Medien-Abschiede 2010

ArenaSat (2006 - 2010)
Es war der Coup des Jahres: Ein ominöser Bieter namens Arena schnappte Ende 2005 Premiere die Bundesliga-Rechte für die Jahre 2006 bis 2009 vor der Nase weg. Dahinter verbarg sich der Kabelnetzbetreiber Unitymedia - der gleich zu Beginn ein gravierendes Problem hatte: Vertraglich sicherte man zu, dass die Liga flächendeckend, also auch via Satellit zu sehen ist. Da sich kein Partner fand, stampfte man also in Rekordzeit seine eigene Satellitenplattform aus dem Boden. Allzu viele Kunden fand die nie - erst recht nicht, als man ein Jahr später ohnehin wieder Premiere mit ins Boot holte und die Liga via Satellit auch wieder über Premiere zu sehen war. Als die Liga-Rechte endgültig an Premiere/Sky zurückgingen und Arena selbst Geschichte war, fehlte für ArenaSat dann ohnehin jegliche Perspektive. Zuletzt wurden nicht mal mehr 60.000 Kunden gezählt. Der neue Unitymedia-Eigentümer LibertyGlobal zog Ende September daher den lang erwarteten Schluss-Strich unter das große Abenteuer "Arena".
Bild: © Unitymedia

Bilderbuch (1996 - 2010)
14 Jahre lange stellte die ARD an sportfreien Sonntagen Gegenden und Städte Deutschlands vor, im Frühjahr wurde das "Bilderbuch" zugeklappt. Der profane Grund war laut einer ARD-Sprecherin aber weder Quotenprobleme noch Einsparungen. Nach 14 Jahren seien die deutschen Regionen "erschöpfend dargestellt", hieß es im Frühjahr. Tatsächlich hatte die ARD schon seit 2007 auf Gegenden außerhalb Deutschlands ausweichen müssen und das Format von "Bilderbuch Deutschland" dazu kurzerhand schlicht in "Bilderbuch" umbenannt.

Das Quiz mit Jörg Pilawa (2001 - 2010)
Eigentlich packte Jörg Pilawa, der gefühlt in den letzten Jahren 85 Prozent des Unterhaltungsprogramms des Ersten mit immer neuen Quiz-Abwandlungen verstopft hatte, schon Ende 2009 seine Koffer bei der ARD, um zum ZDF zu wechseln. Doch Pilawa hatte in einem Aufzeichnungsmarathon noch im alten Jahr genug Folgen seines Vorabend-Quiz aufgezeichnet, dass sie erstaunlicherweise bis Mitte Mai reichten. Und weil Das Erste selbst dann noch keinen Ersatz parat hatte, streckte man "Das Quiz" mit Wiederholungen noch bis Ende August. Nach rund neun Jahren machte Jörg Pilawa dann Platz für eine Reform des schon länger schwächelnden ARD-Vorabends - die allerdings noch immer auf sich warten lässt. Derzeit wird in "Das Duell" übergangsweise schlicht weitergequizzt. Immerhin: Inzwischen tut sich was. Im Lauf des nächsten Jahres wird sich das Gesicht des ARD-Vorabends also endlich ändern.

Deutscher Fernsehpreis - Aftershowparty (1999 - 2009)
Die Stifter des Deutschen Fernsehpreises beschlossen in diesem Jahr eine umfassende Reform - und stießen damit auf viel Kritik. Zum Einen, weil der Reform etliche Personenkategorien zum Opfer fielen - was den potentiellen Anwärtern natürlich nicht gefiel. Und zum anderen, weil man der Branche kurzerhand die größte Party des Jahres strich: Die Aftershow-Party beim Fernsehpreis. Stattdessen gab es ein gediegenes, gesetztes Dinner - ohne Presse, was vor allem beim Boulevard für großen Ärger sorgte, da die Jubelbilder nach der Verleihung ausblieben. Der ersatzweise eingeführte "Kommunikationsbereich" war nur ein schwacher Ersatz. Von der großen Party früherer Jahre war jedenfalls nicht mehr viel übrig geblieben. Man darf gespannt sein, ob man an diesem heftig kritisierten Ablauf auch im kommenden Jahr festhalten wird.

