Grafik: DWDL.deKommen wir konkret zu aktuellen Formaten: "Big Brother" hat nach sehr schwierigem Start die Kurve gekriegt. Was hat man da am Anfang falsch gemacht?

Ich denke, die entscheidende Nachricht ist, dass wir es gemeinsam mit RTL II bei einem laufenden täglichen Format geschafft haben, uns um 100 Prozent zu verbessern, also den Marktanteil zu verdoppeln. Der tiefste Punkt lag bei 4,2 Prozent Marktanteil, inzwischen sind wir bei über 8 Prozent. Das ist etwas, worauf RTL II und wir sehr stolz sein können. Wichtig war, dass der Sender Ruhe bewahrt hat, so dass wir gemeinsam "Big Brother" wieder dahin führen konnten, wo es hingehört. Und das ist geschehen.

Ihre Gameshow "WipeOut" hingegen ist super gestartet und hat dann nachgelassen. Ein schlechtes Signal für actionreiche Shows?

Der tolle Start hat gezeigt, dass eine solche Art von Show den Menschen gefällt. „WipeOut“ war immerhin der zweiterfolgreichste Einstart einer neuen Show in diesem Jahr. Aber es stimmt: Das Interesse hat dann von Folge zu Folge ein wenig nachgelassen. Daran gilt es zu arbeiten. Der Grundimpuls, dass die Zuschauer das Format mögen, ist ganz offensichtlich da. Ich glaube ganz fest daran, dass große Unterhaltungsshows eine große Chance beim deutschen Publikum haben. Wir werden weiter an "WipeOut" arbeiten. Es ist nicht nur die Aufgabe eines Produzenten, ein Format mit Enthusiasmus an den Start zu bringen, sondern es dann auch ständig zu hinterfragen und zu optimieren. 

Im letzten Jahr wurde auch bekannt, dass sie die fiktionale Serie "Die Trickser" für RTL pilotieren. Wollen Sie stärker in den Fiction-Markt?

Ich halte den fiktionalen Bereich für ein wichtiges Wachstumsfeld bei Endemol. Es gibt keinen Grund, warum Endemol nicht auch im fiktionalen Bereich zu den großen Playern zählen sollte. In vielen anderen Ländern ist das ja auch der Fall. Auch heute schon produzieren wir Movies. Demnächst läuft im ZDF beispielsweise der Endemol-Movie „40+ sucht neue Liebe“ und im Herbst wird ein weiterer ZDF-Mittwochsfilm mit Tanja Wedhorn und Marco Girnth ausgestrahlt. Dieser Bereich hat unser ausdrückliches Augenmerk und ich sehe für uns durchaus Wachstumschancen im fiktionalen Bereich. 

Endemol wird in der Öffentlichkeit sehr oft nur mit "Big Brother" verbunden. Ihr Vorgänger hielt das für ein Problem. Sie auch?

Wenn das so wahrgenommen wird, dann ist das sicherlich eine Herausforderung für uns, das zu ändern. Endemol steht für Innovation und dafür, neue Genres geradezu erfunden zu haben. Unsere Produktion "Wer wird Millionär?" ist ein gutes Beispiel dafür. Es gibt keine andere Show im deutschen Fernsehen, die seit zehn Jahren in der Regel mehrmals pro Woche Tagesmarktführer beim Gesamtpublikum ist, und sogar oft an einem normalen Montag mit einer normalen Sendung mit sieben Millionen mehr Zuschauer hat als sogar das Finale von DSDS. Nennen sie mir ein Format, das wie "Nur die Liebe zählt" 300 Folgen lang mit demselben Moderator und dem gleichen Grundkonzept erfolgreich ist. Mit "Big Brother" wurde natürlich TV-Geschichte geschrieben, aber auch mit anderen aktuellen Formaten wie "Vermisst" ist Endemol sehr erfolgreich. Mit "WipeOut" haben wir eine neue Innovation im Bereich spektakulärer Game-Shows. Da sind wir mit "Big Brother-Produzent" sicher nicht hinreichend beschrieben. Ich glaube, dass es unsere zukünftige Aufgabe ist, große und neue Brands nachzulegen und neue Trends zu setzen.

Sie sprechen von großen Brands. Aber können Dokusoaps das sein oder sind es die klassischen Show-Produktionen wie "Wer wird Millionär?", "Big Brother" oder "Nur die Liebe zählt"?

Für mich ist die serielle Unterhaltung entscheidend. Es geht darum Sendungen zu entwickeln, die zu einer großen Marke werden können. Ich möchte das aber nicht an einzelnen Genres festmachen, ob Show oder Docutainment - am Ende ist es Unterhaltung. Es gibt gut gemachte Unterhaltung und weniger gut gemachte Unterhaltung. Ich überlege mir nicht zuerst, zu welchem Genre etwas gehört, sondern ich überlege zuerst, ob ein Format die Menschen emotionalisiert, ob es die Zuschauer unbedingt sehen wollen.

Was kommt denn Neues von Endemol, welche Trends gibt es? 

Es geht um warmherzige Shows, Familienshows. Und ich bin überzeugt davon, dass auch Quizshows weiter einen Markt haben. In allen relevanten Bereichen, also Show, Quiz, Docutainment und Fiction, entwickeln wir auf Hochtouren. Zurzeit produzieren wir neue Formate in den Genres Docutainment und Show, die ab Herbst ausgestrahlt werden. Es mag sein, dass durch die Krise der deutsche Fernsehmarkt etwas schrumpft, es bleibt aber der zweitgrößte der Welt. Wenn man sich allein die Zahl der Sender anschaut, sieht man, wie viele Möglichkeiten es gibt, ein Format zu platzieren.