Es wird demnächst ganz hart für viele Journalisten. Ungemütliche Zeiten brechen an. Nicht wenige müssen den Verlust ihrer Arbeitsplätze befürchten. Es wird zu Entlassungen kommen in einer Größenordnung, die man sich jetzt noch nicht vorstellen kann. Dagegen werden die Vorgänge um die Berliner Zeitung bei der einen Teppichhändler simulierenden DuMont-Mediengruppe wie Kinkerlitzchen wirken. Es ist alles noch viel schlimmer, denn eine ganze Industrie steht zur Disposition, es wird im schlimmsten Sinne disruptiv werden, wenn es nach dem 8. November nicht mehr so viel über Donald Trump zu berichten gibt.

Der Absturz wird heftig werden und in scharfem Kontrast stehen zur Wahlvorberichterstattung, die in ihrer Wucht und Vehemenz Wichtigkeit derart ventiliert, dass der Eindruck entstehen könnte, es stehe nun die quasi finalste aller finalen Wahlen an, Pest oder Cholera, Himmel oder Hölle, Heilsbringerin oder Weltuntergang.

Traut man den aktuellen Wahlumfragen, dann stürzt der wandelnde Trump-Tower nach den Wahlen krachend in sich zusammen. Im Fallen wird er noch die zu erwartenden Fälschungsvorwürfe von sich geben und damit ein paar Tage die Schlagzeilen beherrschen. Auch eine Privatinsolvenz würde niemanden verwundern. Aber spätestens Ende November dürfte Trump derart am Ende sein, dass er einen RTL-II-Vertrag akzeptiert, der ihm die Nachfolge der Geissens oder der Lombardis sichert. Oder er ersetzt Carsten Maschmeyer bei „Die Höhle der Löwen“. Das Format hätte er.

Man muss sich also keine wirklichen Sorgen machen um Trump. Der kehrt zurück ins Halbseidene, wo er sich auskennt. Was aber geschieht mit den Legionen von Journalisten, die derzeit mit Trump-Belag auf den Zähnen aufwachen und mit sich mit Trump-Tinnitus in den Schlaf weinen, nachdem sie in der wachen Zeit pausenlos Texte über den Kandidaten und seine Verfehlungen abgesetzt haben?

Womit beschäftigt man all diese Menschen, wenn sich ihre Futterkrippe auf einen Schlag drastisch leert? Nicht alle können dann umschwenken auf das Thema Syrien oder die Kriegstreiberin Clinton. Das klickt nicht, das will keiner wissen.

Schon werden intensiv betreute Krabbelgruppen für Trump-Spezialisten angeboten. In denen treffen sie sich dann mit Humoristen, denen am 8. November das Gaglager abgebrannt ist, die plötzlich kaum noch jemanden haben, über den sie sich lustig machen können.

Man kennt das Dilemma ja von deutschen Kabarettisten, die mal ganz toll Franz Josef Strauß und Willy Brandt nachmachen konnten, über Jahre aber nicht wahrhaben wollten, dass ihre Parodielieferanten verstorben waren. Sie haben dann einfach weitergemacht und sich nicht stören lassen, wenn jemand fragte „Willy wer?“

Gedanken muss man sich auch machen um die Entsorgung der ganzen schlechten Wortspiele. Wenn das Trumpeltier auf dem Trumpelpfad mit Pauken und Trumpeten untergegangen ist, müssen die Konstruktionen ja irgendwo hin. Gibt es schon ein Endlager für Trump-Witze? Mit einer Sonderabteilung für Frisurenwitze? Lagern möglicherweise in der Asse die Trump-Haupthaargags dann gleich neben denen über Angela Merkels verstorbenen Friseur?

Es wird eine harte Zeit in der Wortspielhölle, auf Kabarettbühnen und in Redaktionen. Das Fernsehen wird wie leergefegt sein, in Zeitungen werden ganze Spalten mit Weißraum verziert. Ab und an fällt vielleicht mal eine Gedenktafel ins Auge. „Hier standen sonst immer Trump-Texte“, steht auf denen.

Es ist an der Zeit, dass die Bundesregierung zu dem absehbaren Dilemma Stellung bezieht, so wie sie das einst in der Finanzkrise getan hat, als sie allen Sparern versprach, dass ihre Einlagen sicher sind. Dem Vernehmen nach ist bereits eine Abwrackprämie im Gespräch für alles, was die Marke Trump trägt. Komödianten bekämen dann Geld, wenn sie ihre Witze nachweislich entsorgt hätten. Die dritten Programme bieten da diverse Recyclingstationen. Journalisten dürften weiter über Trump schreiben und erhielten vom Bundesschreibministerium eine Abnahmegarantie. Die Ergebnisse würden dann dem BND oder dem Verfassungsschutz überlassen, damit die was zum Schreddern haben.

Aber all diese Maßnahmen können natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass sehr vielen Menschen sehr harte Zeiten bevorstehen, und schon jetzt sollte man ein Auge darauf haben, ob die Amerikaner bei den sicherlich bald wieder aktivierten TTIP-Verhandlungen versuchen werden, ihre überschüssigen Trump-Gags gemeinsam mit den Chlorhühnchen gen Europa zu verschiffen. Hier könnten die nationalen Geheimdienste frühzeitig warnen und ihre Wachsamkeit als Trump-Karte ausspielen.

Okay, sorry, ist mir durchgegangen. War der letzte blöde Trump-Gag. Ich schule jetzt um. Ich werde Verlagsmanager in Köln. Da muss man nichts können, nur skrupellos sein. Ich muss nur noch herausfinden, an wen mich ein solches Verhalten erinnert.