Herr Hoesch, am kommenden Montag werden in New York wieder die International Emmys verliehen. Welchen Mehrwert hat eine Auszeichnung wie diese in wirtschaftlich schwierigen Zeiten?

Der Emmy ist einer der vier begehrenswertesten Preise weltweit: Oscar, Emmy, Tony, Grammy. Unter Umständen könnten man noch den Laureus dazu zählen für Sport. Im Regal macht er sich auf jeden Fall fantastisch. Ich kann jedem nur empfehlen, die Hoffnung nicht aufzugeben und jedes Jahr die eigenen Programme bei der International Academy of Television Arts & Sciences einzureichen. 100 Prozent der Gewinner haben das gemacht; ich auch. Ansonsten, die Zeiten werden auch wieder besser. Wir bleiben optimistisch.

Was macht die International Emmys und ihre Methodik in Ihren Augen so besonders?

Die Betrachtungsgeografie ist eine andere als bei dem Prime Time Emmys. Die International Academy of Television Arts & Sciences zeichnet in New York Programme mit einem Emmy aus, die außerhalb der USA erstausgestrahlt wurden. Die Television Academy zeichnet in LA Programme mit einem Emmy aus, die in den USA zuerst ausgestrahlt wurden. Interessanterweise gibt es die Prime Time Emmys in weit über 100 Kategorien, die Internationalen Emmys nur in 16 Kategorien plus zwei Ehrenpreise. Kein anderer Ort bildet das weltweite Fernsehen so komplett ab wie die Internationalen Emmys. Beide Preise sind nicht nur im Geiste gleich, sondern auch physisch identisch: Der Emmy.

Das iEmmy Festival ist auch ein Branchentreff. Welche Themen dürften die international Community diesmal besonders beschäftigen?

Das World Television Festival bildet die nominierten Programme aus der ganzen Welt ab. Ich gehe seit 2003 jedes Jahr zu diesem Festival und bin immer wieder über die enorme Bandbreite der Themen und Macharten begeistert. Man denkt danach, man hätte in drei Tagen die ganze Welt bereist. Enorm bereichernd. Besonders freut es mich, dass die Film- und Medienstiftung NRW und das Land NRW dort seit Jahren so prominent vertreten ist. Eine besonders gelungen Form der Diplomatie. Inhaltlich wird es viel gehen um Themen wie AI & Production, Global Distribution / Rights Retention, Public Broadcasting under Pressure, Audience Fragmentation / Plattformstrategie, Sicherung journalistischer Standards weltweit, Investitionsverpflichtung und Tax Break in Deutschland, dem größten Medienmarkt Europas, der bundespolitisch seit Jahren dem Wettbewerb großzügig Marktanteile schenkt und den eigenen Markt dadurch maßgeblich schwächt, weil wesentliche medienpolitische Aufgaben nicht erledigt werden.

Sind die iEmmys als Auszeichnung von Leistungen aus aller Welt gerade im derzeitigen politischen Klima möglicherweise gar ein wichtiges Ausrufezeichen für Vielfalt?

Vielfalt ist bei den Internationalen Emmys wesensimanent und findet dadurch gar keine besondere Beachtung oder Erwähnung. Was die Auswahl der nominierten Programme anbetrifft, sind die weltweit stattfindenden Jurys komplett frei und ihre Entscheidungen natürlich immer auch abhängig von aktuellen Strömungen, da spielt Vielfalt in den letzten Jahren eine große Rolle.

Herr Hoesch, vielen Dank für das Gespräch.