Herr Urner, seit rund einem halben Jahr verbreitet Astra nun über die Plattform HD+ sein HDTV-Angebot. Wie lautet ihr erstes Fazit?
Wir sind sehr zufrieden, weil unsere Geschäftskunden bei Herstellern und im Handel sehr zufrieden sind. Mit mittlerweile 700.000 bestellten Smartcards ist der Erfolg viel größer, als wir zunächst erhofft hatten. Nach nur fünf Monaten ist das ein gutes Indiz dafür, dass HD+ das Potential dazu hat, die Standardlösung für den Endkunden zu werden. Es kommen auch immer mehr Geräte für HD+ in den Markt.
Sie sagten, Ihre Geschäftskunden sind zufrieden. Wie sieht es mit den Zuschauern aus?
Außer rein sachlichen Fragen zu Technik oder Abwicklung bekommen wir in unserem Callcenter relativ wenig Rücklauf – das werten wir als positives Signal. Als wir entschieden haben, eine Karte zu verwenden, die bereits freigeschaltet ist, waren wir zunächst skeptisch. Jetzt wissen wir aber, dass es beim Kunden ankommt. Nach dem Ablauf des ersten Jahres, das für die Nutzer noch kostenlos ist, wird sich die Frage beantworten, ob unser System auch kommerziell funktioniert.
Schaut man in einschlägige Web-Foren, schlägt Ihnen harsche Kritik entgegen. Manche Zuschauer fühlen sich gegängelt, weil sie zum Beispiel bei der Nutzung nicht so frei sind wie bisher. Die Stichworte sind hier Ad-Skipping, Vorspulfunktion und Kopierschutz. Wie stehen Sie zu diesem Problem?
Der aktuelle Zustand ist in der Tat noch nicht ideal, aber die Entwicklung hat ihr Ende noch nicht erreicht. Allerdings nehmen wir dem Kunden momentan auch nichts weg. Nach wie vor kann im SD-Bereich alles wie bisher genutzt werden und man bekommt zusätzlich HD-Inhalte. An der Aufnahme-Problematik arbeiten wir, denn so wie es momentan ist, kann es nicht bleiben: Es muss dem Kunden mindestens möglich sein, innerhalb des Contents bis zur Werbeinsel vor und zurückzuspulen, so dass man nicht immer vorne anfangen muss. Dieses Problem haben die Sender auch erkannt und es wird eine Lösung geben. Interessanterweise regt sich übrigens beim Ad-Skipping-Verbot im Internet auch niemand auf.
Sie sagen, Sie nehmen den Kunden nichts weg. Sollte HD irgendwann allerdings der Hauptstandard sein, wird man Fernsehen nicht mehr so frei nutzen können wie heute.
Die Sender arbeiten daran, dass die Zuschauer das Fernsehangebot auch künftig so komfortabel wie möglich nutzen können. Wir als HD+ waren immer der Meinung, dass die derzeitige Umsetzung nicht optimal ist. Sobald die Sender umschwenken und Skipping innerhalb des Contents ermöglichen, können wir als Dienstleister darauf reagieren.
Die Kritik aus den Foren ist zuweilen in ihrem Ton recht hart. Wie gehen Sie damit um? Tut Ihnen das ernsthaft weh?
Das gehört dazu. Das sind meist Einzelmeinungen, die einen geringen Prozentsatz des Gesamtmarktes ausmachen. Wir haben insgesamt eine breite Akzeptanz bei Zuschauern, Sendern, Herstellern und Händlern. Es ist doch auch zu kurz gesprungen, einen Anspruch auf Ad-Skipping und alles for free für sich zu reklamieren. Privat finde ich das auch schön. Aber im Gesamtzusammenhang ist klar: Es wird die großen Sendergruppen irgendwann nicht mehr geben, wenn die Werbeelemente nicht mehr gesehen werden.
Worin liegt noch das Plus von HD+, sollte es gelingen, mit HD+ einen Standard für die HD-Verbreitung zu etablieren?
Heute gibt es dafür eine klare Definition: Wir sind der Anbieter, der ProSiebenSat.1 und die RTL-Gruppe in HD-Qualität abbildet. Im Zuge der Analogabschaltung wollen wir das Angebot allerdings noch deutlich ausbauen und wir müssen parallel neue Elemente anbieten, die langfristig selbstverständlich zu HD gehören werden. Das können zum Beispiel zusätzliche Informationsdienste sein. Aktuell sind wir dabei, die Möglichkeiten unsererseits und die Vorstellungen der Sender zusammenzubringen.
Lesen Sie auf der folgenden Seite, wann mit weiteren Sendern zu rechnen ist und wo Urner die Vorteile gegenüber dem Kabel sieht.