Anfang August berichtete der "Spiegel" bereits über den bevorstehenden Formatwechsel. Jetzt ist es offiziell: Am 2. November wird das "Handelsblatt" zum Tabloid-Titel, wie Chefredakteur Ziesemer der "Süddeutschen Zeitung" bestätigte.
Es wird so kommen, wie der "Spiegel" schon vor einem Monat schrieb: Am 2. November wird sich das 1946 gegründete "Handelsblatt" seinem bislang radikalsten Relaunch unterziehen und vom großen Nordischen Format auf das seit Jahren viel beschworene Tabloid-Format umstellen. Damit will das "Handelsblatt" die Krise offensiv nutzen und Neues wagen. Über den laut "Süddeutsche Zeitung" vergangene Woche beschlossenen Schritt wird die Redaktion am heutigen Montag informiert.
Künftig wird das verkleinerte "Handelsblatt" dann 64 statt 32 Seiten haben, durchgängig farbig sein und eine feste Heftung haben. Zu lesen sein soll kein "Häppchen-Journalismus", wie ihn Ziesemer gegenüber der "SZ" nennt. Gemeint ist damit die ebenfalls im Tabloid-Format erscheinende "Welt Kompakt", eine abgespeckte Variante der großen "Welt". Um möglichst nicht verglichen zu werden, setzt man beim "Handelsblatt" auf die neue Wortschöpfung des "Business-Formats".
Auch künftig werde das "Handelsblatt" sich länger Texte gönnen. Gespart wird eher da, wo es nicht viel zu sagen gibt. "Kurze Sachen werden kürzer", so Ziesemer. Inhaltlich will sich die Zeitung auf die Kernthemen Banken, Firmen, Wirtschafts- und Finanzpolitik konzentrieren und durch den Wegfall von Zeitungsbüchern den Themen des Tages jeweils so viel Platz einräumen wie nötig. Auf der Rückseite des neuen "Handelsblatt" findet sich mit dem neuen "Quickreader" eine Art Inhaltsverzeichnis und Nachrichten-Schnellüberblick.
Dass es bei dem Wechsel auf das kleinere Format möglicherweise auch einen Imageverlust bei der alteingesessenen Leserschaft geben könnte, ist "Handelsblatt"-Chefredakteur Ziesemer bewusst. "In der Branche werden sich das einige sehr genau anschauen, eben weil der Formatwechsel bei anderen Blättern nicht funktioniert hat", sagt er der "Süddeutschen Zeitung" und spielt offensichtlich auf die Umstellung der "Frankfurter Rundschau" an, die nicht den erhofften Aufschwung brachte.
Doch für das "Handelsblatt" sieht Ziesemer dennoch die Umstellung als richtigen Weg. Gerade die jüngere Leserschaft habe das große Format zunehmend als unpraktisch wahrgenommen. Zu den Kosten der Umstellung sagte der Chefredakteur wenig. Nur so viel: "Das ist keine Sparnummer". Die Produktion des neuen "Handelsblatt" werde im Gegenteil durch durchgehende Farbigkeit und neue Heftung sogar teurer. Auch beim Personal soll nicht gespart werden. Einsparungen würden sich erst mit der Zeit ergeben. Eine Sparmaßnahme sei die Format-Umstellung damit nicht.
Offiziell: "Handelsblatt" wird am 2.11. zum Tabloid