Bild: ProSiebenHerr Proff, Rekord-Monatsmarktanteile im November auf der einen Seite, die Werbekrise auf der anderen Seite. Wie ist ProSieben durch das Jahr 2009 gegangen?

2009 war für ProSieben ein gutes Jahr. Wir stehen mit Blick auf die Marktanteile besser da als im Vorjahr. Aber es stimmt natürlich: Die Sicht auf die Marktanteile ist nur die eine Hälfte der Medaille. Auf der Kosten/Erlös-Seite kann man immer noch ein bisschen zufriedener sein, das ist keine Frage. Trotzdem ist  ProSieben auch im Jahr 2009 ein profitabler Sender. Unsere sehr junge Positionierung hat uns im Werbemarkt geholfen, weil wir in der deutschen TV-Landschaft unter den großen Sendern weiterhin sehr unique sind. Bei uns erreicht der Werbemarkt Zuschauer in einem Alter, in dem Markeninteresse und Markenloyalität gebildet werden.

Stichwort Marke: Da haben Sie die Marke ProSieben in diesem Sommer aber mit einigen Billigshows sehr strapaziert. Ein gewagtes Experiment. Wie lautet Ihr Labor-Befund?


Es war nicht alles schlecht, was da im Sommer lief. Natürlich hatten die meisten Sendungen keine Grimme-Preis-Relevanz. Aber zum Beispiel „Das Sommermädchen 2009“ war talk of the town und hat zum Ende hin gute Quoten geholt. Und damit hat diese Sendung, wie ein Blockbuster oder eine US-Serie, ihre Berechtigung im ProSieben-Programm. So etwas wird es auch in Zukunft bei uns geben. Aber ich gebe Ihnen Recht: Das ein oder andere Format würde ich nicht ohne Not noch einmal ausstrahlen.
 


Mich hat es irritiert, weil ProSieben sonst so gerne betont, dass man hochwertige Blockbuster, US-Serien und Stars wie Heidi Klum im Programm habe. Da passten diese Shows nicht ins Bild...

Dass ProSieben insgesamt als Premium-Marke wahrgenommen wird, schließt nicht aus, dass wir ein ganzes Potpourri an Genres anbieten. Um nicht stehen zu bleiben, muss man sich entwickeln, bewegen und ausprobieren. Dabei kann es natürlich passieren, dass man mal eine Richtung wählt, bei der man dann ein bisschen gegensteuern muss.

Auf der Strecke geblieben sind in diesem Jahr die Magazine „SAM“ und „Focus TV“. Ist das Genre nicht profitabel oder für ProSieben weniger attraktiv geworden?


Man kann nicht sagen kann, Magazine seien generell nicht mehr profitabel oder reichweitenstark. Dagegen sprechen „taff“ und besonders „Galileo“ - ein Magazin, das gerade seinen x-ten Frühling erlebt. „SAM“ war aber am Ende, ganz ehrlich, kein reines Magazin mehr. Die Sendung nicht fortzuführen fiel mir nicht leicht. Ich habe selber lange im Info-Bereich gearbeitet. Aber wir sind fair mit den Kollegen umgegangen und haben aktiv geschaut, welche Kollegen bei „taff“, bei „red!“ oder Produktionsfirmen, die für uns arbeiten, ihr Knowhow weiter einbringen können. Und wir entwickeln neue Formate, wie eben „red!“ oder ganz aktuell „Galileo Experience“.