Die Vorleser (2009 - 2010)
Weil Elke Heidenreich sich 2008 mit üblen Beschimpfungen ihres Arbeitgebers ZDF selbst ins Aus befördert hatte, brauchte das ZDF einen Ersatz für ihre Literatur-Sendung "Lesen!" Im Juli 2010 war es dann soweit: Ijoma Mangold und Amelie Fried traten gemeinsam als "Die Vorleser" in Heidenreichs Fußstapfen - und gingen von Beginn an unter. Dass eine Literatur-Sendung ein Nischenprodukt sein würde, war von vornherein klar - doch selbst dafür waren die Quoten überaus bitter. Zwischenzeitlich reichte es nicht mal für 3 Prozent Marktanteil - Heidenreich hatte sich da deutlich besser geschlagen. Nach zehn Folgen war daher Anfang Dezember wieder Schluss. Vom Literatur-Genre will man sich beim ZDF aber nicht ganz verabschieden: Nun wird wieder ein Nachfolger gesucht. Vor Sommer 2011 wird das aber in keinem Fall starten.

DSF (1993 - 2010)
Als das Deutsche Sportfernsehen am 1. Januar 1993 auf Sendung ging, da stieß der Sender längst nicht überall auf Wohlwollen, bedeutete seine Geburt doch gleichzeitig auch den Tod für das damalige Tele 5. Das Versprechen, das ein Name wie "Deutsches Sportfernsehen" mit sich brachte, konnte zudem auch nie wirklich eingelöst werden: Die Rechte an den wirklich zugkräftigen Sportarten hatten in der Regel die großen Sender inne. Kai Blasberg, DSF-Mann der ersten Stunde, schrieb zum Abschied bei DWDL.de: "Der große Name war immer auch Ballast. In den 17 Jahren seiner Existenz hat es der Sportsender nie recht geschafft, wahre, ernste Relevanz zu erlangen." Zwischenzeitlich hatte man sich das Image dann auch noch mit ausgedehnten Strecken für Call-In und Teleshopping ramponiert. Daher war der Neustart in diesem Jahr unter einer gemeinsamen Dachmarke für Online und TV gleichermaßen wohl nur folgerichtig. Seit 11. April heißt das DSF nun Sport 1.

e.clips (2007 - 2010)
Ende 2008 sprach Programmchef Oliver Al Liebl noch über das "stabile finanzielle Fundament", auf dem der Pay-TV-Sender e.Clips stehe, ein Jahr später musste dann Insolvenz angemeldet werden, im Januar wurde der Sendebetrieb dann eingestellt und e.Clips damit endgültig beerdigt. Drei Jahre hatte der Sender, der sich als "Der Entertainment-Kanal" verstand, mit einem Mix aus Boulevard-News und Sendungen zu Themen wie Games, Kino, Stars und DVDs bzw. Blu Rays seine Nische zu finden. Dabei setzte man auch und gerade auf kleinere Eigenproduktionen - was sich letztlich aber offensichtlich als zu teuer herausstellte.

FHM (2000- 2010)
Die größte Krise im Anzeigenmarkt schien bereits überwunden, da ereilte das Männermagazin "FHM" in Deutschland nach über zehn Jahren doch noch das Aus. "Innerhalb der Konzernstrategie" habe es "keine Perspektive" gegeben, "FHM" erfolgreich weiter zu führen, teilte die Egmont Holding lapidar mit. Wie der Großteil der Branche hatte die "FHM" in den letzten Jahren mit starken Auflagenrückgängen zu kämpfen, dem man mühsam mit den berühmten "sonstigen Verkäufen" entgegenwirkte. Seit Egmont das Männermagazin 2005 übernommen hatte, brach der Einzelverkauf um rund die Hälfte ein, insgesamt lag der Auflagenrückgang bei rund einem Viertel - auch wenn sich zuletzt zumindest eine Stabilisierung andeutete erschien am 9. Dezember die letzte Ausgabe. Zumindest, sofern sich nicht doch noch ein anderer Verlag für die Lizenz interessieren sollte.

