n-tv-Geschäftsführer Johannes Züll im Gespräch
DWDL: Beim Thema Nachrichtenfernsehen in Deutschland gibt es zwei spannende Themen: Das Duell n-tv gegen N24 und, darum soll es auch zunächst gehen, die Frage nach den schwarzen Zahlen. Wie sieht es da aktuell bei n-tv aus?
Johannes Züll: Wir haben uns das Ziel gesteckt im nächsten Jahr die schwarzen Zahlen zu erreichen und sind auch auf dem besten Wege dahin.
DWDL: Helfen soll dabei auch der Umzug nach Köln. Was ist bei dem Thema der Stand der Dinge?
Johannes Züll: Wir sind dabei derzeit sukzessive umzuziehen und parallel in Köln das neue Sendezentrum aufzubauen. Wir liegen gut im Zeitplan und werden schon im September aus Köln senden können. Am 4. Oktober ist dann der offizielle Start in Köln.
DWDL: n-tv baut neue Studios. In Frankfurt für die Börsenberichterstattung, aber auch in Köln und Berlin. Wie hat man sich dann künftig die Aufteilung Köln/Berlin vorzustellen?
Johannes Züll: Die Nachrichten- und Wirtschafts-Anchor werden in Köln sitzen, die Bereiche Politik und Talk bleiben in Berlin. Die politische Berichterstattung sowie die Hintergründe in den Talkshows kommen also weiter direkt aus der Hauptstadt.
DWDL: Wie muss man sich denn die neuen n-tv-Studios vorstellen?
Johannes Züll: Unsere Maxime war Evolution statt Revolution. Wir wollen den Zuschauer mitnehmen. So arbeiten wir beim Design weiterhin mit der Farbe Blau und dem roten Strich, von da aus wird sich der Zuschauer wiederfinden. Wir haben zwei neue Anchor-Sets in Köln: Einmal ein reales Set mit dem n-tv -Newsroom im Hintergrund und ein virtuelles Set, bei dem aber auch ein Newsroom angedeutet wird.
DWDL: Beim n-tv-Screening sparten sie auch nicht mit Vergleichen zu Konkurrent N24 und sprachen bei der Reichweite von einer 3 zu 1-Situation. Können sie das näher erläutern?
Johannes Züll: Die Angabe bezieht sich auf den gesamten Bereich Wirtschaft. Bei den „Märkten am Morgen“ liegen die Marktanteile bei 1,3 zu 0,3 Prozent, bei den Mittagsstrecken sind es 0,6 zu 0,2 Prozent und bei den Wirtschaftssendungen am Abend, sieht es mit 0,3 zu 0,1 Prozent genauso aus. Bei der reinen Politikberichtungserstattung, bei Live-Events und gerade beim Talk ist der Vorsprung meist sogar noch größer.
DWDL: Gerade vor dem Hintergrund des Umzugs nach Köln, und damit in die Nähe von RTL, stellt sich die Frage: Wie eigenständig bleibt n-tv?
Johannes Züll: Grundsätzlich ist n-tv eigenständig. n-tv hat seine eigene Chefredaktion und macht seine eigene Programmplanung. Wir arbeiten mit RTL als Agentur in Deutschland zusammen. Unsere Reporter sitzen in beispielsweise physisch in RTL-Büros und wir teilen uns, wenn möglich, Satelliten-Übertragungswagen mit RTL. Darüber hinaus arbeiten wir im Dokumentationsbereich sowohl mit CNN als auch mit RTL zusammen. Im Bereich Magazine haben wir viele verschiedene Produzenten. Auch hier ist einer davon RTL. Die Wirtschaftsmagazine produzieren wir in Eigenregie, aber bei den Magazinen am Wochenende arbeiten wir grundsätzlich mit Partnern zusammen.
DWDL: Stichwort Sport. Konkurrent N24 zeigt Ende August erstmals ein Fußball-Spiel live in der PrimeTime. Wäre so etwas auch bei n-tv denkbar?
Johannes Züll: Das wäre bei n-tv so in der Form nicht denkbar, schon weil wir grundsätzlich immer zu jeder vollen Stunde Nachrichten haben. Also wenn sich die Veranstalter mit den Anfangszeiten nach n-tv richten würden, wäre das natürlich denkbar (lacht), aber die interessanten Sachen würden wir uns dann im Hinblick auf die Rechtekosten wahrscheinlich ohnehin nicht leisten können. Das Formel 1-Training hingegen passt sehr gut zu uns, da es auch in die volle Stunde passt. Aber für eine BreakingNews werden wir auch immer aus der Formel 1-Übertragung herausgehen. Wir sind in erster Linie Nachrichtensender, in zweiter Linie ein Live-Sender und, in dritter Linie, bieten Programme im nachrichtenaffinen Umfeld - da gehört dann sicher auch Sport dazu.
DWDL: Die letzte Frage ist ein Klassiker bei DWDL. Wie würden Sie unser Kürzel frei übersetzen?
Johannes Züll: "Deutsche Wirtschaft darf lachen". Das ist das Motto für die Zukunft, hoffe ich.
DWDL: Herzlichen Dank für das Gespräch.
Johannes Züll: Ich danke Ihnen.