Es gibt so viele Automarken in Deutschland. Es gibt VW, es gibt Audi, es gibt BMW, es gibt Mercedes, es gibt Ford, es gibt Porsche. Aber es gibt nur einen Ferdinand Dudenhöffer. Pardon, Professor Dr. Ferdinand Dudenhöffer. Der ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, aber das, so scheint es, irgendwie nur im Nebenberuf. Im Hauptberuf ist Ferdinand Dudenhöffer Autoerklärer.

Werden Probleme mit der Autoindustrie oder dem Verkehr allgemein bekannt, kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass man am selben Tag noch, oft nur Stunden später, Ferdinand Dudenhöffer auf dem Bildschirm erblicken wird. Dieselbesitzer kennen ihn gut, weil er ihnen immer wieder erklärt, wie das weitergeht mit den Fahrverboten und den Umweltzonen. Besitzern von E-Autos hat er schon oft erklärt, welche Zukunft ihre Vehikel haben. Und wenn es um das Kartell der Kundenbeschummler in der Autoindustrie geht, wer erklärt das im Fernsehen, im Radio oder online? Natürlich. Ferdinand Dudenhöffer. Auf beinahe allen Kanälen.

Der Kontakt zu Professor Dr. Ferdinand Dudenhöffer steht fett im Adressbuch fast aller Nachrichten- und Wirtschaftsredaktionen. Fast scheint es, als existiere eine ungeschriebene Regel für verzagte Journalisten, die Angst haben, dass ihr Beitrag nicht voll wird. Wenn Auto, dann Dudenhöffer. Pardon, Professor Dr. Ferdinand Dudenhöffer.

In der vergangenen Woche war das wieder schön zu sehen bei den Dudenhöffer-Festspielen. Da gab es den Auto-Ferdi erst bei Phoenix, dann bei DLF Audio, in der "Aktuellen Stunde" des WDR und vorher auch schon bei "Brisant". Schließlich konnte man den Auto-Dude auch noch als Audio bei Tagesschau.de, bei n-tv.de und schließlich bei Maybrit Illner in ganzer Schönheit abgreifen. Dass diese Liste unvollständig sein dürfte, versteht sich von selbst.

Nur im öffentlich-rechtlichen Morgenmagazin hatten sie sich verirrt und offenbar versehentlich einen „Handelsblatt“-Redakteur als Autoexperten präsentiert. Ebenso bei Phoenix, wo zwischendrin als Dudenhöffer-Ersatz ein „Wirtschaftswoche“-Redakteur ran musste. Nun ja, Redaktionen können nicht immer richtig liegen. Dabei kann es in Sachen Auto doch eigentlich nur einen geben, den Highway-Highlander aus Duisburg.

Gibt man bei YouTube den Namen Ferdinand Dudenhöffer ein, dann schlägt das System seinen Namen vor in den Kombinationen mit Tesla, Diesel, Opel, VW, Wiki und Elektroauto. Ferdinand Dudenhöffer als omnipräsent zu bezeichnen, hieße, schwer zu untertreiben. Gibt man bei Google „Autoexperte“ ein, stößt man schon auf der ersten Ergebnisseite fünfmal auf Beiträge, die ihre Ferdi-Stärken mit einem Bezug zu Dudenhöffer auf die Straße bringen.

Auf „Tagesschau.de“ bringt die Suche nach Dudenhöffer wahlweise den Branchenexperten, den Autoprofessor, den Autoexperten und den immer wieder gern genommenen Automobil-Experten zu Tage, wobei die Verwendung des Begriffs Automobil dieser Tage schon etwas angeschimmelt riecht, aber im Fall von Dudenhöffer passt das irgendwie, weil ihn so ein angenehmer Hauch von vergessener Vornehmheit umweht. Auf jeden Fall gilt: Würde Dudenhöffer all diese Titulierungen neben der Professur auf seine Visitenkarten drucken, bräuchte er wohl welche zum Ausklappen.

So breit der Markt aufgestellt ist, so vielfältig das Angebot, so monokulturell das Autoexpertenangebot, das im deutsche Fernsehen im Wesentlichen aus ein paar Randfiguren und Ferdinand Dudenhöffer besteht. Immer wieder Ferdinand Dudenhöffer. Und oft nur Ferdinand Dudenhöffer. Ein Fall fürs Kartellamt? Hmmm, mal Ferdinand Dudenhöffer fragen.

Nun ist es nicht so, dass Ferdinand Dudenhöffer im Fernsehen Müll redet. Er hat eine angenehm gelassene, manchmal bis zur Schluffigkeit unaufgeregte Art, die Dinge relativ klar auf den Punkt zu bringen. Man muss seine Meinung dabei nicht teilen, aber er macht stets den Eindruck, als habe er profunde Kenntnis von dem, was er gerade begutachtet. Ferdinand Dudenhöffer weiß, wie er medial wirkt, und die Sender und Zeitungen, in denen er regelmäßig zu Wort kommt, wissen das auch.

Manchmal frage ich mich allerdings, wie Ferdinand Dudenhöffer das hinbekommt, dass er fast immer präsent ist, wenn sein Thema gerade mal wieder aufploppt. Kommt, wenn sein Telefon bimmelt, der Butler Alfred und hilft ihm ins unabhängig von der eigentlichen Farbe gern grau wirkende Jackett? Fährt er danach hinab zu seinem geheimen Parkplatz und rast dann mit dem Dudenhöffer-Mobil zum nächsten Studio? Um es mal salopp zu sagen: Gegen die Geschwindigkeit, mit der Ferdinand Dudenhöffer gelegentlich zur medialen Präsenz eilt, wirkt Batman wie ein bedauernswerter Rollator-Nutzer. Und im Gleichnis vom Hasen und dem Igel wäre der Verkehrs-Ferdi eindeutig das schlaue Stacheltier, das immer schon dort ist, wo andere erst noch hinwollen.

Man sollte also ein Auge haben auf diesen Mann mit dem putzigen Schnurrbart, auf diesen Immeralleskönner, auf: Fanfare bitte! Tusch: „Tataaaaa“: Feeeeeeeeeerdinand Duuuuuuuudenhöffer. Pardon, Professor Dr. Ferdinand Dudenhöffer.