Focus Gesundheit (2005-2010)
Den Anfang vom Ende erlebte Focus Gesundheit bereits gleich zu Jahresbeginn am 6. Januar. An diesem Tag wurde der Pay-TV-Sender, der bis dahin ausschließlich über Sky respektive Premiere zu empfangen war, aus dem Bouquet genommen. Offiziell sprach man von einer "einvernehmlichen Entscheidung" - doch dass man sich derart kurzfristig im Guten trennte, ist wohl kaum anzunehmen. Wie zuvor schon Discovery dürfte auch Focus TV damals die geänderte Strategie des Pay-TV-Konzerns zu spüren bekommen haben, für die exklusive Ausstrahlung via Sky kein zusätzliches Geld mehr locker zu machen. Focus Gesundheit suchte sein Heil danach neben dem Web bei anderen Pay-TV-Betreibern. Verträge gab es allerdings nur mit dem Kabelkiosk, Unitymedia und wilhelm.tel - zu wenig für eine profitable Weiterführung. Im September war daher endgültig Schluss.

Günter Netzer als ARD-Experte (1997 - 2010)
"Meine Leidensfähigkeit wurde auf eine große Probe gestellt und ich bin froh, dass ich diesen Test bestanden habe. Sie haben mich für's Leben gestählt und alleine deswegen hat es sich schon gelohnt." Mit diesen gewohnt launigen und gegen seinen Moderations-Partner Gerhard Delling stichelnden Worten verabschiedete sich Günter Netzer bei der WM 2010 als ARD-Fußball-Experte vom Bildschirm. Die gegenseitigen Sticheleien gehörten über 13 Jahre lang zum festen Ritual bei Spielen der deutschen Nationalmannschaft im Ersten. Mit Netzers Abtritt kam dem Fußball mit Sicherheit ein Stück weit Unterhaltungswert abhanden.
Bild: © SWR

GZSZ-Magazin (1995 - 2010)
"Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" ist nicht nur die mit Abstand erfolgreichste Soap im deutschen Fernsehen, RTL schuf ringsherum auch noch zahlreiche weitere Angebote für die Fans. So wie das gedruckte "GZSZ-Magazin", das seit 1995 von Panini herausgebracht wurde. In seinen besten Zeiten im Jahr 1999 fand es unglaubliche 450.000 Käufer. Doch dann kam das Internet - und ein gedrucktes Heft war nicht mehr nötig, um sich über seine Serien-Lieblinge zu informieren. Im 3. Quartal 2010 lag die verkaufte Auflage nur noch bei knapp über 25.000. Insofern verwundert es nicht, dass nun endgültig der Stecker gezogen wurde. Stattdessen stärkt man im Gegenzug nochmal den Internet-Auftritt "gzsz.de", der ohnehin schon lange deutlich mehr Fans erreichte.

Hartmut Schreier als "Manne" Brand in "SOKO 5113" (1992 - 2010)
Jugendwahn im ZDF - oder doch ganz einfach nur notwendige Arbeiten an einer Serie, die nun immerhin schon 34 Jahre im Programm des Senders zu finden ist? Anfang März musste Hartmut Schreier alias "Manne" Brand nach 17 Jahren seinen Abschied als Kommissar der "SOKO 5113" nehmen - und das gegen seinen Willen, wie er lautstark dem "Express" erzählte. "Das war nicht mein Wunsch - im Gegenteil", er habe "Rotz und Wasser geheult", so der Schauspieler. Der Sender begründete die Entscheidung so: "In dem Bestreben, die Serie über mittlerweile drei Jahrzehnte hinweg auf der Höhe der Zeit zu halten, ist es immer wieder notwendig, auch Veränderungen im Ensemble vorzunehmen, um das Programm mit neuen Erzählimpulsen versehen zu können."

