lang hat Manuel Andrack als Redaktionsleiter der "Harald Schmidt Show" (Sat.1), "Harald Schmidt" und "Schmidt & Pocher" (Das Erste) das Gesicht der Late Night ganz entscheidend mitgeprägt. Mehrere Jahre lang war er als Sidekick Schmidts auch vor der Kamera ein wichtiger Part der Sendung, den er aber abgeben musste, als Oliver Pocher neuer TV-Partner von Harald Schmidt wurde. Zur neuen Staffel von "Schmidt & Pocher" kam es dann zur überraschenden Trennung. "Bei mir haben sich so viele Verpflichtungen ergeben, da musste ich ein bisschen aufräumen", so Andrack damals. Außerdem gab er die unklare Zukunft der Show an, die für ihn ohnehin kein Full Time-Job mehr war. Andrack sollte übrigens recht behalten: Kurz vor Jahresende ist das Aus von "Schmidt & Pocher" nach der laufenden Staffel nun auch offiziell. Andrack widmet sich inzwischen verstärkt seiner Arbeit als Autor und Kolumnist.

"Matador"
2004 startete der Heinrich Bauer Verlag seinen Männertitel "Matador", nachdem er kurz zuvor die Lizenzrechte an der deutschen Ausgabe des "Playboy" verloren hatte. Doch mit blanken Brüsten ist in Zeiten des Internets am Zeitschriftenkiosk nicht mehr so einfach Geld zu verdienen. Die Auflage des Titels zeigte schon seit längerem nach unten. Mitte des Jahres wurde der Titel schließlich eingestellt. Vom Verlag hieß es dazu nur emotionslos kurz und knapp: "In einem außerordentlich schwierigen Marktumfeld konnten die wirtschaftlichen Ziele nicht erreicht werden"

"Max"
Anfang des Jahres ereilte die bis dahin monatlich erschienen Zeitschrift "Max" das Aus nach 17 Jahren. Verkauft wurde das ganze durch den Burda-Verlag allerdings als "strategische Neuausrichtung der Marke 'Max' in Print und Online". "Max" hatte vor der Einstellung des regelmäßigen Hefts bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Vom Foto- und Lifestyle-Magazin wurde es zwischenzeitlich zum Konkurrenten für den "Stern" umfunktioniert. Zwar gelangen einige große Storys in dieser Zeit, doch der Versuch scheitertete. Zuletzt widmete sich "Max" wie vor dem Experiment monatlich einer allerdings oft beliebig wirkenden Auswahl an Lifestyle-Themen. Heute lebt "Max" nur noch online sowie in den "Max"-City-Guides und "Max"-Specials für die Werbe- und Kommunikationsbranche weiter.

"McLeods Töchter" (Vox)
Im Jahr 2006 nahm Vox die australische Serie "McLeods Töchter" ins Nachmittagsprogramm auf und landete damit einen Überraschungserfolg. Während der Sender zuletzt in der Daytime mit eigenproduzierten Dokusoaps reihenweise Flops erlebte, holte "McLeods Töchter" bis zum Schluss tolle Marktanteile weit im zweistelligen Bereich. Teils war Vox damit sogar erfoglreicher als der große Bruder RTL. Nach 224 Folgen und 8 Staffeln wurde die Serie in Australien aber eingestellt. Das Serienfinale lief übrigens erstaunlicherweise in Deutschland sogar eher als im Ursprungsland Australien. Dort wird die letzte Folge erst im Frühjahr 2009 ausgestrahlt.

"Money Express" und weitere Call-TV-Formate
2008 könnte auch als der Anfang vom Ende des Call-TV-Booms im deutschen Fernsehen in Erinnerung bleiben. In den vergangenen Jahren füllten die Sender immer mehr Randstunden im Programm mit den Call-In-Sendungen und erhofften sich dadurch eine nie versiegende Einnahmequelle abseits der Werbung. Doch inzwischen ist den meisten Zuschauern klar, dass dahinter oft nur dreiste Abzocke steckt. Nachdem die Branche sich also den Ruf längst ruiniert hat und die Einnahmen wegbrachen, mussten die ersten Sendungen 2008 bereits den Sendeplatz räumen. Darunter auch eines der meistgehassten Formate: "Money Express" auf den Sendern von MTV Networks. Doch auch die "Sat.1 Quiznight" wurde stark reduziert, Tele 5 verzichtet ab Jahresende ganz auf Call In, Das Vierte hat die Sendezeit ebenfalls deutlich reduziert. Und selbst beim Marktführer 9Live bröckeln die Umsätze. Eine Träne wird dem Call-TV kaum jemand hinterherweinen.

