Volker HerresUnd welche Pläne haben Sie für den schwächelnden Vorabend?

Der Vorabend ist eine wichtige Strecke für uns. Die derzeitige Akzeptanz ist Anlass, darüber nachzudenken, wie wir diese Zeitschiene künftig programmlich gestalten.

Betreffen die Gedanken auch die beiden Dailysoaps „Verbotene Liebe“ und „Marienhof“?

Wenn wir von Vorabend sprechen, dann sprechen wir von der Zeit zwischen 18.00 und 20.00 Uhr.

Gibt es denn für „Verbotene Liebe“ und „Marienhof“ eine Bestandsgarantie?

Es gibt für keine Sendung eine Bestandsgarantie. Jedes Format lebt, solange es sich bewährt. Aber da sind wir derzeit mitten in internen Diskussionsprozessen, so dass ich mich momentan öffentlich nicht äußern möchte. Es wäre nicht in Ordnung, wenn wir intern über diese Sendestrecke nachdenken und gleichzeitig Details in der Öffentlichkeit diskutieren.

Eine Nachfrage noch: Wäre ein neugestalteter Vorabend, ein ohnehin schon recht junges Programmumfeld und eben vermarktbar, nicht eine clevere Antwort auf ZDFneo?

Die Diskussionen um den neuen Vorabend drehen sich nicht um die Frage, wie wir auf ZDFneo antworten. Da geht das ZDF seinen Weg und wir gehen unsere Wege. Sie können in einem nationalen Vollprogramm natürlich manche Programmfläche tendenziell etwas jünger halten, aber radikale Inseln der Jugendlichkeit passen nicht in das Programm des Ersten. Solch harte Brüche würden dem Ersten die Identität rauben. Generationenübergreifend verjüngt uns der Sport. Er hat zwar nur einen kleinen Anteil am Gesamtprogramm, zwischen sechs und acht Prozent, aber wir erreichen damit ein Millionenpublikum. Der Sport ist für uns eine wichtige Lokomotive für andere Sendungen im Umfeld. Er beschert uns viele junge Zuschauer, die bei uns sonst viele Inhalte nicht annehmen würden.

Sie sprachen schon vom Start in den HD-Regelbetrieb. Doch die Formulierung ist irreführend, weil noch immer die Mehrheit des Programms nicht in HD gesendet wird. Wie wichtig ist Ihnen HDTV?

Da können Sie mal sehen, wie verantwortlich wir mit dem Geld der Gebührenzahler umgehen. HD ist eine enorm wichtige technische Entwicklung, weil es die Qualität von Fernsehen deutlich verbessert. Aber es ist eine kostspielige Technik, die sukzessive eingeführt wird. Bislang verfügt nur ein geringer Teil unserer Zuschauer über die nötige Ausstattung. Das wird sich in den kommenden Jahren schrittweise ändern. Genauso schrittweise werden wir Das Erste auf HD umstellen. Wir werden kein Geld zum Fenster rauswerfen und ohne Not auf einen Schlag unsere Produktions- und Sendetechnik in die Tonne treten. Das wäre finanzieller Irrsinn. Wir durchlaufen einen Prozess, an dessen Ende Das Erste vollständig auf HD umgestellt ist. Aber da sprechen wir von Jahren.