Helmut Markwort als "Focus"-Chefredakteur (1993 - 2010)
Wie schwer es ist, sein "Baby" aus den Händen zu geben, war zuletzt auch beim "Focus" zu beobachten. Der Abschied von Gründer Helmut Markwort als Chefredakteur zog sich zäh wie Kaugummi. Für Verwunderung sorgte beispielsweise, dass noch unter Markwort Anfang des Jahres ein Relaunch durchgeführt wurde - obwohl sein Nachfolger längst fest stand. Mitspracherecht hatte Wolfram Weimer dabei nicht. Er dürfe "sich freuen, wenn er ein modernes Heft übernehmen kann", ließ Markwort lapidar wissen. Weimer könne ja "noch zusätzliche Akzente setzen." Schließlich einigte man sich doch darauf, dass Weimer nicht erst im Herbst zum "Focus" kommt - lagerte ihn aber zunächst als "Entwicklungschef" nach Berlin aus. Inzwischen wurde die Stabübergabe nun aber doch endlich über die Bühne gebracht - auch wenn Markwort sich mit seinem "Tagebuch" noch immer im "Focus" verewigt, wenn auch nicht mehr auf Seite 1. Auch sonst bleibt Markwort umtriebig, arbeitet an einem Online-Friedhof und bleibt auch als Talker im Fernsehen zu sehen - wenn auch doch nicht bei Sat.1, sondern weiter "nur" im BR.

Horst Naumann als Traumschiff-Arzt (1983 - 2010)
Noch im November 2009 dementierte das ZDF jeden Darstellerwechsel bei der doch sehr betagten "Traumschiff"-Crew, drei Monate später stand fest: Mit Horst Naumann alias Doc Schröder geht doch ein Mitglied der STammbesatzung in Rente - was er sich mit inzwischen 85 Jahren aber auch redlich verdient hat. Am 26. Dezember wird Naumann seinen Abschied als Schiffsarzt nehmen, den er seit 1983 verkörpert hatte. Der Abschied erfolgt übrigens so, wie man es vom "Traumschiff" erwartet: : "Dr. Schröder heiratet die Schwester des Kapitäns und packt glücklich verliebt seinen Arztkoffer", erklärte Produzent Rademann schon im Februar. Stattdessen heißt es künftig nun "Hallo, Herr Kaiser!". Sein Nachfolger wird nämlich ebendieser Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer - oder besser gesagt der Schauspieler, der die Werbefigur verkörpert: Ab 2011 übernimmt Nick Wilder die Rolle des Dr. Wolf Sander.

Mit Herz und Handschellen (2002 - 2010)
Es gibt zwei Lesarten: Entweder hat Sat.1 eine erfolgversprechende Reihe jahrelang unbegründet im Archiv verstauben lassen - oder Sat.1 hat geschickt abgewartet, bis sich das Klima für deutsche Produktionen endlich wieder aufgehellt hat. Wie auch immer: Mit zwei bereits vor vier Jahren produzierten, doch bislang nicht gesendeten spielfilmlangen Folgen der Krimireihe "Mit Herz und Handschellen" erreichte im Sommer plötzlich überraschend gute Quoten am Mittwochabend. Der Reihe nach: 2005 war die zweite Staffel der Krimireihe "Mit Herz und Handschellen" so mau gelaufen, dass Sat.1 das Format nur noch als Film-Reihe weiterführen wollte. Drei FIlme wurden produziert, 2006 aber nur einer ausgestrahlt - trotz gar nicht so schlechter Quoten. Dass noch zwei ungesendete Filme rumlagen, fiel bei Sat.1 wohl erst auf, weil Henning Baum in "Der letzte Bulle" wieder in einer erfolgreichen Serien-Hauptrolle zu sehen war. Nach der erfolgreichen Ausstrahlung der Filme versuchte Sat.1 nochmal mit der Wiederholung der zweiten Staffel zu punkten, was allerdings schief ging. Immerhin hat man "Mit Herz und Handschellen" jetzt aber doch endlich zu Ende gezeigt.

