Trotz des Erfolges bei Twitter existiert @ProSieben immer noch ziemlich autark parallel zum TV-Programm. Eine wirkliche Verknüpfung hat da noch nicht stattgefunden...
Wenn wir die Frage auf Social Media erweitern: ProSieben ist mit seinen Sendungsmarken sehr erfolgreich bei Facebook. Sieben der zehn größten Facebook-Medienaccounts beschäftigen sich mit ProSieben, allen voran „TV total“ und „Galileo“. Wenn es eine sinnvolle Idee gibt, kann man das auch mal mit den Sendungen verknüpfen, aber in erster Linie ist das für uns ein zusätzlicher Kommunikationskanal, um Kontakt zu Anhängern der Formate zu halten. Der Wert von Social Media hat sich jetzt bei einer anderen Sache sehr schön ausgezahlt: Bei „Galileo“ haben wir kürzlich als Experiment das Projekt „Galileo Smart“ durchgeführt. Dahinter verbirgt sich eine Interaktionsmöglichkeit mit Augmented Reality via downloadbarer App. Sprich: Die Zuschauer laden sich eine kostenlose App aufs Smartphone, können damit dann live bei „Galileo“-Quizfragen mitraten und sich sofort mit anderen Zuschauern vergleichen. Twitter und Facebook waren hier sehr hilfreich, um Nutzern zu erklären wie es funktioniert und unmittelbar nach dem Experiment zu erfahren, wie es von den Zuschauern aufgenommen wurde. Und es kam so gut an, dass wir “Galileo Smart“ im März erneut einsetzen – und zwar jeden Dienstag und Mittwoch bei „Galileo“.
Aber es gibt keine Gedanken Social-Media-Plattformen wie Twitter oder Facebook eigene Formate zu widmen?
Es gab und gibt Ideen, aber es sind nach wie vor nicht viel mehr als das. Deshalb lässt sich darüber jetzt nicht sprechen.
Stichwort Feedback: Lässt sich von den Reaktionen bei Twitter abschätzen, ob es am nächsten Morgen gute oder schlechte Quoten gibt?
Man bekommt bei Twitter schon deutliche Hinweise auf die Einschaltquote am nächsten Morgen. Aber es gibt auch Ausnahmen. Da gibt es so manche US-Serien, sagen wir z.B. „Gossip Girl“, die sorgen für extrem viel Gesprächsstoff bei Twitter - ohne, dass es sich bei uns in den Einschaltquoten niedergeschlagen hätte. Umgekehrt ist „Desperate Housewives“ kein so großes Thema bei Twitter, läuft aber sehr gut. Man muss also immer berücksichtigen, welche Formate welche Zielgruppen ansprechen, dann kann man aus den Reaktionen bei Twitter auch Schlüsse auf die Einschaltquoten ziehen. Als ich beispielsweise das Feedback zu „Fashion & Fame“ bei Twitter gesehen hatte, wusste ich, dass die Quote leider nicht so ausfällt, wie wir sie uns erhofft haben.
Sie hatten eben schon mal die Fans von „Gossip Girl“ angesprochen, die offenbar sehr hartnäckig und zahlreich sind. Wer ist anstrengender: Die Fans dieser Serie oder die Justin-Bieber-Fans?
Ach, niemand ist nervig. Ich finde es toll, wenn sich junge Leute für ihre Lieblingsserie engagieren und ein starkes Interesse am von selbsternannten Experten schon so oft totgesagten Fernsehen haben. Mit Justin Bieber haben wir mal einen sogenannten „Shitstorm“ erlebt, nachdem wir bei „taff“ einen ironisch-charmanten Beitrag über den Sänger gezeigt haben. Rückblickend betrachtet, ist die im Anschluss bei Twitter hochgekochte Aufregung ein toller Beleg dafür gewesen, wie stark ProSieben bei Twitter ist : Unser Dialog mit den energischen Bieber-Fans wurde über die Tweets hinaus sogar Thema für andere Medien.
Zum Abschluss ein kleiner FollowFriday: Welcher Kollege, welcher Wettbewerber aus der Branche macht denn sonst noch einen guten Job? Wen würden Sie empfehlen?
Da gibt es viele. Ich lasse jetzt mal bewusst unser Haus außen vor. Das ZDF twittert überraschend herzerfrischend. Dann lese ich gern @kneissler, @dwdl, @scherzinfarkt und den herrlichen und zu Recht Grimme-Preis-prämierten Account @tiny_tales. Das Spannende an Twitter ist eben, dass sich große und kleine Medien auf Augenhöhe begegnen und eine kleine, keine 140 Zeichen lange Idee reicht, um Fans zu gewinnen.
Herr Körfer, herzlichen Dank für das Gespräch