Ich würde nochmal gerne zurück zur „Akte“ und dem selbsterklärten Auftrag „Reporter kämpfen für Sie“: Oft geht es um kleinere Betriebe, Mittelständler oder örtliche Behörden. Man könnte fast den Eindruck bekommen, man würde große Unternehmen aus Angst um die Werbegelder meiden...

Also auch stellvertretend für unseren ersten Journalisten im Hause, kann ich da sagen: Nein, auf gar keinen Fall! Wenn die Redaktion stichhaltige, verlässliche Informationen recherchiert hat, dann widmen wir uns jedem Thema, egal wie groß die Marke oder das Unternehmen ist, das dann nicht unbedingt in positivem Licht erscheint. Weder gibt es eine Beschränkung von uns, noch hat der Sender jemals versucht Einfluss zu nehmen, weil er sich darauf verlässt, dass bei der „Akte“ gründlich gearbeitet wird.

Ich komme deswegen drauf, weil das hinter vorgehaltener Hand zum Beispiel oft der Grund ist, weswegen niemand sich an eine Neuauflage von „Wie bitte?!“ wagt. In den 90ern immerhin mal ein Primetime-Format...

„Wie bitte?!“ war groß. Das hatte aber auch einen anderen Ansatz. Da war oft auch Sarkasmus und Schadenfreude im Spiel und die Fälle wurden über die großen Firmen, nicht, wie bei „Akte“, über den Einzelfall von Rita R. aus München oder Steffi S. aus Köln erzählt. Es macht ja einen Unterschied, ob sie in erster Linie für jemanden kämpfen wollen oder gegen jemanden. Und wenn Unternehmen klug sind, nutzen Sie die Tatsache, dass wir sie auf Missstände hinweisen und beweisen Kulanz, die für sie vielleicht sogar noch gute Werbung sein kann. Das ist übrigens auch ein Grund warum die „Akte“ immer live gemacht wird: Ulrich Meyer liebt die Abmoderation von Beiträgen, wenn er berichten kann, dass sich die betroffenen Unternehmen beispielsweise kurz vor der Sendung noch gemeldet hätten.

Die „Akte“ war aber schon mal relevanter, wenn ich daran denke, wann die Sendung zum letzten Mal Schlagzeilen gemacht hat mit ihren Recherchen...

Ja, aber das wird dieses Jahr wieder passieren. Wir haben mit „Reporter kämpfen für Sie“ den intensiven Dialog mit den Zuschauern gesucht und es kam so viel interessantes Feedback, dass wir uns darauf konzentriert haben. Jetzt haben wir aber Budget für eine Investigativ-Redaktion in die Hand genommen, um auch wieder selbst aktiv zu werden und es ist unser erklärtes Ziel in diesem Jahr wieder große Themen zu breaken wie damals mit der legendären Story vom Koks im Bundestag.

Ausbau der Redaktion klingt erst mal teuer. Oder sind das dann Praktikanten?

Nein, Praktikanten sollen ein Praktikum machen, aber nicht unsere Sendungen. Das müssen wir allein schon um unserer selbst willen beachten. Damit es aber genügend qualifizierten Nachwuchs gibt, engagieren wir uns da in der Förderung in Form der METAcademy, wo es um journalistisches Grundwissen aber auch Recht-Seminare geht, was gerade bei den Themen unserer Sendungen sehr wichtig ist. Da holen wir auch externe Dozenten und haben einen Volontärs-Austausch mit der dpa organisiert. Aber generell zum Stichwort Verstärkung: Wir haben uns auch vor der Kamera verstärkt.

Ach, wen haben Sie denn unter Vertrag genommen?

META productions ist unter anderem so erfolgreich, weil es seit fast 20 Jahren eine intensive Entwicklung von Ideen und Formaten mit Ulrich Meyer gibt. Erfolgreiche Infotainment-Formate können nicht ohne denjenigen entwickelt werden, der es später moderieren soll. Daran glaube ich. Deswegen haben wir weitere Köpfe exklusiv für META productions gewonnen, mit denen wir in einer Entwicklungsgemeinschaft neue Ideen umsetzen wollen.

Namen, wir wollen Namen...

(lacht) Die beiden Köpfe sind: Uta Bresan, die insbesondere MDR-Zuschauern gut bekannt ist und Steven Gätjen, der mit journalistischem Hintergrund seit Jahren in der Welt des großen Entertainment zuhause ist. Wir glauben, dass Uta Bresan auch im Privatfernsehen, wo sie schon mal für RTL „10 Jahre jünger“ moderiert hat, gut ankommen würde. Und Steven Gätjen kann mehr als nur Hollywood, das werden Sie sehen! Das wird nicht schnell gehen, aber wir haben gemeinsam die Ruhe, den Willen und die Mannschaft tolle neue Formate zu entwickeln. Fernseh-Handwerk eben. Da bleibt auch die neue META ganz klassisch.

Herr Weiberg, herzlichen Dank für das Gespräch