MTV aus dem frei empfangbaren Fernsehen
Zum Jahresende 2010 verabschiedet sich MTV - nicht komplett, aber zumindest aus dem frei empfangbaren Fernsehen. MTV Networks, das vor gar nicht allzu langer Zeit mit MTV, Viva, Nick und Comedy Central noch vier Free-TV-Kanäle betrieb, wird künftig somit nur noch Viva und die Kombi aus Nickelodeon und ComedyCentral auf einem Kanal frei ausstrahlen. MTV wandert hingegen in den Pay-TV-Bereich, Viva wird umpositioniert und nimmt einige MTV-Formate mit ins Programm auf. Die gute Nachricht: Der verrückte Frosch und was es sonst noch an Klingelton-Werbung gab, bleibt den MTV-Zuschauern künftig erspart. Nun stellt sich die Frage, ob MTV vielleicht Vorreiter für weitere kleine Sender sein könnte - oder ob man sich damit nicht vollends die Reichweite kaputt macht und sich in der Folge irgendwann komplett verabschieden wird. Ein spannendes Experiment ist es in jedem Fall.

Nikolaus Brender als ZDF-Chefredakteur (2000 - 2010)
Die "Causa Brender" warf ein Schlaglicht darauf, wie die große Politik versucht, Einfluss auf die öffentlich-rechtlichen Sender und dabei insbesondere das ZDF zu nehmen. Obwohl ZDF-Intendant Markus Schächter den Vertrag von Chefredakteur Nikolaus Brender verlängern wollte, gab die CDU-Mehrheit unter der Führung von Buh-Mann Roland Koch Brender den Laufpass. Im März musste er somit nach zehn Jahren seinen Hut nehmen. Um es kurz zu machen: Das ZDF ist davon nicht untergegangen, Nachfolger Peter Frey wirkt nicht gerade wie eine ferngesteuerte Marionette. Skandalös waren die Vorgänge trotzdem - und sie haben vielleicht ja auch noch ihr gutes: Nach langem Zögern kommt die Verfassungsklage gegen den ZDF-Staatsvertrag nun doch endlich in die Gänge. Nun liegt es an den Verfassungsrichtern, die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Systems von Parteien und Staat wieder zu stärken.

Peter Stützer im Vox-Automagazin "auto mobil" (1995 - 2010)
Peter Stützer gehört vielleicht nicht zu den bekanntesten Moderatoren im deutschen Fernsehen, doch im Automagazin-Bereich ist er eine echte Größe und vor allem: Er war der dienstälteste Moderator bei Vox und ein regelrechtes Urgestein des Senders. Über 750 Ausgaben des Vox-Automagazins "auto mobil" präsentierte er, seit er das Format 1995 erstmals moderierte. Ende des Jahres nimmt er nun Abschied. "Es gibt leider in erster Linie gesundheitliche Gründe für den Rückzug. Wenn ich es mir ein bisschen schönreden will, sage ich: Man soll doch aufhören, wenn es am schönsten ist", sagte Stützer zu seinem Abschied. Seine Nachfolge tritt Anfang 2011 nun Ex-RTL-Talkerin Birte Karalus an.

Rheinischer Merkur (1946 - 2010)
Auch bei der katholischen Kirche sitzt das Geld offenbar nicht mehr so locker - und so ereilte die traditionsreiche christliche Wochenzeitung "Rheinischer Merkur", die im Wesentlichen von acht deutschen Bistümern - allen voran dem Erzbistum Köln - getragen wurde, das Aus. "Die Gesellschafter sehen sich gezwungen, in ihren Aktivitäten die ökonomische Balance zu halten und auf besonders zuschussträchtige Engagements zu verzichten", ließ die Bischofskonferenz wissen. Angeblich fuhr der "Rheinische Merkur" jedes Jahr Verluste im einstelligen Millionen-Bereich ein. Gemunkelt wurde und wird aber auch darüber, dass den Bischöfen die Haltung des Blatts teils zu liberal war. Überlebt hat vom "Rheinischen Merkur" nur eine sechsseitige Beilage "Christ und Welt", die nun dem einstigen Konkurrenten "Die Zeit" beiligt.

