Hatte es eigentlich Auswirkungen für die „Akte“ seit zwei Tage später jetzt „Kerner“ im Grunde im gleichen Genre unterwegs ist?
Reagieren mussten wir darauf nicht. „Kerner“ gehört wie die „Akte“ zur Sat.1-Infoschiene am späteren Abend. Und ich finde es übrigens sehr richtig, wenn Andreas Bartl den Begriff Informationsprogramm nicht allein auf Politik, Sport und Wetter bezieht sondern auch das meint, was Nutzwert für die Zuschauer hat. Die Formate unterscheiden sich übrigens ja auch: Inhaltlich sind wir mit „Reporter kämpfen für Sie“ sehr speziell positioniert und ein Thema wird schon mal in einem 15-minütigen Beitrag sehr lösungsorientiert behandelt. In einem Talkmagazin wird das Thema an sich im Gespräch erörtert und diskutiert.
Sie erwähnten den neuen Online-Auftritt, dann gibt es die „Ermittlungsakte“ - gibt es weitere Pläne mit der Marke „Akte“ oder gehen die Pläne von META productions über die „Akte“ hinaus?
Es gibt noch die Idee für ein SpinOff „Medizinakte“. Daran arbeiten wir schon länger, weil gerade bei diesem Thema besonders sorgfältig gearbeitet werden muss. Aber da experimentieren wir noch, daher ist das kein Projekt, das ich in diesem Jahr noch auf Sendung sehe. Aber es könnte 2012 auf der Agenda stehen. Wichtiger ist für die META, dass wir mit unserer journalistischen Kernkompetenz auch neue Ideen entwickeln und neue Kunden gewinnen - und das in einem schwierigen Markt, der momentan von sehr günstigen, geskripteten Formaten dominiert ist. Und wir haben dafür auch eine ganz konkrete Idee entwickelt.
Welche?
Wir sprechen von „erzähltem Service“, also große echte Verbraucherfälle, die gelöst wurden und die wir reenacten. Ein Stilmittel, das ja seit Jahrzehnten etabliert ist, auf ein neues Genre angewendet. Wir stellen nicht wie „Aktenzeichen XY“ oder die „Ermittlungsakte“ Kriminalfälle nach, wir wollen Verbraucherthemen - also Auseinandersetzungen mit Unternehmen, Behörden etc. - mit Mehrwert nacherzählen können. Immer natürlich auf Basis echter Fälle, weil es am Ende ja um Service und Information für den Zuschauer geht. Und da muss man, bei aller zeitgemäßen Dramaturgie und Inszenierung, verlässlich sein. Wir glauben daran, dass sich so viele kuriose, unglaubliche, aber wahre Fälle erzählen lassen, bei denen man die Protagonisten der jeweiligen Gerichtsverfahren oder Auseinandersetzungen nicht selbst vor die Kamera bekommt.
Für wen entwickeln Sie das?
Das ist bislang eine Eigenentwicklung von uns, die unserer Meinung nach sowohl den Privaten wie auch den Öffentlich-Rechtlichen gut zu Gesicht stehen würde. Das konkrete Format würde sich dann natürlich je nach Kunde ausgestalten lassen, je nachdem wie hoch der Nutzwert für den Zuschauer sein soll. Für dieses Jahr ist es unsere Zielsetzung auch im öffentlich-rechtlichen Bereich weitere Aufträge zu gewinnen, egal ob für ein Drittes Programm oder sogar das Erste. Wir haben hier genügend Projekte im Bereich Infotainment und Wissen in der Entwicklung, die wir in den kommenden Wochen bei den Sendern vorstellen wollen.
Sie sprachen vorhin von einem intensiveren Dialog mit Endemol. Was genau bedeutet das?
Es gibt bei Endemol Redaktionen und Produkte, die denen von META sehr ähnlich sind, beispielsweise „Vermisst“ oder „Verzeih mir“. Das sind recherche-intensive Sendungen. Und Endemol steht als Unterhaltungsproduzent natürlich vor der Herausforderungen, sich eine gute Redaktion wirtschaftlich auch leisten zu können. Da macht es Sinn die Stärken dort zu bündeln, wo die Recherche seit fast 20 Jahren gelernt ist. Wir haben mit Endemol sozusagen auch einen neuen Kunden gewonnen.
Das klingt relativ komfortabel. Normalerweise werden die kleineren Beteiligungen ja eher einverleibt...
Zur Strategie von Endemol müssen Sie natürlich mit Marcus Wolter sprechen, aber, so wie ich ihn und seine Strategie verstehe, sieht auch er die Kraft eben in der Spezialisierung. Da ist META productions ja nicht die einzige relativ eigenständige Marke unter dem deutschen Endemol-Dach, wenn Sie an Wiedemann & Berg denken.