"MTV News Mag" (MTV)
MTV steht auch heute noch für "Music Television" - doch große Teile seines Programms bestreitet der Sender, der sich heute viel lieber als Jugend- als als Musikkanal versteht, mit musikfremden Themen. Wirklich dem Thema Musik widmete man sich nur noch manchmal - und eines der Prunkstücke war sicherlich das "MTV Newsmag" mit Markus Kavka. Doch wie das so ist: Wer eine solche Sendung mit News produzieren will, braucht dazu eine Redaktion - und die kostet Geld, das man bei Viacom nicht mehr zu haben glaubt. Weil der Konzern von der Konjunktur- und Werbekrise hart getroffen wird, stellte MTV sein prestigeträchtiges "Newsmag" im Herbst ein - und zog damit zurecht erneut Hohn und Spott auf sich.

"Park Avenue"
Ende Oktober sorgte Noch-G+J-Boss Kundrun mit der Ankündigung einer "Portfolio-Bereinigung" für Zähneklappern im großen Gruner + Jahr-Reich. Eingestellt wurde letztlich aber nur ein Titel: "Park Avenue". Das 2005 gestartete Personality-Magazin konnte am Kiosk nie wirklich überzeugen. Kürzlich durchbrach die Auflage zwar endlich die Marke von 100.000 Exemplaren - doch nur knapp 39.000 dieser Hefte wurden wirklich per Abo oder am Kiosk verkauft. Der Großteil wurde als Bordexemplare oder über Lesezirkel unters Volk geworfen. Um so wichtiger war hier also das Anzeigengeschäft, das aber auch nie so recht in Schwung kommen wollte. Angesichts des Einbruchs des Anzeigenmarktes zog man nun lieber die Notbremse. Später sagte G+J-Deutschland-Chef Buchholz, "Park Avenue" hätte seinen Umsatz verdreifachen müssen, um endlich schwarze Zahlen zu schreiben. Angesichts dessen kann die Einstellung eigentlich auch niemanden verwundern.
"Polylux" (ARD/RBB)
1997 startete der damalige ORB ein für ARD-Verhältnisse von seiner Machart ganz und gar ungewöhnliches Format: Das Zeitgeistmagazin "Polylux" mit Tita von Hardenberg. 2000 schaffte das Magazin dann sogar den Sprung ins Erste Programm der ARD. Doch in Zeiten, in denen dem RBB die Einnahmen wegbrechen, trifft es nun als erstes dieses, für ARD-Verhältnisse noch recht junge Magazin, während für volkstümelnde Shows weiter genug Geld übrig ist. Zum Jahresende wird "Polylux" - ebenso wie Radiomultikulti - der Geldhahn abgedreht. Im Internet soll das Format aber weiter leben. Ob man einen neuen Sender findet, scheint allerdings fraglich.

"Post Mortem" (RTL)
Weil RTL mit "CSI" und Co. große Erfolge feierte, kam man auf die Idee, auch noch eine deutsche Serie nach gleichem Muster zu drehen. Das brachte gleich 2 Probleme mit sich: Es war 1. nicht abwechslungsreich und 2. musste man sich ständig mit dem Original messen, was auf Dauer nicht gut gehen konnte. Dennoch startete "Post Mortem" 2007 noch mit hervorragenden Quoten, verlor im Verlauf der ersten Staffel aber rasant Zuschauer. Dass man sich dennoch für eine zweite Staffel entschied, wird man in Köln schnell bereut haben. Die lief donnerstags durchgehend sehr schlecht. Anders als bei den gleichzeitig gestarteten "Anwälten" hielt RTL bei "Post Mortem" aber bis zum Ende durch.

ProSieben HD / Sat.1 HD
Mit großem Pomp startete der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber am 26. Oktober 2005 auf den "Medientagen München" mit einem Knopfdruck die beiden HDTV-Kanäle von ProSiebenSat.1, ProSieben HD und Sat.1 HD. Seitdem zeigten die Sender dort ihr Programm in hochauflösender Form, vielleicht um besonders innovativ zu wirken, vielleicht, um wirklich mal die Umstellung auf HDTV voranzutreiben. Doch im Februar kam dann plötzlich das Aus. ProSiebenSat.1 stellte alle Zeichen auf Rückschritt und stampfte die Kanäle wieder ein. Man wolle sich erstmal auf die 16:9-Umstellung konzentrieren und damit die "für die Zuschauer relevanten technologischen Entwicklungen der Zukunft". HDTV gehört da für ProSiebenSat.1 derzeit offenbar vorerst nicht mehr dazu.

