Einer Ihrer weiteren Verwertungskanäle ist der Spartensender Focus Gesundheit im Bezahlpaket Premiere Thema. Ist hier eine Übernahme von Inhalten denkbar?

Da wir die Rechte am Material haben, werden wir einzelne Sendungen auch für Focus Gesundheit nutzen, wenn es geeignete Themen mit Überschneidungen gibt. Der Sender hat allerdings mittlerweile ein starkes Eigenleben entwickelt und verfügt über sehr vielfältige Quellen, um sich mit Inhalten zu bestücken.
 
Focus Gesundheit stellte vor drei Jahren Ihren Einstieg ins Sendergeschäft dar. Welche Bilanz können Sie bisher ziehen?

Wir haben die Marke mit einer technischen Reichweite von 1,6 Millionen Haushalten, das entspricht etwa 4 Millionen Zuschauern, gut in der hiesigen Pay-TV-Landschaft etablieren können und haben für die kommenden Jahre eine sehr gute Basis gelegt. Wir sind auch ein bisschen stolz, ein Angebot in den Markt gebracht zu haben, dessen Konzept bei seiner Gründung neu war - mittlerweile gibt es mit dem Deutschen Gesundheitsfernsehen im Free-TV ja noch einen weiteren Anbieter. Das zeigt auch, dass wir mit diesem gesellschaftlich wichtigen Thema einen Bedarf getroffen haben.
 

 
Wie geht es weiter mit Focus Gesundheit?

Wir wollen den Sender weiterentwickeln. Im Herbst werden wir dafür zunächst einmal den Webauftritt des Senders relaunchen. Bislang waren die Internetinhalte eher sendungsbegleitend angelegt. Künftig wollen wir das Angebot sehr viel stärker zu einem echten Gesundheitsportal ausbauen.
 
Kürzlich war zu lesen, dass Hubert Burda Media, zu der auch Focus TV gehört, sein Fernsehgeschäft mit zwei weiteren Bezahlsendern weiter ausbauen will. Wie ist da der aktuelle Stand?

Wir haben unsere Entwicklungsarbeiten und Hausaufgaben längst abgeschlossen und sind jetzt in Gesprächen mit vielen Plattformbetreibern. Derzeit liegt es nicht mehr ganz in unserer Hand, aber wir sind zuversichtlich, dass es hier noch in diesem Jahr einen Durchbruch geben kann.

Können Sie schon mehr zu den Inhalten sagen? Bereits bekannt ist, dass sich ein Sender dem Thema Haus und Garten widmen soll.

Genau. Das ist bei Hubert Burda Media ein großes Thema. Schließlich haben wir mit "Mein schöner Garten" Europas Marktführer in diesem Bereich im Haus. Es ist also ein Themengebiet, bei dem wir eine hohe Kompetenz mitbringen und das im Free-TV bereits sehr gut funktioniert. Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir hier auch einen eigenen Bezahlsender haben werden. Auch international ist das eine Programmfarbe, die immer wieder in den Pay-TV-Bouquets vorkommt.

Und das zweite Thema?


Der zweite Sender wird sich mit dem Thema Reise befassen, von dem wir glauben, dass es hier abseits des Teleshopping im Fernsehen einen Mangel gibt. Wir Deutschen sind immer noch Reiseweltmeister. Ein hochwertiger Sender, der dieses Thema in Deutschland bedient, wird eine weitere kleine Marktlücke schließen.

Wird der Verkauf von Reisen hier eine Rolle spielen?

Nein. Was wir machen soll das genaue Gegenteil zu einem Shoppinsender werden: Ein rein dokumentarisch-journalistischer Reisekanal, der dazu dienen soll, sich inspirieren zu lassen und mehr über Menschen und Länder zu erfahren. Es wird also auch ein bisschen ein Globalisierungssender.

Welche Rolle wird die Reiseindustrie bei der Finanzierung des Senders spielen?

Auf dem Sender soll unabhängiger Reisejournalismus stattfinden, darum wird die Finanzierung aus der Industrie eine geringere Rolle spielen. Das ist schließlich auch der Grund, warum wir auch beim viel sensibleren Thema Gesundheit auf die Verbreitung im Pay-TV setzen. Das hat den Vorteil, dass wir Vertriebserlöse durch die Abonnement-Gebühren erlösen können. Das ist eine sehr wichtige Basis, um Unabhängigkeit für einen solchen Sender herzustellen. Hat man das nicht, ist es sehr schwer, den verschiedenen Verlockungen der Industrie stets aufs Neue zu widerstehen. Gäbe es hier eine Finanzierung durch die Industrie, hätte der Sender ohnehin von vornherein ein kommerzielleres Auftreten.

Was werden Sie hier auf ihrem Reisesender zeigen? Werden Sie neu produzieren, einkaufen, oder ihre eigene Archivware noch einmal bewegen?

Der Sender wird nicht aus unseren Archiven bestückt. Anfangs werden wir zwar fertig eingekaufte Produktionen einstellen, später dann aber - bei entsprechender Verbreitung und entsprechenden Erlösen - auch verstärkt auf Eigenproduktionen setzen. In der Startphase spielt das eine eher untergeordnete Rolle. Statt dessen werden wir uns vor allen Dingen mit internationaler Ware eindecken. Wir haben mit internationalen Partnern, die ich noch nicht nennen kann, bereits umfangreiche Vor-Vereinbarungen geschlossen, da es in diesem Bereich bereits viele erfolgreiche Produzenten und Sender gibt. Wir werden aber auch in Deutschland mit namhaften Produzenten zusammenarbeiten.

Herr Pfeffer, vielen Dank für das Gespräch.