Herr Tauber, Sie ändern bei Podimo die Strategie, indem Sie Inhalte auf Ihrer Plattform neuerdings auch kostenfrei zugänglich machen. Was steckt dahinter?

Wir werden im Kern weiterhin alles dafür geben, dass die Menschen, die unsere Plattform nutzen, einen Mehrwert darin sehen, für unsere Inhalte zu bezahlen. Gleichzeitig erweitern wir unser Angebot um einen Bereich, der frei zugänglich ist. So können wir unsere Inhalte und Creator:innen einem noch größerem Publikum anbieten.

Weil potenzielle Kundinnen und Kunden ungern die sprichwörtliche Katze im Sack kaufen?

Die Katze im Sack wurde nie gekauft, weil wir ja auch bisher schon einen kostenlosen Trial angeboten haben. Gleichzeitig sehen wir, dass das Hinterlegen der Zahlungsdaten und das Binden im ersten Schritt für viele Menschen eine Barriere darstellt. Künftig braucht es deshalb viel weniger Commitment, um mit unseren Angeboten in Berührung zu kommen. Wir sehen Freemium als eine Art Schaufenster, durch das sich die Hörerinnen und Hörer mit dem Content vertraut machen können, um sie im nächsten Schritt davon zu überzeugen, hinter der Bezahlschranke Zusatzinhalte oder einen früheren Zugang zu den Inhalten zu bekommen. Für unsere Künstlerinnen und Künstler ergibt sich wiederum der Vorteil, dass sie ihre Reichweite spürbar steigern können.

Welche Rolle spielt Werbung in diesem Zusammenhang?

Werbung ist ein Bestandteil, der aber für den Anfang noch keine große Rolle spielt. Wir arbeiten schon jetzt erfolgreich mit Werbevermarktern zusammen und werden diese in absehbarer Zeit auch ausbauen. Zum Start fokussieren wir uns jedoch vor allem auf die Shows und die Einführung neuer Features wie der Einbindung der Community.

 

"Community-Features wird ganz sicher eine wachsende Bedeutung zukommen."

 

Bislang vergüten Sie Kreative direkt über Abo-Einnahmen. Was wird sie hier ändern, wenn Sie verstärkt auf kostenfreie Inhalte setzen?

Unsere Creator werden weiterhin eine Direktzahlung für ihre Zeit und ihren Aufwand erhalten - ganz egal, ob man nun Premium- oder Freemium-Creator ist. Zusätzlich gibt es variable Anteile, die abhängig sind von der Zahl der Neukunden oder sich an den Werbeeinnahmen orientieren. Und selbstverständlich bezahlen wir auch weiterhin nach der Attraktivität für unsere Plattform - wenn sich Künstlerinnen und Künstler also dazu entscheiden, mit ihren Inhalten hinter die Bezahlschranke zu gehen, dann wird das weiterhin die attraktivste Option für Creator:innen sein.  

Podimo ist nicht nur in Deutschland aktiv, sondern auch in anderen Märkten. Der Schritt hin zu Freemium ist aber nur hierzulande geplant?

Der Schritt beruht sehr klar auf unserer Initiative in Deutschland, denn Deutschland ist für uns der größte und wichtigste Markt, gleichzeitig sehen wir, dass die Konsumentinnen und Hörer hier ein bisschen anders ticken als anderswo. Das fängt bei der Zahlungsbereitschaft an und geht über die Bereitschaft, von Gewohnheiten abzurücken oder eine neue App herunterzuladen. Da ist Deutschland doch besonders. Daneben spielen auch die Größe und Komplexität des Marktes eine Rolle. Alle internationalen Player sind hier aktiv. Die Einführung des Freemium-Bereichs erlaubt es uns daher, auf hiesige Gegebenheiten reagieren zu können und damit noch mehr Hörerinnen und Hörer mit unseren Inhalten zu erreichen.

Zycho © Podimo "Zycho": Neuer Podimo-Podcast mit Xhem.
Welche Formate werden künftig vor der Bezahlschranke stehen?

Wir bieten unseren Hörerinnen und Hörer Zugang zu etablierten Formaten wie "Ein Mensch verschwindet", "Zeichen des Todes" und "Bad Ass Reality", aber auch zu zahlreichen neuen Produktionen, die im Laufe des Jahres erscheinen werden. Den Anfang macht "Zycho", ein neues Format des Berliner Comedians Xhem, das ab sofort verfügbar ist.

Lassen Sie uns abschließend noch einen Blick in die Glaskugel werfen. Welche Trends auf dem Podcast-Markt erwarten Sie für die nächste Zeit?

Community-Features wird ganz sicher eine wachsende Bedeutung zukommen. Gleichzeitig sind Video- und Multimedia-Podcasts stark im Kommen. Hier sind die Übergänge zwischen einer Videotalkshow und einem Videopodcast schon heute zunehmend fließend. Video bietet bei der Verbreitung und dem Auffinden von Podcasts über Social-Media-Plattformen Vorteile, das gilt auch für die Vermarktungsmöglichkeiten.

Wird der klassische Podcast dadurch auf Dauer zurückgedrängt werden?

In den USA sehen wir schon heute, dass beide Formen sehr gut nebeneinander existieren können. Ich sehe da keinen Konflikt, weil die Hörerinnen und Hörer je nach Nutzungssituation selbst entscheiden, welche Form sie bevorzugen. Wenn es mehr Angebote gibt, dann ist das letztlich gut für alle.

Herr Tauber, vielen Dank für das Gespräch.