"Quiz-Taxi" (kabel eins)
Oft schon wurde das Comeback der Gameshows herbeigeredet, eingetroffen ist es nie so recht. Zaghafte Versuche der Sender scheiterten meist sehr schnell. kabel eins hielt mit seinem "Quiz-Taxi" länger durch. Die Mitte 2006 gestartete Quizshow, in der Thomas Hackenberg mit Fahrgästen in einem Taxi spielte, lief zwischenzeitlich sogar so gut, dass kabel eins sogar Doppelfolgen ausstrahlte. Spätestens seit der Vorabendreform im Frühjahr lief das Format miserabel. Ende Mai musste Hackenberg sein Quiz-Taxi daher in die Garage fahren - offiziell, um es generalüberholen zu lassen, eine Rückkehr auf den Bildschirm erscheint aber äußerst unwahrscheinlich. Zumal das wenig innovative "Achtung, Kontrolle!" inzwischen deutlich besser läuft.

"R.I.S." (Sat.1)
Weil RTL und Vox mit "CSI" und seinen Ablegern gigantische Erfolge feierten, versuchte sich 2007 auch Sat.1 an einer ähnlichen, allerdings selbstproduzierten Serie. Um auf einen ähnlich kryptischen Namen wie "CSI" zu kommen, ersann man in Berlin die "Rechtsmedizinische Investigative Sonderkommission" und kürzte sie im CSI-Style als "R.I.S." ab. Die Serie konnte allerdings nie überzeugen. Obwohl die erste Staffel im Anschluss an das äußerst erfolgreiche "Navy CIS" ausgestrahlt wurde, waren die Quoten durchweg mager. Doch Sat.1 gab Durchhalteparolen aus und ließ 13 weitere Folgen produzieren, die dann ab Herbst 2007 am Donnerstagabend ausgestrahlt worden. Dort lief es allerdings noch schlechter. Die letzten Folgen der Serie versteckte Sat.1 dann kurz vor Mitternacht, wo die Serie dann Anfang 2008 endgültig das Zeitliche segnete.

"Reich und schön" (ZDF)
Die US-Soap "The Bold and the Beautiful", die in den USA seit 1987 auf Sendung ist, gilt als erfolgreichste Daily Soap weltweit. Seit Anfang 2002 bestritt auch das ZDF einen Teil seines Vormittagsprogramms mit der Soap, die hierzulande als "Reich und schön" bekannt wurde und dem ZDF starke Quoten bescherte. Doch ab dem 30. Dezember ist damit - zumindest vorerst - Schluss, weil dem ZDF die Folgen ausgingen. Der Mainzer Sender strahlte nämlich bislang zwei Folgen täglich aus - weil in den USA aber nur eine pro Tag produziert wird, konnte das nicht dauerhaft gut gehen. Erst im Frühjahr hatte das ZDF noch versucht, mit "Schatten der Leidenschaft" eine weitere Daily Soap am Vormittag zu etablieren und damit eine der beiden "Reich und schön"-Folgen zu ersetzen. Weil die aber kaum jemand einschaltete, gab das ZDF nach drei Monaten schon wieder auf und griff erneut auf "Reich und schön"-Doppelfolgen zurück - mit den nun sichtbaren Folgen.

"Revue"
Auch ein echter Oldie verschwand im zu Ende gehenden Jahr vom Kiosk: Nach 62 Jahren stellte die Bauer Verlagsgruppe seine "Revue" ein, die in wahrlich bewegtes Leben hinter sich hat. Erstmals erschien sie als "Die Weltillustrierte" 1946 zweimal monatlich, ab 1949 dann wöchentlich. 1966 wurde aus der "Revue", die damals zu Bauer wechselte, und der "Neuen Illustrierten" dann die "Neue Revue". Unter diesem Namen erlebte die Zeitschrift in den 70er und 80er Jahren ihren Auflage-Höhepunkt, war dann aber zuletzt nur noch als kränkelnde Erotik-Illustrierte ein Begriff, bevor der Titel im Dezember 2005 mit Ausgabe 51/2005 wieder in "Revue" und das Konzept wieder klar - und mit Verzicht auf Erotik - ganz auf Klatschblatt geändert wurde. Doch besonders im Einzelverkauf am Kiosk lief es zulezt enttäuschend, sodass die "Revue" im Sommer zum letzten Mal erschien.

