Frau Panghy-Lee, zuerst mal eine ganz praktische Frage: In der Twitterwelt werden Sie von Ihren Followern konsequent geduzt. Wir kennen Sie fast nur als Nela. Wie gehen Sie im „realen“ Leben denn mit dem Duzen bzw. Siezen um?
Ich bin da immer hin und her gerissen. Auf der einen Seite ist die Medienbranche eine sehr lockere, entspannte Branche. Man ist immer schnell per Du und da irritiert es mich eher, wenn mich Fans auf der Straße fragen: „Darf ich ein Foto von Ihnen machen?“ Das klingt fremd. Ich habe auch Kinderfernsehen gemacht, da ist es auch komisch, wenn mich die Kinder siezen. Da fühl ich mich älter als ich bin. Andererseits finde ich es gerade in der Geschäftswelt schön, wenn man sich siezt. Das zeugt von einem gewissen Respekt und gerade in der heutigen, doch recht schnelllebigen Zeit sollte man gewisse Umgangsformen bewahren. Deswegen finde ich es auch nicht schlecht, wenn man sich siezt, zumindest die ältere Generation.
Stichwort Umgangsformen: Toleranz gehört auch dazu. Für heute hat ProSieben unter dem Motto „Enjoy difference. Start tolerance“ den „Tolerance Day“ ausgerufen. Was bedeutet Ihnen das?
Ich finde es toll, dass sich ProSieben so engagiert. Es ist auch, glaube ich, der einzige Sender im deutschen Fernsehen, der solch eine multikulturelle Moderatoren-Riege vorweisen kann. Schön, dass wir da ein Statement setzen können. Meine Mutter kommt aus Südkorea, mein Vater aus Ungarn, das Thema betrifft mich also auch. Außerdem bin ich sehr viel gereist und egal wo ich war, überall waren die Menschen trotz ihrer unterschiedlichen kulturellen Hintergründe auch nur Menschen wie Du und Ich. Mein Freund lebt in Saudi-Arabien und als ich ihn dort besuchte, musste ich natürlich eine Abaya tragen. Das war im ersten Moment schon seltsam, man muss sich darauf einlassen. Egal wo auf der Welt, die Menschen wollen alle respektiert werden. Leider geht der Gedanke, tolerant mit seinen Mitmenschen umzugehen und deren Kulturen anzuerkennen in der heutigen Zeit etwas verloren. Da finde ich es richtig, dass ProSieben als Meinungsmacher ein Statement setzt, gerade auch mit uns Sendergesichtern.
Aber was soll so ein Thementag bei einem Sender konkret bewirken?
Natürlich wird es keine unmittelbare Auswirkung haben, nur weil ProSieben zu mehr Toleranz auffordert. Ich glaube aber, dass solche Aktionen und Kampagnen kleine, unbewusste Eindrücke hinterlassen. ProSieben regt zum Nachdenken an. Dass man sich hinsetzt und denkt, ach stimmt, die türkische Familie aus dem dritten Stock kenne ich gar nicht, das kann ich doch ändern. Oder, dass man Mitmenschen auf der Straße, die ein Kopftuch tragen, nicht sofort verurteilt. Ich hoffe einfach, dass wir mit unserem Tag eine positive Emotion erzeugen können. Damit hätten wir schon sehr viel erreicht.
Sie sprachen schon die lockere Medienbranche an. Wie tolerant erleben Sie die TV-Welt?
Als ich zum Fernsehen kam, gab es kaum Asiaten im deutschen Fernsehen. Damals war Minh-Khai Phan-Thi von VIVA noch mein großes Vorbild. Sie hat mich motiviert. Damals dachte ich, das will ich auch machen. Deswegen finde ich es heute umso toller, „taff“ mit Daniel Aminati moderieren zu können, wir sind ein komplett multikulturelles Moderationsteam, das ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Wir sprachen am Anfang ja schon mal über Twitter. Sie sind da sehr aktiv. Was reizt Sie daran?
Meiner Meinung nach sind Facebook und Twitter ganz tolle Plattformen, um schnelles, direktes und ungefiltertes Feedback von den Fans zu bekommen. Mir macht es sehr viel Spaß, abends nach der Sendung zu gucken, was die Leute auf diesen Plattformen geschrieben haben. Wie fanden sie unsere Themen? Wie hat ihnen mein Outfit gefallen? Es reizt mich, dass ich die Fans auf diese Art und Weise in mein berufliches Leben involvieren, sie daran teilhaben lassen kann. Dort kann ich mich wirklich 24 Stunden am Tag präsentieren. Im TV ist es netto gerade mal eine knappe Stunde pro Woche, die man von mir sieht. In meinen Profilen kann ich eine andere Facette zeigen, und Leuten, die es interessiert, einen Einblick in mein Leben geben. Wirklich Privates halte ich aber natürlich auch privat. Gemeinsam mit Followern fern zu sehen, das ist als ob Du mit einer Freundin auf dem Sofa liegst und dich über diesen Film kaputt lachst. Außerdem nutze ich diese Möglichkeiten eben auch zur privaten Kommunikation, da mein Freund nunmal im Ausland lebt. Web 2.0 ist für mich die Plattform der Zukunft.