Herr Vorkötter, im vergangenen Frühjahr stand die Umstellung auf das Tabloid-Format im Fokus der Arbeit - was ist im Frühjahr 2008 die größte Herausforderung der „Frankfurter Rundschau“?

Jetzt knapp ein Jahr nach der Umstellung der Zeitung ist der Online-Bereich unsere zentrale Baustelle. FR-Online.de entwickelt sich sehr gut, aber wir sind in manchen Bereichen entwicklungsfähig. Zum Beispiel beim Bewegtbild und der lokalen Kompetenz. Beim Print-Produkt sind wir bei der konsequenten Weiterentwicklung des Produkts. Es wird auch da immer wieder Neuerungen geben, aber die entscheidende Basis haben wir im vergangenen Jahr gebaut und die funktioniert.

Bleiben wir doch gleich beim Thema Internet. Im Dezember gab es schon Meldungen über eine Kooperation mit RheinMain TV in Sachen Bewegtbild. Was ist aus der Ankündigung geworden?

Nun, wenn sie auf unserer Internetseite nach RheinMain TV suchen, dann werden Sie nicht so richtig positiv überrascht sein. Die Pilotphase dieser Kooperation ist beendet, und manches stellte sich als komplizierter heraus als wir es am Anfang dachten. Ob und wie es weitergeht, ist offen.

Wie geht es mit dem Bewegtbild bei FR-Online.de weiter?

Da stehen jetzt strategische Entscheidungen beim Bewegtbild an, ob wir das künftig selbst machen oder in Kooperation erstellen lassen. Da stellt sich dann ja auch die Frage nach den öffentlich-rechtlichen Angeboten. Da laufen gerade einige Prüfungen und es werden Entscheidungen vorbereitet, die aber noch nicht spruchreif sind.

Sie würden also auch gerne öffentlich-rechtliche Inhalte haben, wie sie sich DerWesten.de kürzlich gesichert hat?

Das ist eine Option. Natürlich gucken wir uns mit großem Interesse an, was aus dem Angebot der Öffentlich-Rechtlichen wird, mit den Zeitungsverlagen zu kooperieren. Das kann aus meiner Sicht sehr interessant werden. Man muss dann nur eine Lösung finden, die für beide Seiten sinnvoll ist.

Das generelle Layout des Webauftritts ist sehr lange unverändert geblieben. Ist da für 2008 eine Veränderung geplant?

Wir sind im Moment nicht so sehr mit Layoutfragen beschäftigt, weil das für uns derzeit nicht im Vordergrund steht. Wir müssen zunächst einmal klären, was unser künftiges Angebot auf FR-Online.de sein soll. Wie tauchen zum Beispiel regionale Inhalte auf? Das ist eine Frage die wir uns letztes Jahr für die Zeitung beantwortet haben. An die müssen wir jetzt noch einmal ran. Es geht aber auch um den Einsatz neuer technischer Formen wie eben das Bewegtbild. An die Verpackung denken wir derzeit noch nicht.
 
Foto: Frankfurter Rundschau
 
 
Lassen sich beim Bewegtbild im Netz im regionalen und lokalen Bereich Erfahrungen von den Schwestertiteln aus Köln ableiten?

Selbstverständlich schauen wir uns sehr intensiv an, welche Erfahrungen im eigenen Konzernverbund gemacht wurden und analysieren, was wie funktioniert. Und in Köln sieht man ja, dass die Kölner Kollegen vom Stadtanzeiger oder Express nicht am Ende der Entwicklung von WebTV stehen, sondern mit anderen an der Spitze marschieren. Das beobachten wir sehr genau.
Gibt es einen zeitlichen Horizont in dem Sie die Bewegtbild-Frage für FR-Online.de geklärt haben wollen?

Wir planen nicht für die ferne Zukunft. Das wird schrittweise in 2008 umgesetzt.

Dann kommen wir zum eigentlichen Produkt, der Zeitung. Falls man das so noch sagen kann. Wie würden Sie das Verhältnis Print zu Online bewerten?


Es sind zwei Aspekte ein und desselben Produktes. Natürlich ist Printprodukt derzeit und auf absehbare Zeit die wirtschaftliche und publizistische Basis. Wir wissen, dass die Online-Produkte systematisch an Bedeutung gewinnen und eine Verschiebung bevorsteht. Noch steht Online nicht gleichgewichtig neben der Zeitung, aber es ist auf dem Weg dahin und wird irgendwann so sein.

Dann wechseln wir mal zum gedruckten Produkt: Hier gab es seit der Umstellung auf das Tabloid-Format noch keine spürbare Steigerung der Auflage...

Die Auflage der „Frankfurter Rundschau“ ist in den vergangenen acht bis zehn Jahren kontinuierlich und leider sehr dramatisch gesunken. Dieser Prozess hat sich bis ins vergangene Jahr fortgesetzt. Mit der neuen „FR“ haben wir die Auflage sofort stabilisiert und inzwischen sogar leicht verbessert. Bei der IVW 4/2007 gab es erstmals ein kleines Plus gegenüber dem Vorjahresquartal und diese Tendenz wollen wir 2008 fortsetzen. Wenn uns das gelingt, ist das ein toller Erfolg. Niemand zweifelt hier im Haus mehr daran, dass die Entscheidung für das Tabloid-Format richtig gewesen ist.

War 2007 also die Pflicht und 2008 wird die Kür? Mit anderen Worten: Es ging zunächst um eine feste Basis?


Das Ziel war, eine neue Basis für die Zeitung zu finden und eine Grundlage für die künftige Entwicklung zu schaffen. Und das immer im Bewusstsein der Veränderung, bei dem die Formatumstellung das auffälligste Symbol war.