Der DWDL.de-Titelseiten-Check zur Bundestagswahl 2013

Bild
Angela Merkel ist die strahlende Gewinnerin der Bundestagswahl - und als solche stellt "Bild" die Kanzlerin am Tag danach auch auf der Titelseite dar. "Merkels großer Triumph!" ist da in großen Lettern zu lesen. Es ist keine besonders mutige Überschrift, für die sich die "Bild"-Macher entschieden haben. Noch dazu ist man mit der "Triumph"-Deutung nicht alleine. Immerhin: Das Merkel-Foto ist ein Hingucker am Kiosk. Dass die FDP nicht mehr im Bundestag vertreten ist, wird übrigens deutlich kleiner erwähnt.

"Abendzeitung"
Ebenfalls auf den "Triumph"-Zug springt die Münchner "Abendzeitung" auf. Im Gegensatz zur "Bild"-Zeitung kommt das gewählte Foto der Bundeskanzlerin allerdings reichlich unspektakulär daher. Sie lächelt und winkt. Mit der Frage, ob nun die große Koalition kommt, wagt das Blatt aber immerhin schon mal einen Blick in die Zukunft.

"Die Welt"
Auch in der "Welt" ist von "Merkels Triumph" die Rede - und auch hier wird die Kanzlerin in Großaufnahme gezeigt. Was genau der Triumph bedeuten wird, geht zumindest auf den ersten Blick nicht hervor. Punkte für besondere Kreativität kann das Springer-Blatt nicht sammeln.

"Welt kompakt"
Die Kollegen der "Welt kompakt" machen ihren Job dagegen besser: Sie setzen auf eine Illustration von Angela Merkel, die auf einem Pferdegespann sitzt, und setzen ihr einen goldenen Lorbeerkranz aus. Der "Triumphzug der Kanzlerin", den man in der Überschrift erwähnt, hat man also auch grafisch umgesetzt. Die "Welt kompakt" sticht damit aus dem Foto-Einerlei heraus, weil die anderen Zeitungen Merkel überwiegend bei ihrem Auftritt in der CDU-Parteizentrale zeigen.

"Süddeutsche Zeitung"
Und auch auf dem Titel der "Süddeutschen Zeitung" ist von einem Triumph der Kanzlerin die Rede - garniert mit einem großen Merkel-Foto. Für die "SZ" ist auch das schlechte Abschneiden der FDP eine Erwähnung in der Überschrift wert. Das Rausfliegen aus dem Bundestag will man aber noch nicht verkünden, wohl auch weil zum Zeitpunkt des Drucks das vorläufige Endergebnis noch nicht feststand. Stattdessen ist aber zumindest von einem "Debakel" die Rede. Insgesamt dennoch eine wenig spektakuläre Mischung aus Wort und Bild.

"Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Die Kanzlerin winkt auch auf der Titelseite der "FAZ", die mit "Union gewinnt Bundestagswahl klar" die langweiligste Überschrift aller Tageszeitungen wählte. Dafür gibt sich die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" meinungsstark - mit Kommentaren zu Merkel, der FDP und den Ergebnissen der Landtagswahl in Hessen.

"Rheinische Post"
Die "Rheinische Post" fällt durch ihr Titelbild auf - auch hier ist die Kanzlerin zwar groß im Bild, doch daneben sind auch die Spitzenkandidaten der übrigen Parteien abgebildet, jeweils versehen mit dem Wahl-Ergebnis. Im Hintergrund: Eine Deutschland-Fahne, die zwischen all den Merkel-Fotos vor der blauen CDU-Wand tatsächlich heraussticht. Die Überschrift fasst die Ereignisse des Abends schnell zusammen. Anders als die "SZ" legt sich die "RP" übrigens bei der FDP fest - und erhielt über Nacht recht.

"Berliner Morgenpost"
Die "Berliner Morgenpost" hat sich - wie so viele - für ein Foto von Angela Merkel entschieden. Ähnlich wie bei der "Bild" blickt die Kanzlerin strahlend zur Seite. Und doch ist der Titel der "Morgenpost" auf positive Weise anders: Das Foto füllt die komplette Seite, daneben wertet man mit der Überschrift "Liebling Deutschland" das Ergebnis auf kreative Weise. Gelungen.

"B.Z."
Merkel im Großformat gibt's auch auf der Titelseite der "B.Z." zu bewundern - die Kanzlerin winkt und überdeckt damit sogar das Logo der Zeitung. "So viel Merkel war noch nie!", heißt es in der Überschrift - ein prägnanter Satz, der den starken Stimmen-Zuwachs für die Union auf den Punkt bringt. Dass die Kanzlerin "triumphiert" wird darunter etwas kleiner erwähnt. Interessant: Die "B.Z." geht zwar auf die Gesprächsbereitschaft von SPD und Grünen ein, erwähnt das Scheitern der FDP auf der Titelseite aber mit keinem Wort.

