Aber braucht der Plattformen wie Sevenload?

Wir erleben zur Zeit eine Evolution der neuen Produzenten. Ich nenn sie auch Amateur-Schöpfer. Das sind kreative Leute, die sich beweisen wollen mit ihrem Können. Da reden wir nicht mehr von den kurzen und oft sinnlosen Selbstdarstellungen oder Spaßvideos die es heute noch oft gibt. Da stecken Ideen und Innovationen dahinter, die analog zu den Großen, richtig produziert werden. Und all diese Amateur-Schöpfer werden ein Zuhause suchen, weil sich das in der Vielzahl der Angebote nicht mehr über das eigene Blog oder eigene Seiten umsetzen lässt. Dort gibt es nicht auf Anhieb ein Publikum. Das schafft man nur in großen Social Media Communitys wie Sevenload, die Ihnen die Möglichkeit geben, sie richtig darzustellen und zu promoten. Das werden wir ausbauen und die neuen Produzenten auch pressetechnisch betreuen. Und es wird bei Sevenload Foren geben zum Austausch dieser Kreativen. 2008 wird das Jahr der Partizipation. Wir wollen auch künftig verstehen, was die Content-Produzenten brauchen und sicherstellen, dass sie die nötigen Werkzeuge bei Sevenload finden.

Wird Sevenload damit zum Broadcaster?

Wir sind eine Aggregationsplattform für Content, absolut. Wir liefern nur die Werkzeuge und sind kein Produzent. Das können andere viel besser als wir.

Womit wir abgesehen von den neuen Amateur-Produzenten bei klassischen Medienproduzenten wären. Wer soll nach Burda und „Big Brother“ künftig noch Platz bei Sevenload finden?


Einige (lacht). Wir freuen uns zum Beispiel auf sehr bekannte Serien, die sie sich künftig bei Sevenload anschauen können. Leider kann ich da noch nicht ins Detail gehen, weil sehr viele Gespräche noch laufen. Aber das ist ja auch ein Vorteil: Wir können als einzige unabhängige Videoplattform in Deutschland mit jedem sprechen.
 
Im Umkehrschluss könnte man es aber auch so deuten, dass eine Zusammenarbeit mit den beiden großen Privatsender-Familien in Deutschland ausgeschlossen ist...

Nein, absolut nicht. Im Gegenteil. Wir sehen uns selbst als eine Art Astra im Netz. Nicht umsonst sprechen wir bei Sevenload im Detail zwar von verschiedenen Kanälen, Sendungen, Episoden und Staffeln - bezeichnen uns selbst aber als Plattform, die allen offen steht. Ich glaube auch, dass es am Ende nicht nur eine Videoplattform geben wird. Das wäre schade, selbst wenn wir es wären. Und Partner gewinnt man immer, solange es für beide Seiten gewinnbringend ist. Aber wir sprechen ja nicht nur mit den großen Privatsendern, sondern auch mit den Fernsehproduzenten selbst. Die suchen auch neue Plattformen um Inhalte darzustellen.

Es gibt also konkrete Gespräche mit klassischen Produktionsfirmen?


Ja, mit fast allen Großen.

Geht das in Richtung eines Web3.0? Wenn neben den vielen individuellen Angeboten einzelner Nutzer künftig die klassischen Medienhäuser, die Web1.0 völlig verschlafen haben und im Web2.0 oft nur hinterherrennen, neue Möglichkeiten erkennen und ebenfalls nutzen?

Nein, Web 3.0 ist eine viel größere Stufe. Web 3.0 wird erst dann möglich sein, wenn man sein reales Leben und sein digitales Leben absolut vereinen kann.

Ist das wünschenswert?


Das wird unweigerlich so kommen. Das Internet wird in immer mehr Bereichen zu einem elementaren Werkzeug und klassische Nutzungsweisen revolutionieren, wie es zum Beispiel eBay ja schon in Perfektion mit Auktionen geschafft hat. Das wird künftig auch den Journalismus betreffen oder eine Unternehmensgründung, die plötzlich völlig digital möglich ist.
 
 
Foto: Sevenload



Welche Auswirkungen hat das Web 3.0 auf den Journalismus?


Vielleicht wird Web 3.0 Realität, wenn der umfassende Bürgerjournalismus den Journalismus ablöst. Das muss man nicht nur gut finden. Aber schon heute setzen ja viele Verlagshäuser oder Onlineportale auf Autoren in aller Welt, bei deren zugelieferten Storys die Grenze zwischen Korrespondent und Bürgerjournalist schon verschwimmen.

Und aus wirtschaftlicher Sicht wird Web 3.0.....

Nun, die erste Phase des Internets haben nur wenige überlebt und jetzt in Phase zwei überleben nur die besten Geschäftsmodelle, die in der nächsten Phase des Web dann auch die langersehnte Marktkapitalisierung erreichen können.

Im Web 3.0 lässt sich dann also Geld verdienen?


Absolut. Web 2.0 war die Anfangsphase, die oftmals eine Refinanzierung möglich machte. In dieser Not kann man überleben. Aber was jetzt kommt in den nächsten Jahren, können wir uns noch gar nicht vorstellen.

Was auch kommt, es wird insbesondere klassische Medien vor Herausforderungen stellen. In der aktuellen „Tomorrow“ sagen Sie, dass das Internet das Fernsehen verdrängt. Schlechte Zeiten für Fernsehsender?

Kommt drauf an.

Ob Sie bei Ihnen dabei sind oder nicht?


(lacht) Da steckt ein bisschen Wahrheit drin. Alle Fernsehmacher, die nicht erkennen, dass das Internet eine Chance und kein Risiko ist, tun mir leid. Wer bereit ist sich auf neue Verbreitungswege einzulassen, wird in jedem Fall gewinnen: Mindestens eine wertvolle Erkenntnis, idealerweise Reichweite, Bekanntheit und Einnahmen.

Von den Machern zu den Nutzern: Gibt es da eine spürbare Veränderung bzw. glauben sie an eine künftige Veränderung der Nutzung?


Die Internetnutzer surfen heute nicht mehr gezielt viele einzelne Websites an. Das war das Suchen und Finden der frühen Tage. Heute bewege ich mich da, wo die Masse ist oder sammel meine Informationen zentral. Wir erleben eine Konsolidierung einzelner Angebote zugunsten großer Superportale, die mir Inhalte bündeln. Apple hat es mit iTunes für Musik und Podcasts vorgemacht: Jedes Angebot existiert weiterhin auf eigenen Seiten, aber die Masse erreicht viele Angebote doch nicht mehr über diese Seiten sondern iTunes. Das lässt sich auf alle anderen Bereiche im Web übertragen.