Schauspieler Ulrich Tukur hat in einem Interview mit der Fernsehzeitschrift "Hörzu" massive Kritik an TV-Redakteuren geäußert. "Sie haben die Zuschauer im Lauf der Jahre mit so viel Mindersinn beworfen, dass das aktive Zuschauen, bei dem man auch mal seine eigene Fantasie einsetzen muss, verkümmert ist. Wenn das TV überleben will, muss es die Latte entschieden höher legen. Man muss die Menschen, die vor den Apparaten sitzen, fordern."

Mit Blick auf seinen neuen "Tatort", der den Titel "Wer bin ich?" trägt, verspricht Tukur alles andere als leichte Kost. "Ich spiele den Schauspieler Ulrich Tukur, der die Figur Felix Murot spielt. Doch die Rolle hat keine Lust mehr auf ihre virtuelle Existenz. Sie möchte nicht nur dann leben, wenn die Kameras laufen, sondern auch mal im Park spazieren gehen. Dann ereignet sich ein Todesfall im Team - und Tukur gerät in Mordverdacht." Entsprechende Gerüchte über ein mögliches Ende seiner "Tatort"-Karriere weist Tukur in der "Hörzu" zurück: "Es war nie meine Absicht, mit dieser Episode einen eleganten Abgang hinzulegen. Ich mache so lange weiter, wie der 'Tatort' neue Räume öffnet."

In der neuen Folge wolle man die Krimireihe in eine Art Spiegelkabinett stellen, in der sie sich auf vielen Ebenen bricht und reflektiert. Tukur: "Vielleicht gibt es nach der Ausstrahlung meiner neuen 'Tatort'-Episode einen Shitstorm. Na und? Ich finde, dass der 'Tatort' immer eine Überraschung sein sollte, kann aber auch Leute verstehen, die am Wochenende eine 'saubere', 'normale' Krimiunterhaltung haben möchten. Das wird ja sowieso überwiegend gemacht, und inzwischen ist das Format so inflationär unterwegs, dass man es sich leisten sollte, an einer Ecke mutige neue Wege zu beschreiten."

Von der Formel "Spitzenquote gleich Spitzenfilm" hält der Schauspieler unterdessen herzlich wenig. "Warum soll etwas, das massenhaft gesehen wird, besonders gut sein? Es ist doch möglich, dass etwas gut ist und sich nicht sofort erschließt", meint Tukur. "Es ist sogar wahrscheinlich. In den Radiosendern wird dann gern ABBA gespielt - die Programmmacher können sicher sein, dass niemand abschaltet, denn hier haben sie den kleinsten gemeinsamen Nenner. Eigentlich sollte man sich bei hohen Einschaltquoten eher Sorgen machen und sich fragen: Was habe ich falsch gemacht? Warum habe ich niemanden verstört?"