Stars in der Manege (1959 - 2008)
Die letzte Ausgabe von "Stars in der Manege" lief bereits im Jahr 2008 - dass sie erst jetzt in den Abschieden auftaucht, hängt an einer etwas verspäteten Entscheidung der ARD. Zunächst hatte man entschieden, 2009 ein Jahr auszusetzen, dieses Jahr kam nun das endgültige Aus. 50 Jahre lang hatten Promis darin für einen guten Zweck Zirkus-Nummern einstudiert. Gründe für das Aus für "Stars in der Manege" sind unter anderem der gestiegene Kostendruck und zum anderen das schwindende Zuschauerinteresse an der Sendung. Die letzte reguläre Ausgabe der Gala sahen im Jahr 2008 4,4 Millionen Zuschauer. Sieben Jahren zuvor waren es noch 6,6 Millionen.

Timm (2008 - 2010)
Der Sender Timm war am 1. November 2008 als Free-TV-Sender, der sich vor allem an Schwule richtet, an den Start gegangen. Der Aufbau des Senders fiel allerdings genau in die Zeit, in der sich die Krise am Werbemarkt noch deutlich verschärfte. Dennoch zeigte sich Senderchef und Mit-Gesellschafter Frank Lukas Horsthemke im Gespräch mit DWDL.de nach einem Jahr zufrieden, mit der Vermarktung liege man "im Plan". Allerdings kursierten schon damals Gerüchte über einen weiteren Stellenabbau, nachdem sich "Timm" schon Mitte 2009 von etlichen freien und festen Mitarbeitern getrennt hatte. Im Januar 2010 bestätigten sich dann die Gerüchte, die Betreiberfirma Deutsche Fernsehwerke musste Insolvenz anmelden. Der Sendebetrieb geht seitdem mit einem absoluten Notprogramm aus Wiederholungen und Teleshopping auf Sparflamme und weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiter, die Website ist schon seit langer Zeit abgeschaltet. Noch im Herbst beteuerte man aber, bis zum Jahresende doch noch eine Lösung finden zu wollen. Bislang ist von dieser nichts zu sehen - und der letzte Funken Hoffnung hört langsam auch auf zu glimmen.

Top of the Pops (2000 - 2010)
News, Klatsch und Tratsch über die Stars der internationalen Pop-Szene bot das Magazin "Top of the Pops" seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 2000 Monat für Monat. Nun teilt das Print-Magazin das Schicksal des TV-Formats, aus dem sie hervorging: Nachdem die BBC die Original-"Top of the Pops"-Sendung 2006 und RTL im gleichen Jahr auch die deutsche Adaption eingestellt hat, verschwindet nun auch das Print-Magazin. Die lapidare Einlassung des Verlags zum Aus: "Der Lebenszyklus des Magazins ist einfach zu Ende - eine ganz natürliche Entwicklung im Leben eines Produktes." Blickt man auf die Verkaufszahlen, kann man dem auch nicht widersprechen: Während 2002 die Auflage noch bei über 200.000 lag, gingen zuletzt nicht mal mehr 30.000 Exemplare über den Ladentisch.

Ultimate Fighting
Sind die durchaus martialisch anmutenden Käfig-Kämpfe des Ultimate Fighting eine Sportart wie viele andere, oder sollten sie aus dem Fernsehen verbannt werden? Nach öffentlicher Empörung in den Medien, forderte die Sportminister-Konferenz die Medienhüter zu einer Prüfung auf - und die BLM, die die Formate in der Vergangenheit genehmigt hatte, fällte in der Folge brav folgende Entscheidung: "Der Fernsehausschuss hält die genannten Formate durch die Massivität der gezeigten Gewalt für nicht akzeptabel". Durch eine bayerische Besonderheit konnte die BLM, die in Bayern offiziell Programmveranstalter der Privatsender ist, der Sendung aus Jugendschutzgründen die Genehmigung entziehen und sie so komplett aus dem Fernsehen verbannen. Der britische Veranstalter-Verband versucht seitdem juristisch gegen dieses Verbot vorzugehen, konnte bislang aber keinen Erfolg erzielen.