Thomas SchreiberHerr Schreiber, war der Freitag ein schwarzer Tag für den "Eurovision Song Contest" in Deutschland oder für die ARD?

Für den "Eurovision Song Contest" ist das kein schöner Tag, und für die ARD ist das aus meiner Sicht kein glücklicher Tag.

Stefan Raab hat seine Absage einer Kooperation beim "Eurovision Song Contest" explizit mit den komplizierten Entscheidungswegen der ARD begründet. Können Sie seine Entscheidung nachvollziehen?


Ja!

Sie waren maßgeblich für die Gespräche mit ihm und die Planung einer Zusammenarbeit verantwortlich. Die Unentschlossenheit der ARD-Intendanten hat Ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Steht die ARD sich selbst im Weg?


Durch die Veröffentlichung am Montag in der "SZ" kam ein öffentlicher Zeitdruck in das Projekt, der im Ergebnis nicht förderlich war. Dennoch hätte ich mir in der ARD mehr Vertrauen in dieses Projekt gewünscht.
 
 
 
 
Manch ein Beobachter hatte bei der Absage von Herrn Raab heute ein Deja-Vu: Mit ähnlicher Verärgerung hatte 2007 auch Günther Jauch der ARD eine Absage erteilt. Sehen Sie Parallelen?

Nein - die beiden Vorgänge sind aus vielen Gründen nicht miteinander vergleichbar.

Banal gefragt: Kann Unterhaltung in der ARD denn überhaupt mehr sein als der kleinste gemeinsame Nenner? Das klingt dann nicht nach viel Gestaltungsspielraum...

Das sehe ich ganz anders: Wir haben in den letzten Monaten mit Frank Plasbergs Jahresrückblicksquiz 2008 aus dem Stand 7 Millionen Zuschauer erreicht, bei "Deutschlands größtem Gedächtnistest" mit Tom Bartels ein neues Format und einen neuen Moderator ausprobiert, und mehr als 6 Millionen Zuschauer waren dabei, Reinhold Beckmann ist für Jörg Pilawa beim Einbürgerungstest "Wie deutsch bist Du wirklich" eingesprungen und hat bei diesem gesellschaftspolitisch relevanten Thema mehr als 5 Millionen Zuschauer interessiert. Von Jörg Pilawa kommt jetzt eine große dreiteilige Spielshow "Kennst Du Deutschland?" zum 60. Jahrestag der Gründung von Bundesrepublik und DDR. Und in den Dritten passiert auch eine ganze Menge: z.B. ist "Inas Nacht" im NDR Fernsehen mit purer Anarchie und Lust an der Musik und an Gesprächen ein großer Erfolg. Fazit: In der ARD geht schon was und wird auch zukünftig was gehen.

Ist das jetzt denn jetzt eine Situation in der man für die ARD und den erfolglosen deutschen Vorentscheid zum "Eurovision Song Contest" noch einen Plan B entwickeln will oder ziehen Sie selbst Konsequenzen aus der ARD-internen Blockade?   

Es gibt nie nur eine Idee. Allerdings hatte diese ihren ganz besonderen Reiz.
 
Herr Schreiber, herzlichen Dank für das Interview