Frederic KompWie reagieren die Kollegen in anderen Produktionsfirmen auf Ihr Vorhaben? Zumindest im Kampf um Sendeplätze herrscht im Markt ein großer Ellenbogen-Wettbewerb.

Wir stehen im Austausch mit großen und kleinen Produzenten, von denen viele unsere Entwicklung sehr spannend finden. Wir haben schon diverse Fremdproduktionen auf MySpass.de. Das Problem ist aber häufig, dass viele Produzenten nicht über die entsprechenden Rechte ihrer Inhalte verfügen. Bei der Suche nach neuen Partnern hilft uns auch unser neuer Gesellschafter Banijay auf dem internationalen Lizenzmarkt.

Ich kann mir bei MySpass.de Ihre Highlight-Produktionen wie „Pastewka“, „Stromberg“ und „Ladykracher“ mit allen Staffeln in voller Länge anschauen. Befürchten Sie keine Kannibalisierung für die kostenpflichtigen Vertriebswege wie DVD-Verkauf, Video-on-Demand-Portale und Fernsehauswertung?


Das ist eine spannende Frage, die wir uns nahezu täglich neu stellen. Unsere Grundmotivation für MySpass kommt aus einem weiter gefassten Distributionsverständnis in unserem Haus. Es gibt unterschiedliche Zugänge, und man findet für viele Produkte immer eine ausreichend große Zielgruppe, die bereit ist, für Inhalte zu bezahlen, die woanders kostenfrei verfügbar sind. "Stromberg" zum Beispiel, der bei MySpass steht, der schon mehrfach im Fernsehen gelaufen ist und sich als DVD bestens verkauft, läuft auch als kostenpflichtiger Inhalt bei iTunes hervorragend. Und dann gibt es noch einen wichtigen  Vertriebsweg, den wir nicht kontrollieren können: Illegale Download-Netzwerke, denen auch juristisch nur schwer beizukommen ist. Für uns liegt der richtige Weg darin, dem Grau-Bereich ein kontrollierbares, besseres und vor allem Viren-freies Angebot entgegenzusetzen, das wir selbst vermarkten. Nichts anderes ist MySpass.de. Tatsache ist doch: auch wenn wir es nicht selbst machen, ist "Stromberg" kostenlos immer nur drei Klicks entfernt.
 


Sie sagen, es gäbe immer Zielgruppen, die bereit sind für einen Inhalt zu zahlen. Wer ist das?

Das sind Zuschauer wie Sie und ich. Sie haben die aktuelle Folge einer Serie verpasst und wollen sie jetzt in gemütlicher Runde sehen. Als Catch-up-TV können Sie es nur auf dem Computer sehen und vielleicht nicht in der Qualität, die Sie gerne hätten. Dann könnte man auf den Grau-Bereich ausweichen. Sie wollen die Sendung aber jetzt sehen und nicht erst lange suchen. Das ist der Moment, in dem Sie iTunes- oder Maxdome-Kunde werden.

Die Pläne für das kommende Jahr sind recht groß. Wo steht MySpass denn momentan wirtschaftlich?


Wir sind noch in der Investitionsphase. Durch die Plakatkampagne zum Start der neuen "Stomberg"-Staffel im Herbst konnten wir unsere Reichweite signifikant ausbauen und haben momentan knapp 3 Millionen Video-Abrufe im Monat mit steigender Tendenz. Die Kampagne hat uns auch gezeigt, wie sich die unterschiedlichen Verbreitungswege für ein Thema gegenseitig befruchten können. Diese Erfahrung werden wir künftig auch in andere Projekte einfließen lassen.

Unter anderem haben Sie im Zuge der Kampagne für die neue Staffel „Stromberg“ auch die DVD parallel zum Sendestart in den Handel gebracht. War das bei einem Nischenprogramm wie „Stromberg“ nicht ein wenig riskant?

Der parallele Verkauf einer limitierten Edition der DVD war Bestandteil unserer MySpass-Marketing-Strategie, von der wir ProSieben dankenswerter Weise überzeugen konnten. Die gesamte Kampagne war hochgradig integriert und hat die Fernsehausstrahlung parallel zum DVD-Verkauf und der MySpass-Verbreitung beworben. Zusätzlich sind wir ins StudiVZ gegangen, weil es da mehrere hundertausend Fans gab, ohne dass wir uns da je haben blicken lassen. In Sachen Quote ist die aktuelle „Stromberg“-Staffel die bislang erfolgreichste. Das Risiko hat sich gelohnt.

Herr Komp, vielen Dank für das Gespräch.