Stefan HoffHerr Hoff, sind Sie eigentlich ein Freund des Genre Dokusoap?

Geschäftlich bin ich natürlich ein Freund von Dokusoaps, weil sie auch Teil unseres Leistungsportfolios sind. Als Zuschauer kann ich kein Urteil abgeben, da ich Formate bei denen man selber an der Entstehung beteiligt ist, nicht neutral betrachten kann.

Also stört es Sie nicht, dass mit dem Vormarsch dieses Genres immer weniger Studiokapazitäten gebraucht werden?

Es bereitet mir kein Kopfzerbrechen, weil die Studios nach wie vor mit einer hohen Produktionsqualität gut gefüllt sind und wir auch sehr frühzeitig damit begonnen haben, uns auf Marktveränderungen einzustellen. Wir bieten auch für Produktionen on location unsere Dienstleistung in Form von EB-Teams, Postproduction oder Ü-Wagen an. Ob im Studio oder on location produziert wird, ist für uns nicht wesentlich. Nobeo ist sehr breit aufgestellt.

Ist das auch eine Reaktion auf die Fragmentierung des Produzentenmarkts? Immer mehr kleine Produktionsfirmen sind ja sicher auf Dienstleistungen angewiesen...

Nicht nur. Auch namhafte Produzenten rüsten sich nicht komplett mit der notwendigen Technik aus. Schnittplätze haben die Produktionsfirmen inzwischen zwar schon oft im Haus, um bei der Endbearbeitung alles vor Ort regeln zu können. Aber auch da bieten wir uns als Dienstleister an und schicken unsere Mitarbeiter in die Produktionsfirmen. Wir reagieren auf den Markt und das zusammen mit unseren Kunden. Nehmen wir Filmpool. Von der klassischen Studio-Produktion wie „Richterin Barbara Salesch“ geht es hin zu Produktionen, die nicht mehr nur in Studios stattfinden. Es ist unser Anspruch, auch da unseren Kunden helfen zu können.
 

 
Nobeo ist also nicht mehr nur ein Studiobetreiber?

Technik kann jeder. Wir haben immer die neuste Technik, wenn sie denn gewünscht ist. Aber wir setzen auf die Mitarbeiter, die letztlich den entscheidenden Unterschied bei der Qualität unserer Dienstleistungen machen. Die Mischung macht's. Markus Maria Profitlich hat einmal gesagt: „Zu Nobeo zu kommen ist, wie nach Hause zu kommen.“ Mit dieser Aussage treffen sie eigentlich das, was für uns eine Verpflichtung ist.

Sie klingen sehr zufrieden und optimistisch. Geht das Krisenjahr 2009 an Ihnen spurlos vorbei?

Also zunächst einmal können wir sagen, dass uns kein Kunde abgesprungen ist und keines der Formate, die aktuell kritisch betrachtet werden, mit uns in direkten Zusammenhang zu bringen ist. Für uns sind weniger die Quoten von bei uns produzierten Sendungen als Personalwechsel für die momentane Auftragslage verantwortlich. Wenn ein das Programm prägender Kopf einen Sender verlässt oder wechselt, dann bringt das natürlich Unruhe rein. Um auf die Frage zurück zu kommen, so spüren wir selbstverständlich auch, dass die Umsätze zurückgehen und ein Kostendruck entsteht, das ist ja klar. Wir sind Teil einer Produktionskette, ausgehend vom Sender über den Produzenten bis hin zum technischen Dienstleister, der wir sind. Wenn Budgets schrumpfen, spüren wir das auch. Wichtig ist für uns aber, dass wir in unserem Wettbewerb unseren Teil vom Kuchen behalten – dass der Marktanteil gleich bleibt.

Produktionsfirmen fordern von den Fernsehsendern in Krisenzeiten mehr Offenheit für flexiblere Finanzierungen und neue Wege. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Ansätze gibt es, wobei das dann schon wieder diese Dreiecksbeziehung ist zwischen Programmierung beim Sender, Produktionszeiträumen bei den Produzenten und verfügbaren Kapazitäten bei uns als Dienstleister. Aber ein gutes Beispiel ist z.B. unser Studio 5, wo Filmpool Montag und Dienstag „Richterin Barbara Salesch“ und Mittwoch bis Freitag „Niedrig und Kuhnt – Kommisare ermitteln“ produziert. Für uns eine perfekte Auslastung und für den Produzenten eine gute Lösung, weil wir ihm einen guten Preis machen können. Das ist eine Win-Win-Situation. Über so etwas sprechen wir natürlich mit allen Produzenten und versuchen Produktionsabläufe zu optimieren. Das klappt natürlich bei Produktionen mit einem Produzenten wesentlich besser als wenn man mit zwei konkurrierenden Produzenten für zwei verschiedene Sender arbeitet. Da ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit zu Gunsten von günstigeren Konditionen noch nicht so ausgeprägt.

Spricht man in der Krise intensiver miteinander als früher?

Wir haben mit Endemol und „Wer wird Millionär?“ oder I&U mit „stern TV“ zum Beispiel Partner seit Jahren, beinahe Jahrzehnten. Das ist längst ein routiniertes Miteinander, in dem man die Zukunft natürlich besser gemeinsam planen kann als wenn eine Produktionsfirma für jedes Projekt einen neuen Produktionsort wählt.