Welche Baustelle würde Sie denn reizen?

Da ist doch jetzt eine Stelle frei geworden zwischen Peter Alexander und Thomas Gottschalk (lacht). Nein, im Ernst. Mal wieder ein neues Format entwickeln, da hätte ich richtig Lust drauf. Formate mit journalistischem Hintergrund reizen natürlich sehr. Vielleicht im Kern politisch, aber unterhaltsam, wie damals bei „Live aus dem Schlachthof“ oder „Live aus dem Alabama“. Die Formate hatten Ecken und Kanten.

Aber dafür muss erstmal jemanden finden, der den Mut dazu hat. Das klingt als würden Sie aber eher bei den Öffentlich-Rechtlichen bleiben wollen.

Ich sehe da aber leider auch keinen großen Mut bei den Öffentlich-Rechtlichen, ehrlich gesagt. Im Ersten passiert in der Hinsicht natürlich nichts, aber gerade in den Dritten Programmen hätte man die Gelegenheit solche Ideen auszuprobieren. Nur leider passiert das ja im Moment so überhaupt nicht. Da ist „extra 3“ ja schon eine Ausnahme, wo der NDR uns jederzeit den Rücken freigehalten hat. Da haben wir ja fast nach jeder Sendung eine Klage bekommen - aber das war ja auch gewünscht. Aber sonst passiert doch viel zu wenig in den Dritten. Mal schauen ob man da den öffentlich-rechtlichen Programmdirektoren nicht mal etwas auf die Füße treten kann. Es gibt einen Sendeauftrag und denkt mal bitte nicht an die Quote. Ideen gibt es. Schade übrigens, dass die ARD da nichts Vergleichbares zu ZDFneo hat. Das fehlt.

 



Also keine Rückkehr zur einfachen Unterhaltung?

Doch, nach vier Jahren schwerer und harter Kost, kann ich mir auch was Buntes vorstellen. Einfach nur unterhaltsames Fernsehen. Vielleicht klappt ja beides. Ich wäre offen für diesen Spagat. Ein Oliver Welke schafft ihn und andere große Namen im Fernsehen auch.

Wo Sie gerade Oliver Welke ansprechen: Waren Sie neidisch auf die „heute show“? Alle jubelten, dass es endlich wieder eine wochenaktuelle Nachrichtensatire gibt - und „extra 3“ wurde beinahe vergessen...

Da muss man kollegial sein. Ich freue mich darüber, dass es eine halbe Stunde gutes Fernsehen mehr pro Woche gibt. Das schaue ich auch gerne und da befeuert man sich kreativ gegenseitig. Aber ich kann mich in den vergangenen Jahren auch nicht darüber beschweren, dass wir zu wenig wahrgenommen wurden. Wobei man immer berücksichtigen muss, dass wir eben nur im Dritten und nicht im Hauptprogramm laufen.

Bereuen Sie rückblickend irgendetwas? Sind sie irgendjemandem auf die Füße getreten, der es nicht verdient gehabt hätte?

Oh, ganz sicher nicht (lacht). Wenn ich von einer Sache überzeugt bin und weiß, es trifft den Richtigen und es ist Satire und eben nicht plumpe Comedy, dann habe ich nie ein Problem gehabt, jemandem auf die Füße zu treten. Wir machen uns in der Redaktion natürlich vorher sehr genau Gedanken darüber, wer bei einem Thema derjenige ist, den man in die Verantwortung oder Pflicht nimmt. Und dann aber los. Unser Intendant brauchte da oft ein breites Kreuz, weil regelmäßig irgendwelche Abgesandten von Westerwelle oder Koch oder der italienische Botschafter vorstellig wurden und sich beklagten, dass das ja gar nicht gehe, was da bei „extra 3“ passiere.

Gibt es denn jemanden, der Ihnen besonders negativ oder vielleicht sogar positiv in Erinnerung geblieben ist?

Besonders negativ in Erinnerung ist mir noch der baden-württembergische Ministerpräsident Mappus. Man lauert ja meist Stunden lang und hat dann 10 Sekunden Zeit zum Angriff und im Idealfall lassen die Politiker dann ihre Maske fallen und reagieren spontan. Und trotzdem hätte ich von Mappus da gerade wegen der andauernden Kritik an Stuttgart 21 eine professionelle Reaktion erwartet. Stattdessen hat er ganz rabiat reagiert. Für uns natürlich großartig: Wir haben offenbar genau den wunden Punkt erreicht. Besonders positiv in Erinnerung? Ganz ehrlich, da fällt mir niemand ein. Ich habe nach den Jahren bei „extra 3“ von keinem Politiker eine höhere Meinung als vorher. Besonders souverän war niemand.

Herr Schlegl, herzlichen Dank für das Gespräch