Das Urheberrecht muss reformiert werden, das ist inzwischen die übergreifende Meinung der Parteien und der Mehrheit von Künstlern und Nutzern – also eigentlich fast aller. Die Frage ist nur: Wie? Während die einen mehr Rechte für die Urheber wie auch die Verwerter reklamieren, finden das andere in Zeiten des Internets nicht mehr zeitgemäß. Diese grundsätzlich verhärteten Fronten waren am Montag auch auf dem Internationalen Filmkongress in Köln wieder zu besichtigen.

 

Vor Zuhörern, die mehrheitlich aus der Medienbranche kamen, hatte dabei natürlich vor allem Boris Turovskiy von der Piratenpartei einen schweren Stand. Dabei stellte er noch einmal klar, dass es den Piraten nicht um eine „Freibier-Mentalität“ bzw. völlige Abschaffung des Urheberrechts gehe, sondern um eine Modernisierung. Das Urheberrecht sei schon immer kein absolutes Recht gewesen, sondern zurecht mit gewissen Schranken versehen. Die Piratenpartei wolle nun eben noch eine weitere Schranke – nämlich die Erlaubnis des privaten, nicht-kommerziellen Austauschs. Auch eine Privatkopie sei schließlich trotz Urheberrecht erlaubt. Und es sei das natürlichste der Welt, Wissen und Kultur zu teilen – das sei sogar erstrebens- und nicht bekämpfenswert.

 

Für seine Position erntete umgehend Widerspruch vom restlichen Panel. Ulrich Höcherl, der das Panel moderierte, hielt dem entgegen, dass doch ein Unterschied bestehe, ob man beispielsweise einen Film einem Freund ausleihe, oder eine Datei Tausenden anderen zur Verfügung stelle. Und Johannes Klingsporn vom Verband der Filmverleiher brachte es auf diese Formel: „Wenn jeder Inhalte nur noch kostenlos tauscht, sind die, die die Inhalte herstellen sollen, bald nicht mehr dazu in der Lage.“

Doch statt nach schärferen Regeln zu rufen, ist aus Turovskiys Sicht die Filmwirtschaft angesichts dessen schlicht „in der Pflicht, sich den Gegebenheiten anzupassen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln“. Stattdessen hielten die Konzerne aber an alten Modellen fest, die nunmal nicht mehr funktionieren würden. Die größte Energie werde stattdessen darauf verwendet, eine Abmahnindustrie am laufen zu halten, so Turovskiy provokativ.

Letztlich entscheidend wird aber ohnehin nicht die Haltung der Piraten sein, sondern das Gesetz, das die großen Parteien aushandeln. Medien-Staatssekretär Marc Jan Eumann von der SPD räumte aber ein, dass man ein neues Urheberrecht nicht gegen die öffentliche Meinung umsetzen kann. Ein Recht sei immer nur so gut wie seine Akzeptanz. Die SPD warte nun erst einmal auf einen Vorschlag der Regierung, den man dann diskutieren könne. Dort sei man auf einem guten Weg, meinte Thomas Jarzombek von der CDU. Es gelinge nach und nach, Kompromisslinien zu finden. Warten wir's also ab.