"Berliner Kurier"
Und da ist er wieder: "Merkels Wahl-Triumph" schreibt der "Berliner Kurier" über die strahlende Kanzlerin, die man ebenfalls fast über die komplette Seite abdruckt. Neben ihr: "Alles Zwerge, außer Mutti". Brüderle, Steinbrück, Trittin und Gysi bekamen nach ihrem enttäuschenden Abschneiden bei der Wahl passend dazu Zwergenmützen aufgesetzt. Bissig, aber dadurch in jedem Fall ein Hingucker - und somit ein optischer Lichtblick im Titelseiten-Vergleich zur diesjährigen Bundestagswahl.

"Hamburger Morgenpost"
Die "Hamburger Morgenpost" setzt am Tag nach der Wahl ebenfalls auf den "Mutti"-Faktor und titelt frech: "Mutti kriegt sie alle klein!". Das ist vor allem mit Blick auf Merkels bisherige Koaltionspartner richtig: Sowohl SPD als auch FDP taten sich im Anschluss an eine Koalition mit der Union schwer.

"Express"
Beim Kölner "Express" findet die Bundestagswahl nur auf der oberen Hälfte der Titelseite statt - inklusive der fast schon obligatorischen Dachzeile "Wahl-Triumph für Kanzlerin". Merkel wird als "Super-Angie" dargestellt. Das ist mal etwas anderes, doch optisch kommt das Bild eher billig daher. Erst recht, weil in der unteren Hälfte eine nackte Frau zu sehen ist. Wir erfahren: Sie heißt Wilma - und hat gewählt.

"Hamburger Abendblatt"
Auch das "Hamburger Abendblatt" lässt die Bundeskanzlerin triumphieren - Merkels Blick geht nach oben. Fast so, als sei sie selbst gespannt, was in den kommenden Wochen auf sie zukommen wird. Die Überschrift "Im Alleingang" bringt prägnant zum Ausdruck, dass das Ergebnis weniger ein Erfolg der Partei, als viel mehr ein Erfolg der Kanzlerin selbst ist. Und durch den Verlust ihres bisherigen Koaltionspartners stimmt der "Alleingang" gleich in doppelter Hinsicht. Auch die FDP schafft es übrigens mit einem - wenn auch deutlich kleineren - Foto auf die Titelseite. Es zeigt Parteichef Rösler und seine Frau nach der bitteren Wahlniederlage.

"tz"
Die Münchner "tz" entscheidet sich ebenfalls für Merkels Blick nach oben und versieht ihn mit der passenden Überschrift "Merkel im 7. Himmel". Über der Bundeskanzlerin thront allerdings CSU-Chef Horst Seehofer, dem das Blatt bereits den "zweiten Sieg in einer Woche" attestiert.

"taz"
Die "taz" unterscheidet sich wie erwartet in der Titelgestaltung komplett von den anderen Tageszeitungen. "Nächste Ausfahrt 2017", heißt da über dem Foto, das ein über alles thronendes Wahlplakat der CDU zeigt. So zumindest lag die "taz" bei uns am Kiosk. Ein Blick ins ePaper zeigt aber, dass es noch zwei weitere Titel-Varianten gibt...

"taz"
Am gelungensten ist dabei der alternative und Titel "Die neue APO", die die Wahlschlappe der FDP thematisiert. Dass Rainer Brüderle und der steinern wirkende Philipp Rösler auf der Titelseite groß abgebildet werden, ist mit Blick auf die übrigen Tageszeitungen eine echte Ausnahme. Die "Außerparlementarische Opposition" - starker Aufmacher.

"taz"
Neben Merkel und den bisherigen Spitzenmännern der FDP gibt es übrigens noch eine dritte Titelseite der "taz". Und die ist vor allem deshalb auffällig, weil sie gar nicht mit der Bundestagswahl aufmacht. "Kenia unter Schock" ist das dortige Topthema - dass am Tag zuvor gewählt wurde, ist nur einem kleinen Hinweis an der Seite zu nehmen. Ein "taz"-Statement der etwas anderen Art.

"Handelsblatt"
Das "Handelsblatt" setzt auf ein Merkel-Porträt auf einer Euro-Münze und titelt: "Die Euro-Kanzlerin". Ein solches Bild hätte man vermutlich das ganze Jahr über erwartet, nicht aber am Tag der Bundestagswahl. Dafür gibt man sich meinungsstark: Ein Kommentar von Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs, der Merkels "Dauereinsatz zur Rettung der Gemeinschaftswährung" als gewürdigt erachtet, nimmt einen großen Teil der Titelseite ein.

"Focus"
Keine Tageszeitung, aber mit einem aktualisierten Cover liegt der "Focus" nach der Bundestagswahl am Kiosk. Gezeigt wird ein exklusives Foto der Kanzlerin - daneben ist von einem "Sensations-Sieg" die Rede, der Merkel "noch mächtiger" mache. Äußerst gelungen ist aber die Aussage, mit der das Foto versehen ist: "Ich bin das Volk". Ein starkes Titelbild, das aber vermutlich noch besser zur Geltung gekommen wäre, wenn sich der "Focus" den Hinweis auf "Deutschlands Top-Anwälte" im unteren Teil gespart hätte.