Herr Schmidt, wie viele Interviews haben Sie eigentlich in den vergangenen Wochen vor Ihrer Rückkehr zu Sat.1 gegeben?

Soweit ich richtig gerechnet habe, waren es 14. 

Ich bin überrascht. Sie zählen noch mit?

Ja, natürlich. Die sind ja alle handverlesen. In Wirklichkeit waren es noch viel mehr Anfragen. 

Man hätte erwarten können, dass Sie die vielen Interviews einfach nur noch über sich ergehen lassen.

 Nein, dem ist nicht so. Ich gebe wahnsinnig gerne Interviews – nicht immer, aber zur Zeit habe ich wirklich Lust darauf und stürze mich voll und ganz rein.

Da fehlte eigentlich nur noch ein Auftritt in einer der vielen ARD-Talkshows.

Das war nicht notwendig. Ich mag die schriftliche Form viel lieber und bin auch stets gespannt, wie das Interview dann im Blatt aufgemacht ist.

Spannend sind in diesem Zusammenhang ja die Überschriften. Da war bei Ihnen in den letzten Tagen zu lesen „Ich möchte dem Land was zurückgeben“, „Ich werde die Menschen lieben“ oder „Ich bin der Einzige, der es kann“...

… nicht zu vergessen: „Ich habe keine Erektionsprobleme“. Das war ganz groß, in der „TV Digital“, glaube ich - keine Ahnung, wieso die sich so dafür interessiert haben.

Klingt alles jedenfalls so, als sei Tiefstapeln in Ihren Interviews tabu?

Hundertprozentig. Mich langweilen auch diese ausgewogenen Interviews, wo dann beim Gegenlesen alles wieder rausgekürzt und geglättet wird. Es ist absolut tödlich, wenn bei solchen Interviews ein Presseberater dabei sitzt. Ich lese meine Interviews auch gegen, aber nur um noch einmal einen letzten Eindruck zu bekommen – und ich korrigiere wirklich weniger als ein Prozent. Meistens sind das dann nur irgendwelche Zahlen oder Namen. Aber ich finde: Unterhaltung geht eindeutig vor Wahrheitsgehalt.

Also alles für die Pointe?

Definitiv. Ich rede mich immer in einen Antwortenrausch rein und in diesem Delirium laufe ich dann zu großer Form auf. Eigentlich zum ersten Mal wieder in deutscher Sprache seit Nietzsche.

Kommt's denn auch vor, dass Sie beim nochmaligen Lesen überrascht darüber sind, was Sie eigentlich vorher geantwortet haben?

Ich bin immer so gut wie der Interviewer. Ich stelle zunehmend fest, dass gute Interviewer die spannenden Sachen heraushören und das Gespräch entsprechend gut bauen können. Wer nicht so gut ist oder wer auch weniger Platz hat, verknappt es häufig – die Interviews sind in Wirklichkeit oft noch besser als sie sich am Ende lesen.