Matthias OpdenhövelGehört es denn dann bei so einer Sendung auch zu der eben angesprochenen Gelassenheit, dass man sich als Gastgeber des Abends nicht alles zu sehr zu Herzen nimmt?

Man darf das als Moderator gar nicht machen. Das wäre anmaßend. Hinter so einer Sendung steht ein riesiges Team und ich bin nur der, der da was in die Kamera erzählt. Da kann ich mir nicht jeden Schuh anziehen. Wenn alles gut gelaufen ist, sollte man Sportsmann sein und es als Teamleistung betrachten. Umgekehrt gilt aber dann auch: Wenn etwas nicht funktioniert, kann es nicht der Fehler eines Einzelnen sein. Außerdem wäre der Fremdschäm-Faktor vor dem Fernseher zuhause ja doch sehr groß, wenn ich versucht hätte, alles schön zu reden. Nein, das Publikum soll mich auch leiden sehen.

VIVA, RTL II, Sat.1, VOX, ProSieben, Arena, Liga Total und jetzt bald ja quasi auch die ARD: Haben Sie eigentlich zuhause eine Liste, auf der Sie die Sender abhaken, bei denen Sie gearbeitet haben?

Noch nicht (lacht). Das hat sich bei mir eigentlich immer alles ganz charmant entwickelt. Wenn man damals bei VIVA moderierte, dann nahm man dankend das erste Angebot vom Erwachsenen-Fernsehen an, um sich endlich von den Europop-Bands zu befreien, die man vier Jahre lang angesagt hat. Ich hatte halt das Glück, dass das bei mir kein schlechtes Angebot war. Und danach ergab sich einfach alles irgendwie. Ich bin kein notorischer Sender-Hopper und habe bei ProSieben ja jetzt auch meine Heimat fürs erste gefunden. Also ich kann auch gut schlafen ohne hinter RTL mein Häkchen zu machen. Was nicht heißt, dass RTL nicht auch ein guter Sender ist. Die machen auch großartiges Programm. Hier und da. Aber ich muss nicht auf jeder Weihnachtsfeier gewesen sein.
 

 
Ich frage deswegen nach dem Werdegang, weil es ja fast der letzte seiner Art ist. Ohne die Musiksender, ohne DailyTalks, da stellt sich ja die Frage wo künftig neuer Moderatoren-Nachwuchs herkommen soll.

VIVA zu meiner Zeit oder dann "Weck Up" bei Sat.1 waren für mich definitiv Spielwiesen, die es so heute leider gar nicht mehr gibt. Barbara Schöneberger und ich konnten bei "Weck Up" ja im Grunde alles ausprobieren, was wir wollten. Gut, deshalb hat es wahrscheinlich auch kaum jemand eingeschaltet. Aber die, die es gesehen haben, sagen noch heute wie schräg und schön das war. Leider wird das Moderieren einer TV-Show ja in Deutschland immer noch nicht als eigener Beruf angesehen. Da werden z.B. lustige Onkels von der Comedy-Bühne genommen, die kurzerhand zum Moderator erklärt werden - mit gutem, mäßigen oder keinem Erfolg. Ich will nicht alle über einen Kamm scheren. Aber es würde ja auch niemand auf die Idee kommen Peter Kloeppel auf ne Apfelsinen-Kiste zu stellen, um ihn Witze erzählen zu lassen. Die Nachwuchssituation ist gerade in der Tat sehr schwierig. Es gibt leider kaum noch Möglichkeiten im deutschen Fernsehen sich auszuprobieren.

Jetzt haben Sie gerade betont wie schön die Zeit mit Barbara Schöneberger war. Ich hätte ja darauf gewettet, dass sie zusammen mit ihr "Unser Star für Oslo" moderieren. Aber vermutlich kam da wohl ihre Schwangerschaft dazwischen...

Dass ich sehr gerne mal wieder mit Barbara moderiert hätte, ist kein Geheimnis. Das hat sich jetzt aber nicht ergeben. Wenn das künftig aber noch einmal gelingen sollte, hätte ich nichts dagegen. Aber ich bin ja nur bescheidener Dienstempfänger. Wenn man mir sagt, ich soll an einem gewissen Abend in eine gewisse Kamera etwas sagen, dann mache ich das. Wer dabei an meiner Seite steht, ist nicht meine Entscheidung. Da zerbrechen sich schon so viele Menschen den Kopf und bei einer Kooperation von zwei großen Fernsehsendern wie ARD und ProSieben gleich doppelt so viele - da will ich mich bewusst nicht einmischen. Ich finde die Wahl von Sabine Heinrich sehr gut. Höre sie im Radio sehr gerne und ist eben im Fernsehen mal ein neues, unverbrauchtes Gesicht. Davon haben wir eben ja noch geredet. Außerdem betont es auch die Zusammenarbeit mit den ARD-Radiosendern, die ja bei "Unser Star für Oslo" mit an Bord sind.