Stefan HoffDie Zeit der One-Shots ist vorbei. Die Sender wollen lieber billiger seriell produzierte Unterhaltung. Dürfte ihn Ihrem Sinne sein oder nicht?

Ich sage ihnen ganz ehrlich, was mir am liebsten wäre: Wenn unsere Studios zu 100 Prozent ausgelastet sind. Hervorragend sind da natürlich unsere beiden Produktionen „Wer wird Millionär?“ und „stern TV“. Da ist man auch inzwischen so eingespielt, dass man im Prinzip nur das Licht an macht und loslegen kann. Und je vertrauter Produzent und Studiobetreiber sind, je weniger Aufwand muss der Produzent der technischen Produktion widmen und kann sich mehr auf die Inhalte konzentrieren. Auf der anderen Seite sagen wir, wenn wir jedes Studio so ausgelastet hätten wie „stern TV“ oder „Wer wird Millionär?“, würde uns kein neuer Kunde ansprechen. Wir müssen deshalb eine gute Mischung finden aus fest eingebauten Dekorationen, die wir rund um die Uhr stehen lassen können, aber auch genügend Möglichkeiten für den eben schon erwähnten „One-Shot Produzenten“ bieten, der eine einmalige, vielleicht auch kleinere Produktion hat und sagt, dann geh ich dahin wo die großen Produktionen sind.

Sie sprachen eben schon einmal davon, dass die neueste Technik, etwa HD-Technik, vorhanden ist – falls sie gewünscht sei. Es klingt so als wäre das noch nicht oft der Fall?

Für uns ist HD seit 2007 absolute Realität als wir das erste HD-Studio eingerichtet haben. Wenn sie jetzt wissen wollen, wie oft wir das schon wirklich in vollem Umfang genutzt haben, dann hält sich meine Begeisterung in Grenzen. Da kommt unser neuester, Full-HD-fähiger Ü-Wagen häufiger zum Einsatz. Etwa wenn wir Atze Schröder, Ralf Schmitz oder Mirja Boes auf ihren Touren begleiten. Da wird jetzt schon häufig eine HD-Produktion angefragt, weil neben der TV-Auswertung auch eine DVD- oder Blu-ray-Verwertung geplant ist.
 

 
Sind solche Produktionen dann der bessere Treiber als HD-Broadcast?

Auf jeden Fall. Wir haben schon 2005 Konzerte in HD produziert. Da ist man sehr frühzeitig zu dem Ergebnis gekommen, dass in HD produziert werden muss, auch in Hinblick auf die internationale Vermarktung. Konzerte und Live-Comedy sind derzeit in unserem Geschäftsfeld die größten Treiber in Sachen HD.

Aber der Wechsel von SD auf HD im Fernsehbereich vollzieht sich ja recht zögerlich und nicht immer mit einheitlichen Standards...

Sagen wir mal so: Alles was man doppelt vorhalten muss und nur einmal nutzen kann, ist zu viel. Da wo das zutrifft, wäre es uns natürlich recht, wenn wir es nur einmal vorhalten müssten. Nehmen Sie allein die vielen Kamera-Standards heute. Entscheidend wird dabei sein, was von Kundenseite auf Dauer nachgefragt wird. Das wird sich dann auch durchsetzen. Und sollten wir mal eine Technik nicht vor Ort haben, dann greifen wir auf Ressourcen der Euro Media Group, der wir angehören, zurück und holen die Technik von Partnern aus dem Ausland. Die Euro Media Group hat in Europa inzwischen 27 HD-Ü-Wagen im Einsatz. Wenn uns jetzt jemand sagt, wir müssen an drei Tagen hintereinander HD produzieren, ist das für uns kein Problem.

Ist die Einführung von HDTV nicht auch wieder ein Henne-Ei-Problem?


Wir sind in Vorleistung getreten. Wir haben eine komplett HD-fähige Studioregie, HD-Kameras, einen HD-Ü-Wagen und bei Bedarf in der Gruppe noch mehr HD-Technik. Es ist alles da. Jetzt muss nur jemand den Startschuss geben und das muss von den Sendern kommen, die das von den Produzenten anfordern, die uns dann wiederum entsprechend beauftragen.

Mehr kann man da von Ihrer Seite aus nicht bewegen?

Wenn wir anfangen würden, dann würde man das Pferd von hinten aufzäumen. Wenn wir den Sendern sagen würden, ihr müsst das jetzt so machen, weil wir das jetzt gerade hier herum stehen haben, dann kriegen wir die Kuh ganz sicher nicht vom Eis.

Wobei nicht nur die Produktion von HDTV, auch die Frage der Verbreitung ja gerade in diesen Wochen Schlagzeilen macht...

Ich denke, dass die Unsicherheit wie HDTV künftig den Zuschauer erreichen wird, die Marktentwicklung für alle Beteiligten hemmt. Das ist sehr bedauerlich. Es verunsichert die Endnutzer, die nicht wissen auf welche Technik sie setzen müssen. Und das wird in Deutschland zum Hemmschuh für HDTV, was ich persönlich sehr schade finde.