"Second Life Magazin"/"The Avastar"
2006 und 2007entbrannte ein großer Hype um die virtuelle Welt "Second Life". Plötzlich, so schien es kurzzeitig, musste jedes Unternehmen in "Second Life" mit einer eigenen Niederlassung vertreten sein. Schon Ende 2006 startete Bild.T-Online in "Second Life" der virtuellen Zeitung "The Avastar", die man dort für bares Geld verkaufte. Mit einiger Verspätung, nämlich erst im November 2007, schaffte es "Second Life" dann auch an den realen Kiosk im real life. Da war der Hype allerdings schon länst wieder abgeklungen, von "Second Life" außerhalb der Community kaum noch etwas zu hören. Und so verwunderte es eher, dass zunächst noch weitere Ausgaben des "Second Life Magazins" aus dem Runway Verlag erschien als dass das Heft Mitte 2008 wieder eingestellt wurde. Im November beendete dann auch Springer sein Experiment "The Avastar".

"Staatsanwalt Posch ermittelt" / "Das Strafgericht"
Während Sat.1 mit seinen Gerichtsshows und Crime-Dokus weiterhin erstaunlich gute Quoten einfährt, verabschiedeten sich in diesem Jahr mit "Das Strafgericht" und "Staatsanwalt Posch ermittelt" die letzten Vertreter dieser Gattung aus dem Programm. Bei RTL waren die Formate schon lange erfolglos. "Staatsanwalt Posch ermittelt" war zuletzt um den Gerichtsshow-Teil bereinigt und auf eine halbe Stunde gekürzt worden. Auf dem 17 Uhr Sendeplatz war aber wie gewohnt auch damit dann kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Schade ist es um die Trash-Formate eigentlich nicht - das Problem ist nur: RTL gelang es bisher auch nicht, ein erfolgreicheres Format für den Nachmittag aufzutun.

"Sugar" / "Chica"
Bevor die Zeitschrift "Sugar" im Sommer aufgrund "fehlender wirtschaftlicher Perspektiven" eingestellt wurde, unterzog der Egmont Cultfish-Verlag den Titel innerhalb kurzer Zeit gleich zwei Relaunchs. Zuletzt sollte der Titel weniger verspielt wirken und so mehr Leserinnen anziehen, was offenbar aber nicht wie gewünscht geklappt hat. Einen plötzlichen Tod starb auch die Zeitschrift "Chica", die nur noch einmal im Januar erscheinen wird. 2007 positionierte der Verlag "Chica" von der Mädchenzeitschrift zu einem Titel für junge Frauen um - und feierte im Anschluss gigantische Auflagen-Steigerungen. Doch auch das reichte schließlich nicht. Drei Jahre hätte man noch mindestens gebraucht, um mit dem Titel schwarze Zahlen zu schreiben, hieß es bei der Einstellung. Zeit, die man "Chica" nicht zugestehen wollte.

"Tour de France" (ARD und ZDF)
Dass die "Tour de France" 2008 überhaupt noch bei ARD und ZDF zu sehen war, war eigentlich schon erstaunlich. Ein Jahr zuvor waren die beiden Sender mit großem Pathos während der laufenden Tour aus der Übertragung ausgestiegen, nachdem - wie überraschend - weitere Dopingfälle öffentlich wurden. Doch ARD und ZDF ließen sich wieder einreden, dass der Sport nun sauber sei. War er natürlich nicht, wie die weiter regelmäßig auftauchenden Dopingfälle deutlich machten. Irgendwann wollte man sich das alles selbst bei der ARD nicht mehr schön reden und zog endlich die überfällige Konsequenz, das ZDF hechelte hinterher. Dumm nur, dass die EBU die Rechte für ARD und ZDF längst gekauft hat. Das Thema wird die Verantwortlichen also wohl noch eine ganze Weile beschäftigen. Und Eurosport darf sich freuen, die Tour in Deutschland künftig wohl exklusiv zeigen zu können.

Wilfried Klaus alias Horst Schickl in "SOKO 5113" (ZDF)
Schon als das ZDF am 2. Januar 1978 die erste Folge seiner Krimiserie "SOKO 5113" ausstrahlte, war Wilfried Klaus als Kriminaloberkommissar Horst Schickl (im Bild ganz links) mit dabei. Später stieg er gar zum Leiter der SOKO auf und war bei seinem Abschied in diesem Jahr der dienstälteste TV-Kommissar. Anders als bei Joachim Bublath, den man ziemlich strümpfig in Rente schickte, gönnte das ZDF Klaus einen großen Abschluss-Fall und zeigte ihn sogar zur Primetime. Wilfried Klaus wird auch nach seinem Abschied noch eine ganze Weile in jedem Fall den Titel der langlebigsten Serienrolle behalten. Claus Theo Gärtner alias Josef Matula aus "Ein Fall für zwei" muss noch vier Jahre durchhalten, falls er Klaus ablösen will, wie das Fernsehlexikon anmerkte.