Thomas Schreiber© NDR
Verantwortung ist das Eine, die Finanzierung ist das andere. Wo muss die ARD denn 2011 jetzt sparen um sich den Eurovision Song Contest leisten zu können?

Zu den Produktionskosten des Eurovision Song Contests machen wir - wie auch bei anderen Produktionen - keine Angaben. Es gibt verschiedene Finanzierungsbausteine: Wir bekommen eine überschaubare Sockelfinanzierung durch die EBU, also durch die Länder, die am ESC teilnehmen. Außerdem versuchen wir, durch Sponsoring und Kartenverkäufe die Belastungen für die ARD und damit den Gebührenzahler so niedrig wie möglich zu halten. Zugleich haben wir einen Beschluss, wie hoch der ARD-Anteil an den Gesamtkosten des Eurovision Song Contest sein darf. Dabei haben wir uns an Oslo orientiert. Die Kollegen in Norwegen waren da sehr transparent und haben uns sehr geholfen. Teurer als Oslo wollen wir auf keinen Fall sein. Aber man muss auch sagen: Der Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf wird aufgrund der größeren Arena in bestimmten Bereichen wie beispielsweise der Bühne auch aufwändiger sein als in Oslo. Dafür sind wir in anderen Bereichen wieder günstiger.

Gibt es denn bereits Hauptsponsoren für den Eurovision Song Contest 2011?

Es gibt bereits drei internationale Sponsoren. Die hat die Agentur TEAM im Auftrag der EBU gesucht. Henkel, Trumpf und die Lufthansa sind dabei. Die Suche nach nationalen Sponsoren hat in der vergangenen Woche begonnen – das geht immer erst, sobald die internationalen Sponsoren final feststehen.

Wie wird der Eurovision Song Contest 2011 eigentlich produziert? Wird das eine NDR-Eigenproduktion?

Der Eurovision Song Contest 2011 wird eine NDR-Produktion, bei der wir mit internen und externen Fachleuten zusammenarbeiten. Beim Bühnendesign zum Beispiel mit Florian Wieder, beim Lichtdesign mit Jerry Appelt. Das technische Konzept kommt von Dieter Thiessen, der auch für den NDR die Übertragung von den Olympischen Spielen in London plant. Beim Ton wird der NDR-Kollege Ulli Fricke verantwortlich sein. Es werden deutsche Fachleute wie Thomas Riedel oder Sennheiser dabei sein. Die Grafik kommt von der Londoner Firma Turquoise. Auch mit Jörg Grabosch und seinem Brainpool-Team arbeiten wir sehr kreativ zusammen. Aber um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist keine Auftragsproduktion, sondern eine NDR-Produktion für die EBU.

Bei so vielen Partnern im Boot: Ist Kommunikation die größte Herausforderung?

Man kann bei einem Projekt wie dem Eurovision Song Contest von morgens fünf bis Mitternacht kommunizieren. Gleichwohl kann man jemanden aus Versehen vergessen, nicht frühzeitig genug einbinden oder hat etwas noch nicht deutlich genug kommuniziert. Aber im Endeffekt ziehen alle an einem Strang – mal mehr und mal weniger, wie es bei allen Großproduktionen ist. Wobei ganz ehrlich: so eine große Geschichte hat noch niemand bei uns gemacht. Es gibt auch kein Goldenes Handbuch, man muss sich alles neu erarbeiten. Deshalb war die kollegiale Unterstützung der norwegischen Kollegen von NRK so wertvoll.

Plant man bei all der Arbeit heimlich schon den Urlaub nach dem Eurovision Song Contest?

Das würde ich gerne, aber ich befürchte, wir werden noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt sein (lacht). Aber sobald ich wegfahren kann, weiß ich schon wohin: In einen kleinen Ort im Westen Frankreichs zwischen den Atlantikdünen und der Gironde, umgeben von Weinbergen.

Herr Schreiber, herzlichen Dank für das Gespräch