Foto: 9LiveHomeshopping ist also nicht die Richtung, in die Sie wollen?

Wir haben auch Homeshopping getestet, aber festgestellt, dass es für uns nicht das passende Geschäftsmodell ist. Auch andere Themen haben wir ausprobiert, beispielsweise Astro-TV. Wir sind an allen Modellen interessiert, bei denen es um Kundenbeziehungen geht. Wir entwickeln mit Partnern Geschäftsmodelle, bei denen es darum geht, Kunden zu akquirieren und an dieser Wertschöpfung zu partizipieren. Deswegen sind für uns auch neue Geschäftsmodelle im Internet sehr interessant, für die wir als TV-Sender eine Leuchtturm-Funktion übernehmen. Und wir freuen uns über weitere Kooperationspartner.

Können Sie ein paar Beispiele geben?

Wir haben zum Beispiel die Sendung „finanzen.de“ erfolgreich entwickelt. Mit unserer TV-Show bringen wir potentielle Kunden auf die entsprechende Plattform im Internet. Wir sind gemeinsam mit dem internationalen Anbieter von betsson.tv im 50-Cent-Gaming-Markt First Mover in Deutschland. Die Kunden, die wir im Fernsehen mit unseren neuen Gaming-Shows generieren, werden ins Netz transferiert, um dort zu spielen. Wir sprechen mit Partnern auch über den Start einer Pokershow im 50-Cent-Markt, und über das Thema 50-Cent-Wetten. Wir reden gerade mit führenden Groupon-Anbietern, einem großen Wachstumsmarkt, über eine Sendung dazu im Fernsehen.

Fühlen Sie sich dabei von der ProSiebenSat.1 Media AG ausreichend unterstützt? Zuletzt gab es keine großen Bekenntnisse zu 9Live...

Wir verstehen uns in der Sendergruppe als Treiber für neue transaktionsgetriebene Geschäftsmodelle. Denn Geschäftsmodelle, die sich bei uns als erfolgreich herausstellen, unterstützen wir auch durch Spots in der Gruppe.

Bis wann wollen Sie denn für 9Live ein neues Geschäftsmodell gefunden haben. Die letzte Programmoffensive ist zwei Jahre her, die Ankündigungen klingen noch nicht sehr konkret..

Wie gesagt: Wir sind bereits jetzt mit unseren neuen Transaktions-Themen ein gutes Stück vorangekommen. Und bei neuen Geschäftsmodellen, die sich als besonders profitabel erweisen, sind wir bereit, tiefer einzusteigen. Was sich im Moment für uns zum Beispiel als Erfolg darstellt, ist das Thema 50-Cent-Gaming. Aber auch da sind wir - wie beim Call-TV - von den rechtlichen Rahmenbedingungen abhängig.

9Live macht ein Programm am Rande dessen was akzeptiert ist. Reizt es nicht sich aus dieser Grauzone zu entfernen?

Wir sind nicht in der Grauzone, sondern machen einen bunten Mix aus Neuem und Altem. Wir haben uns Innovation und Transaktion auf die Fahnen geschrieben und werden von dieser Positionierung nicht abweichen, weil es eine klare Alternative zu bestehenden, vor allem werbefinanzierten Geschäftsmodellen ist.

Sie weisen Kritik an den Gewinnspiel-Methoden von 9Live ja zurück, aber dann würde mich interessieren: Wie bitte erklären Sie sich dann, das kritische Konsumenten und die Presse sich immer und immer wieder mit 9Live beschäftigen...

Ich glaube, 9Live ist als Marke ein Symbol für die ganze Branche geworden. Wie Aldi für Discounter und Tempo für Papiertaschentücher steht, steht 9Live für Call-TV. Wir sind Marktführer und man schaut genauer auf uns. Daran ist nichts ungewöhnlich.