Die Verleihung der 41. International Emmy Awards am Montagabend in New York begann zwar verspätet, doch das Warten hat sich für die TV-Produzenten Sam Davis und Klaus Graf und das ZDF gelohnt. Der englische Titel ihres Films, „A day for a miracle“, wurde wahr: Der letzte Preis des Abends ging in der Kategorie TV Movie/Miniserie an das Mediziner-Drama „Das Wunder von Kärnten“ mit Ken Duken in der Hauptrolle. Weniger Glück hatte hingegen Heino Ferch, der als bester Schauspieler für seine Rolle in der ZDF-Reihe "Spuren des Bösen" nominiert war, sich aber Sean Bean geschlagen geben musste. Bean, bekannt u.a. auch durch „Game of Thrones“, wurde für seine Rolle in der britischen Serie „Accused“ ausgezeichnet.

Eine weitere deutsche Gewinnerin stand schon im Vorfeld fest: Anke Schäferkordt, Co-CEO der RTL Group, erhielt den Directorate Award der International Academy of Television Arts & Sciences. Den Ehrenpreis erhielt sie aus den Händen von Wladimir Klitschko, der Schäferkordt in seiner Laudatio attestierte, die Konkurrenz ausgeknockt zu haben: „Sie ist ein wahrer Champion in dieser Branche“. Via Videobotschaft gratulierten nationale und internationale Geschäftspartner bevor die RTL-Chefin auf der Bühne des New York Hilton die Trophäe aus den Händen eines niedergeknieten Wladimir Klitschko entgegennahm und sich für Partner- und ausdrücklich Freundschaft vieler Wegbegleiter bedankte.

Anke Schäferkordt© RTL / Keith Bedford


Der International Emmy Award für die beste Serie ging an die wortwörtlich ausgezeichnete französische Zombie-Serie „The Returned“ („Les Revenants“), die längst schon über die Grenzen Frankreichs hinaus Erfolge feiert: In den USA zeigt der Sundance Channel das französische Original mit Untertiteln, eine US-Adaption ist in Arbeit. Und bei uns feiert die synchronisierte Fassung der französischen Produktion gerade nicht im linearen Fernsehen, sondern dem VoD-Dienst Watchever ihre Deutschland-Premiere. Auch wenn es nahe liegt, dass eine Serie der Vivendi-Tochter Studio Canal bei der Vivendi-Tochter Watchever verwertet wird - so verkörpert dies zugleich zwei spannende Entwicklungen im TV-Markt: Inhalte kommend zunehmend aus ungewohnten Ecken und auf neuen Plattformen.

Ein weiterer International Emmy Award - oder wie der Gastgeber des Abends, John Oliver, es sarkastisch formulierte: „Der prestigträchtigste Fernsehpreis, der so wichtig ist, dass er nicht einmal im Fernsehen übertragen wird“ - ging in der Kategorie Non-Scripted Entertainment an das australische Reality-Format „Go back to where you came from - Series 2“. Die Sendung ist die Vorlage für die nicht unumstrittene deutsche Adaption „Auf der Flucht“, für die das ZDF im Oktober bereits den Deutschen Fernsehpreis erhielt.

Oliver, der im Sommer als Vertretung von Jon Stewart die „Daily Show“ bei Comedy Central übernahm, machte ohnehin einen erfrischend launigen Job mit seiner Moderation des Abends. Warum die International Emmys auch für Amerikaner inzwischen von Interesse seien, erklärte er gleich zu Beginn: „Amerikanisches Fernsehen scheint ja heutzutage nur noch aus Adaptionen britischer Produktionen zu bestehen. Und aus Adaptionen israelischer Produktionen. Und aus Adaptionen britischer Adaptionen von israelischen Produktionen.“

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Dazu passt dann auch wie die Faust aufs Auge: Den International Emmy für die beste Comedy holt sich eine britische Produktion - „Moone Boy“ von Chris O’Dowd („The IT-Crowd“). Als beste Schauspielerin des Jahres wurde die Brasilianerin Fernanda Montenegro für ihre Rolle in „Sweet Mother“ ausgezeichnet. Auch der iEmmy für die beste Telenovela ging nach Brasilien, an die Serie „Side by Side“. Die Auszeichnung für die beste Dokumentation ging nach Frankreich: An die Produktion „5 Broken Cameras“. In der Kategorie Arts Programming gab es ein Unentscheiden der Jury - und damit in diesem Jahr gleich zwei Preisträger: Die britische Produktion „Freddie Mercury: The Great Pretender“ und die südkoreanische Produktion „Hello?! Orchestra“.

Kurz vor Ende bekam die Verleihung dann noch einmal kreativen Glanz - mit dem Founders Award der International Academy of Television Arts & Sciences für Serienschöpfer und Kinoregisseur J.J. Abrams. Die kurze Laudatio hielt sein Freund und Kollege Zachery Quinto. Die Dankesrede von Abrams fiel dafür umso länger aus - in Form eines Danks an zahlreiche Wegbegleiter, eine kurios-heitere Verschwörungstheorie, warum er in diesem Jahr den Ehrenpreis erhält und eine Liebeserklärung an das Medium Fernsehen: „Es ist ein nicht in Worte zu fassendes Privileg für das Fernsehen arbeiten zu können.“

Ein Gefühl, dass an dem Abend sicher auch alle anderen iEmmy-Gewinner teilen. Erneut führt Großbritannien das Feld der Gewinner an, diesmal mit drei Auszeichnungen. Es folgen Frankreich und Brasilien mit jeweils zwei Auszeichnungen, was insbesondere für unsere französischen Nachbarn ein großer Erfolg ist. Jeweils ein International Emmy ging nach Australien, Südkorea und eben Deutschland. Allen Nominierten, die leer ausgingen, gab Moderator John Oliver schon am Anfang des Abends übrigens eine Interpretationshilfe: „Es gibt heute Abend keine Verlierer. Es gibt nur gescheiterte Gewinner.“ Ob das Heino Ferch trösten wird?

Ein DWDL.de-Interview mit Preisträger Sam Davis, geführt Ende Oktober, finden sie bereits im ausführlichen Special zu den International Emmy Awards. Ein aktuelles DWDL.de-Interview mit Ehrenpreisträgerin und RTL-Chefin Anke Schäferkordt folgt am späten Dienstag.