"Wir haben das Ding": Die Titelseiten zur Sternstunde

Nicht ganz so minimalistisch wie beim Finaleinzug präsentiert sich die "Bild" am Montag an den Kiosken der Republik. "Weltmeister! Was für ein Kampf! Was für ein Sieg" und dazu Mario Götze zum Torjubel zum entscheidenden 1:0. Eine Titelseite, die wirkt. Und doch darf man fragen: Wäre angesichts der immer wieder gelobten Teamleistung ein Gruppenfoto nicht passender?

Eine der schönsten Titelseiten dieses Tages: Die "Berliner Morgenpost" mit einem starken Ausschnitt des Weltmeister-Jubels bei der Übergabe des Pokals auf der Tribüne. "Wir sehen uns in Berlin" ist die passende Einstimmung auf den positiven Wahnsinn, der die Hauptstadt morgen ereilen wird, wenn die Nationalmannschaft sich dort auf der Fanmeile feiern lässt.

Für die Redaktion der "Welt Kompakt" ist der Sieg der Fußball-Weltmeisterschaft eine echte "Sternstunde". Etwas gewöhnungsbedürftig ist der lange Textblock darunter. Doch zusammen mit dem ausdrucksstarken Foto eine gelungene Titelseite.

Das mit der Sternstunde sah man auch beim Berliner "Tagesspiegel" so und präsentiert sich minimalistisch monumental auf der heutigen Titelseite. Ein tolles Foto sticht ins Auge - ebenso wie allerdings die Titelzeile und ein Teaser-Kasten im etwas gewöhnungsbedürftigen Knallgelb.

Kommen wir zu den überregionalen Qualitätszeitungen: Die "Süddeutsche Zeitung" hat hier, soviel sei schon verraten, die Nase deutlich vorn im Vergleich zur "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Eine schlichte Zeile, dazu der Gruppen-Jubel der Mannschaft - und neben dem Freudentaumel in Rio genügend Platz für andere Nachrichten des Tages.

Bei allem Verständnis für die alte Tante "FAZ": Ein bisschen mehr hätte es dann doch sein dürfen. Die Zeile "Deutschland ist Fußball-Weltmeister" reißt nun nicht wirklich vom Hocker. Das Foto, obwohl eine Momentaufnahme des Siegtreffers, ebenso wenig. Und anders als bei der "SZ" fehlt schwarz-rot-gold.

Zurück bei den Boulevard-Blättern der Republik. Die Berliner "BZ" erscheint gleich mit zwei Titelseiten. Wir gucken uns die äußere an, die am Kiosk ins Auge fällt: Ein monumentales Foto und die dezente Zeile "Eine BZ-Ausgabe für die Ewigkeit". So darf, so muss eine Titelseite einer Boulevard-Zeitung aussehen an einem solchen Tag. Wieder einmal großes Lob an die "BZ".

Etwas peinlich: Der Kölner "Express". Anders als beim Finaleinzug zwar diesmal nicht völlig überladen. Die Zeile "JAAAAA!!! Da ist das Ding" ist auch eigentlich nicht schlecht. Aber mit dem Text sowohl den einzigen Spieler (Schweinsteiger) als auch den Pokal in seiner Hand zu überdecken, wirkt dann doch eher dilettantisch.
Hinweis: Hier handelt es sich um die erste Cover-Version aus dem E-Paper. Gedruckt gibt es ein anderes Titelbild (siehe folgende Seite)

Schon besser: So liegt der "Express" gedruckt am Kiosk...

Besser aber auch kein Favorit: Der "Berliner Kurier". Vier Sterne, ein jubelnder Mario Götze und die Titelzeile "Super-Mario holt den 4. Stern". Hier stört einmal mehr die Reduzierung auf Götze. Schöner sind an diesem Montag die Titelseiten mit dem Jubel des Teams.

Schauen wir uns die regionalen Qualitätszeitungen an. Besonders auffällig ist da am Montag die "Leipziger Volkszeitung". Eine Titelseite in schwarz-rot-gold - so auffällig dürfte heute kaum eine andere Tageszeitung am Kiosk liegen. Neben einer eher schlichten Zeile und einem aber dafür starken Foto lassen sich auf diese Art sogar eine Menge Infos auf der Titelseite unterbringen. Sehr gelungen!

Weniger außergewöhnlich: Die Düsseldorfer "Rheinische Post". Doch "Ihr seid Helden!" ist immerhin eine emotionale Headline und dazu ein Aufmacher-Foto in für diese Zeitung ungewohnter Größe. Das fällt auf, aber ist im nationalen Vergleich nicht besonders außergewöhnlich.

Außergewöhnlich ist dafür die Titelseite des "Nordkurier" aus Mecklenburg-Vorpommern. "Wir haben das Ding" - zusammen mit Foto vom Torjubel nach dem 1:0 und dem WM-Pokal - das ganze auf Rasenoptik. Auffällig und sehr gut gelungen. Gratulation.

Weniger schön ist dafür die Titelseite des "Hamburger Abendblatt". Das Foto zwar groß und wirkungsvoll, aber die schwarz-rot-goldene Zeile "Weltmeister!" wirkt billig weil nicht genug vom Foto abgesetzt. Schade. Aber auch wenn das optisch eleganter gelöst wäre: Einen Preis für Kreativität gäbe es auch dann nicht.

Sie mögen es schlicht aber emotional? Dann ist die "Berliner Zeitung" heute genau das Richtige für Sie. Ein Ausschnitt der Mannschaft beim Jubel mit Pokal - das spricht für sich und bedarf keines einzigen Wortes. Mutig, schön, gelungen. Glückwunsch nach Berlin.

Die Koblenzer "Rhein-Zeitung" erscheint am Montag mit schwarz-rot-goldenem Kopf und fällt damit durchaus auf. Mehr als mit der Zeile "Wir! Sind! Weltmeister". Unglücklich auch, dass unter dem Foto der jubelnden Mannschaft eine Abtrennung zur nächsten Story ("Auch Kinder wollen den Bundestag wählen") fehlt.

Schlicht und unspektakulär: Die "Stuttgarter Zeitung" macht recht klassisch auf. Ein mittelgroßes Foto, kurzer Teaser-Text und die Zeile "Deutschland ist Weltmeister". Kann man machen. Aber geht auch besser.

Und zum Abschluss noch einmal ein Blick nach Köln. Hier traut sich der "Kölner Stadt-Anzeiger" eine etwas emotionalere Zeile. Zu "Das Märchen wird wahr" gibt es ein Foto des erlösenden Tores von Mario Götze. Insgesamt eher Mittelmaß im Vergleich zu manch anderen der gezeigten und analysierten Titelseiten.