"Bitte, bitte, bitte bleiben Sie empathisch." Schauspieler Daniel Donskoy nutzte seine Dankesrede beim Deutschen Fernsehpreis, um für mehr Vielfalt zu werben. "Wir haben alle die Möglichkeit, Repräsentationen zu sein. Repräsentationen von Menschen, die manchmal kein Gehör bekommen", sagte er in klaren Worten. "Wenn ihr wirklich was verändern wollt, gebt marginalisierten Gruppen die Möglichkeiten, für sich selbst zu sprechen." Dass dabei auch noch gutes Fernsehen herausspringen kann, stellte Donskoy in diesem Jahr höchstselbst unter Beweis - mit seinem WDR-Talk "Freitagnacht Jews", mit dem er sich beim Fernsehpreis noch gegen Carolin Kebekus und Jan Böhmermann durchsetzte. 

Dass seine Sendung überhaupt im Fernsehen lief, war zunächst gar nicht geplant, denn ursprünglich sollte sie ausschließlich in der Mediathek laufen. "Man muss ehrlich sein, das Zielpublikum des WDR am Freitagabend um 23 Uhr ist nicht das, für welches wir diese Show entwickelt haben", sagt Donskoy gegenüber DWDL.de. "Dennoch glaube ich nicht an Separierung. Nur, weil etwas für die junge Zielgruppe angedacht ist, muss man das ältere, linear geprägte Publikum ja nicht ausschließen. Gerade dort kann man mit innovativen Herangehensweisen im Idealfall gelernte Muster aufbrechen."

Das hat auch etwas mit dem "grundlegenden Mission-Statement", wie er es nennt, zu tun. Dieses bestehe bei "Freitagnacht Jews" darin, "ob jüdisch oder nicht, an den Tisch einzuladen und über Gott und die Welt zu sprechen. Natürlich aus einer jüdischen Perspektive. Und das adressiert das lineare Publikum genauso, wie das digitale". Erfolg in der Masse zu haben, hält der Schauspieler und Moderator im Vergleich zum Erfolg in der Nische indes für das schwierigere Pflaster, "denn dort sind die gelernten Sehgewohnheiten besonders stark ausgeprägt".

Donskoy: "In einer Nische, wenn man sie so nennen kann - Sie beziehen sich ja auf eine relativ liberal orientierte 'Nische', die sich sehr viel mit Umstrukturierung, neuen Denkanstößen und pluralistischem Gedankengut befasst - predigt man eigentlich fast zu den bereits Konvertierten. Aber den Zuschauer in der Masse zu erreichen, dem sonst vielleicht über Jahre nicht zugetraut wurde, selbst zu denken und der mit den angebotenen Programmen zum Teil regelrecht für doof erklärt wird, ist zwar schwer, aber natürlich gleichzeitig auch die größte Herausforderung."

Kiewels Liebesbeziehung zum "Fernsehgarten"

Mit Erfolg in der Masse kennt sich auch Andrea Kiewel aus, die am Donnerstag ebenfalls mit dem Fernsehpreis geehrt wurde - nach über 20 Jahren, in denen sie den "ZDF-Fernsehgarten" moderiert. Kiewel und Donkoy, sie stehen sinnbildlich für die große Bandbreite, die die Fernsehpreis-Jury in diesem Jahr bei den Auszeichnungen bedacht hat. Für die Moderatorin war schon die Nominierung ein Erfolg. "Als ich von der Nominierung erfuhr, schrieb ich in unsere Fernsehgarten-WhatsApp-Gruppe: 'Wir müssen feiern!'", erzählt Kiewel gegenüber. DWDL.de. "Und das taten wir am Tag danach auch. Wir stießen an auf meine Fernsehpreis“Nominierung, die eine große Ehre ist für diese wunderbare Show, mein großartiges Team und mich, die Moderatorin, die seit nun mehr 20 Sommer all unsere Ideen, Wünsche, Träume präsentieren darf."

Doch wie schwierig ist es eigentlich, Woche für Woche ein Format zu präsentieren, das den Anspruch hat, möglichst viele Menschen zu unterhalten? Kiewel überlegt. "Tom Sänger, definitiv ein Fernseh-Genie und ehemaliger RTL Unterhaltungschef, sagte mal: Nicht Programm machen für Zuschauer, die man gerne hätte, sondern für Zuschauer, die man hat." Der "Fernsehgarten", sagt sie, sei "eine riesige Unterhaltungsshow für die ganze Familie. Das können wir gut. In Zeiten der viel zu wenigen live Zuschauer die Party nicht zu vergessen, das fiel und fällt meinem Team und mir etwas schwerer."

Auch nach 20 Jahren sei sie vor jeder Show "unsagbar aufgeregt", erzählt Kiewel. "Auf der Skala von 1 bis 10, und 10 bedeutet weiche Knie, bin ich bei 100. Aber dann beginnt die Sendung, die Zuschauer strahlen mich an, ich sehe wie die Kolleginnen und Kollegen ihr Bestes geben, ich spüre unsere exzellente Vorbereitung. Und dann 'schwimme' ich einfach los, ich lasse mich treiben, hüpfe durch die Wellen, tauche, spiele, vergnüge mich", so die Frau, die früher tatsächlich Schwimmerin war. "Im Wasser fühle ich mich sehr zu Hause, und mein 'ZDF Fernsehgarten' ist mit all seinen Zuschauern und Beteiligten ein azurblauer Ozean, eine große, große Liebesbeziehung."

Kiewel selbst hat, und da schließt sich der Fernsehpreis-Kreis, auch eine Verbindung zu den "Freitagnacht Jews", von denen sie alle Folgen gesehen habe. Kiewel: "Ich lebe in Israel und ehrlicher Weise erstaunt es mich ein wenig, dass das Fernsehen eine Sendung braucht, die das mir so vertraute jüdische Leben in Deutschland sichtbar macht. Aber anscheinend wissen doch nicht so viele Menschen, wie von mir angenommen, davon." Schon im Vorfeld wünschte sie daher auch Daniel Donkoy "Mazel tov". Nun dürfen sich tatsächlich beide freuen.