Ulrich MeyerWie haben Sie die Meldung von Kerners Wechsel zu Sat.1 als derjenige, der seit Jahren beim Sender journalistisch die Stellung hält, denn wahrgenommen?

Die Nachricht war eine positive Schlagzeile für Sat.1. Es fallen da ja keine Lichtgestalten vom Himmel, die allumfassende Strahl- und Sogkraft ausatmen, sondern Menschen, mit denen man lange Jahre gut zusammengearbeitet hat, die nun keine leichten Aufgaben zu schultern haben. Jetzt muss man aber auch abwarten können, bis dieses Feld des gepflegten Gesprächs, das beim Sender lange nicht beackert worden ist, Früchte trägt. Das kann nicht sofort funktionieren. Ebenso unstrittig ist, dass Kerner es kann. Das Auf und Ab bei den Quoten ist dabei kein Wink des Schicksals, sondern – um im landwirtschaftlichen Bild zu bleiben – wie Wetter.
 

 
Sie arbeiten auch an neuen Projekten: Ollie Weiberg verstärkt Ihr Team als Geschäftsführer, da Sie sich auch auf die Produktion von Internet-Formaten konzentrieren wollen. Lieber Netz als Fernsehen?

Es geht darum, sich neue finanzielle Freiräume zu erarbeiten. Unsere Firma Meta Productions ist mit den wöchentlichen Sendungen "Akte" für Sat.1 und "Escher" für den MDR sehr klar im Infotainment aufgestellt. Das wissen die Sender und richten entsprechende Produktionsanfragen an uns. Daher sind wir privilegiert, weil wir nicht über jedes Stöckchen springen müssen. Unser Goldschatz sind unsere Zuschauer und deren permanente Interaktion mit der Redaktion. Im Free-TV erarbeiten wir uns Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit. Den neuen finanziellen Spielraum, auf den alle Produzenten hoffen, wollen auch wir uns im Internet erschließen.

Wie sehen Ihre Internet-Pläne konkret aus?

Da bin ich lieber noch vorsichtig. Ausgehend von „Akte“ und „Escher“ ist doch ein Nachschlage-Portal für Lebenshilfe in bewegten Bildern zumindest denkbar! Diese Entwicklung wollen wir vorantreiben. Auch wenn die Frage der Finanzierung noch nicht gelöst ist, kann ein Reichweiten-Erfolg sicher einiges beflügeln.

Wenn ich mit dem Handy abgezockt werde, gebe ich das bei Google ein und stoße dann auf Ihren Beitrag. In etwa so?


Ja, in diese Richtung geht es. Das Thema kann im Internet interaktiv um weitere Inhalte ergänzt werden – und das mit einem sehr erfolgreichen Branding, ausgehend von "Akte".