Wilfried UrnerSie wollen künftig mehr Sender verbreiten als bisher. Wann ist hier mit weiteren Ankündigungen zu rechnen?

Spruchreif ist noch nichts, auch wenn wir schon eine ganze Weile sagen, dass wir in Verhandlungen sind. Allerdings muss man als Sender eine Weile verhandeln, wenn er sich schon dazu entscheidet, das HD-Angebot parallel zu seiner SD-Verbreitung und der Analog-Ausstrahlung zu verbreiten. Das ist schließlich ein großer strategischer Schritt und nichts, was man mal ein paar Wochen ausprobiert. Es wird bald Neuigkeiten geben, aber in überschaubarer Größenordnung. Im Kontext der Analogabschaltung 2012 wird sich das dann einfacher gestalten.

Sehen Sie sich hier derzeit gegenüber dem Kabel im Nachteil?

Natürlich könnten wir auch mehr Kanäle einkaufen und den Preis erhöhen. Das ist aber nicht unser Weg. Wir wollen die Strukturen, die der Satellit allen Markteilnehmern bietet, so wenig wie möglich ändern. Fünfzig Euro pro Jahr, mit denen HD+ künftig zu Buche schlägt, ist schon eine signifikante Änderung, die wir nicht beliebig nach und nach steigern wollen. Das ist der große Unterschied zum Kabel: Es handelt sich ja bei uns auch nicht um eine senderbezogene Gebühr, sondern um eine Zugangspauschale für den technischen Service.
 
Kabelanbieter und Telekommunikationsunternehmen nähern sich mit ihren Angeboten immer weiter an. Wie stellen Sie sicher, als Satellitenanbieter dabei nicht ins Hintertreffen zu geraten – vor allem mit Blick auf interaktive Services und ihre Schwachstelle: den direkten Rückkanal?

Kabel und Telekommunikation nähern sich in der Tat an. Allerdings gibt es bei beiden ein großes Interesse daran, jedes einzelne Element genau zu kontrollieren. Auch wir werden Innovationen schnellstmöglich umsetzen. Dafür werden wir zwangsläufig andere Verteilwege als Rückkanal – teilweise auch als Zuführungskanal – nutzen. Wenn wir aber mit den Herstellern gemeinsam Lösungen entwickeln, die über den freien Handel vertrieben werden, schaffen wir einen breite Basis, auf der jeder seine Stärken ausspielen kann. Unser Vorteil liegt darin, den Kunden eine große Auswahl an Lösungen und Endgeräten anzubieten. Die Kabelunternehmen wollen den Kunden weitere Produkte verkaufen. Wir kommen aus einer anderen Logik. Wir sind Partner der Programmanbieter und wollen Probleme wie Spill-Over und Lizenzmanagement für sie lösen.

In diesem Jahr ist das Thema 3D sehr präsent. Auch wenn es noch keine marktreifen Endgeräte gibt, beeilt sich jeder Distributor, sich das Thema auf die Fahne zu schreiben. Und das obwohl es lediglich eine Frage der Bandbreite ist. Auch Astra startet zur Anga Cable einen Showcase. Ist 3D eine olympische Disziplin gemäß dem Motto „Dabeisein ist alles“?


Die Situation lässt sich mit der Automobilentwicklung vergleichen: Auf einschlägigen Messen muss jeder Hersteller ein Elektroauto hinstellen, um zu demonstrieren, dass er das Thema ernst nimmt. So ist es mit 3D auch. Wir zeigen dem Markt: Sollte es eines Tages eine Marktreife geben, sind wir da. Wir zeigen, dass es auch ein Thema für den Satelliten ist, wenn es sich durchsetzt. Es muss ja nicht gleich der große 3D-Kanal sein. Es ist auch denkbar für die kommenden Jahre, dass ein Sender ein bestimmtes Programmhighlight vereinzelt mit einer 3D-Option ausstrahlt – zusätzlich zur HD- und SD-Verbreitung.

Herr Urner, vielen Dank für das Gespräch.