
Endemol ist eine Marke, die alles bietet, was das Herz höher schlagen lassen kann. Wir haben großartige, etablierte Formate, sind aber auch so aufgestellt zu jeder Zeit, neue innovative Shows auf den Markt bringen zu können und neue Trends zu setzen. Im Moment ist es natürlich so, dass die ganze Branche in etwas schwierigerem Gewässer unterwegs ist. Aber ich komme aus dem Norden und habe schon immer gerne bei einer frischen Brise gesegelt. Und daher weiß ich auch: Je rauher der Wind, desto schneller kommt das Schiff ins Ziel.
Ihr Motto ist also eher "Angriff ist die beste Verteidigung"?
Ja, unser Vorteil ist, neben einer gesunden Basis mit Dauerbrennern wie "Wer wird Millionär?", "Big Brother", "Nur die Liebe zählt" oder "Vermisst" auf ein einzigartiges internationales Kreativ-Netzwerk zurückgreifen zu können. Der Kontakt mit unseren internationalen Schwesterfirmen ist nicht nur sehr inspirierend sondern auch ein echter USP. Ich glaube, dass wir gerade in dieser Markt-Phase gewinnen, wenn wir die Kreativität weiter stimulieren und entsprechend investieren. Deshalb haben wir den Entwicklungsbereich ausgebaut und werden ihn weiter stärken. Wir haben ein 14-köpfiges Development-Team, dessen exklusive Aufgabe es ist, neue Shows für den deutschen Markt zu entwickeln oder aus den internationalen Endemol-Entwicklungen zu adaptieren. Neben innovativen Ideen geht es aber auch um wirtschaftliche Machbarkeit für die Sender. Beides haben wir im Auge. Eine Konsequenz daraus war die Gründung unserer Dependance in München für den Docutainment-Bereich. Wenn Endemol die Lufthansa in der Entertainment-Branche ist, dann ist diese Dependance unsere Germanwings.
Sie haben es heute aber mit Verkehrsmittel-Vergleichen oder? Dann greif ich das mal auf. Ist ein großes Schiff wie Endemol in de Krise zu behäbig, um reagieren zu können oder krisensicher, weil ruhiger?
Ich denke, es geht nicht allein um Größe, sondern auch um Geschwindigkeit. Wir müssen mit einem großen Schiff in der Lage sein als Flotte zu fahren. Wir müssen Schnellboote haben, Stichworte Docutainment oder Comedy, die wie eine kleine Firma ganz schnell Trends aufnehmen und umsetzen können. Größe heißt noch lange nicht, dass man behäbig sein darf. Wir wollen auch als Großer schnell und flexibel sein. Und das sind wir.
Es klingt irgendwie absurd, wenn Produktionsfirmen derzeit reihenweise verkünden, die Kreation und das Development neu zu entdecken. Eine Rückbesinnung auf etwas, was eigentlich immer Kernaufgabe war?
Ich kann mich nicht zurückbesinnen, ich bin ja erst seit sieben Monaten da. Aber die Kreation und Innovation und damit natürlich auch der Development-Bereich sind das Herz und gleichzeitig auch der Maschinenraum jeder Produktionsfirma. Was erwarten die Sender von uns? Eine perfekte Kreation, aber eben auch eine perfekte Umsetzung in einem vernünftigem wirtschaftlichen Rahmen. Das Dritte, was alles entscheidend ist, ist natürlich der Erfolg beim Publikum. Nur auf diese drei Dinge kommt es an. Und daran lassen wir uns gerne messen.
Welchen Bereich soll denn die neue Münchener Dependance abdecken? Beiträge für Magazine...
Docutainment umfasst für uns weitaus mehr als Servicedienstleistungen für Magazine, sondern durchaus auch Primetime-Shows. So produzieren wir in München aktuell zum Beispiel auch "Im Namen der Liebe - Nachhilfe in Sachen Glück", ein Coaching-Format, das Anfang Juni bei Sat.1 startet.. Auf der einen Seite bieten wir also große, emotionale Shows, auf der anderen Seite geht es im Docutainment-Bereich darum, ergreifende Geschichten zu erzählen, ganz nah am Menschen zu sein. Da ist perfektes Casting gefragt und auf den Punkt gebrachte Geschichten. Das muss aber, insbesondere im Docutainment, zu machbaren Bedingungen geschehen. Deswegen betreiben wir diesen Bereich ein wenig abgekoppelt, aber durchaus vernetzt mit dem Kölner Hauptsitz.
Sie haben sich auch im Digital-Bereich personell verstärkt. Mit welchem Ziel?
TV ist und bleibt unser Kerngeschäft. Aber wenn man die Kompetenz und die Möglichkeit hat, auf einem Top-Level Entertainment fürs Fernsehen zu entwickeln, liegt es doch nahe, diese Kompetenz nicht auf den Fernsehbildschirm zu beschränken, sondern sich auch Gedanken zu machen, wie man diese Kompetenz auf weitere Medien und Konsumentenbedürfnisse übertragen kann. Aber unser Fokus liegt auf klaren, eindeutigen Business-Modellen. Ich glaube, dass mit Panels und Diskussionsforen über das Finden von digitalen Geschäftsmodellen bisweilen mehr Geld verdient worden ist als mit manch digitalem Geschäftsmodell selbst. Entsprechend setzen wir alles daran, dass wir das, was wir als Kernkompetenz mitbringen, auch auf alle anderen Medien zu übertragen. Und mit Dr. Georg Ramme haben wir uns in der Tat hervorragend verstärkt.